10 - Weihnachten

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„Harry, Harry wach auf", flüsterte Ginny und stupste mich an. Ich stöhnte, drehte mich zur Seite und öffnete die Augen. Meine Frau lächelte mich an.

„Guten Morgen, du Langschläfer", sagte sie und küsste mich.

„Morgen"

Ich musste lächeln. Immer wenn ich jeden Tag zuerst in ihr wunderschönes Gesicht blickte, wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte, nämlich dass ich die schönste, attraktivste und liebevollste Frau geheiratet habe.

„Wann gehen wir heute zu deinen Eltern?"

„Erst heute Abend und dann schlafen wir dort. James und Albus schlafen in Fred und George's altem Zimmer und wir mit Lily in meinem alten Zimmer, wenn es ok für dich ist"

Ich lächelte.

„Klar, aber ist das für Lily in Ordnung?"

„Ich hab sie gestern gefragt und ihr würde es nichts ausmachen, du weißt ja, dass sie sehr unkompliziert ist"

Das stimmt. Lily war von unseren Kindern wirklich die, die immer am unkompliziertesten war. Sie hatte uns noch nie wirklich Probleme gemacht, im Gegensatz zu ihren Brüdern.

„Ja, ich weiß. Und wer kommt noch von deinen Brüdern? Es werden doch nicht alle kommen..."

„Also es kommen Charlie, Ron, Hermine, Rose und Hugo. Bill und Fluer sind in Frankreich bei Fluer's Familie und Percy möchte dieses Jahr Weihnachten alleine feiern. George und Angelina haben auch was vor, aber ich weiß nicht genau was"

„Ok, dann wird es dieses Jahr ja eine kleinere Runde", stellte ich fest.

Ich stand auf, weckte James und Albus; Lily war schon aufgestanden. Dann machte ich Frühstück und der Vormittag ging sehr schnell rum.

Nach dem Mittagessen setzten wir uns alle in den Garten. James hatte die Idee, dass wir ja Quiddich spielen könnten und das taten wir auch. Albus hatte keine Lust (er mochte Quiddich nicht sonderlich), weshalb er den Schiedsrichter machte. James und ich bildeten ein Team und Ginny mit Lily, so hatten wir dieselben Chancen. James wollte unbedingt gewinnen und strengte sich ziemlich an. Da ich seit Ewigkeiten nicht mehr Quiddich gespielt habe und mittlerweile auch nicht mehr der Jüngste bin, war es für mich auch nicht sehr leicht. Am Ende gewannen wir mit 180:70.

„Gut gespielt, Dad!", sagte James und klatschte ein. Er sah sehr zufrieden aus.

„Du aber auch", sagte ich und grinste. „Du bist viel besser als dein alter Vater"

„So alt bist du nun auch wieder nicht", sagte Ginny grimmig und schaute mich beleidigt an.

Ich legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss.

„Wer war denn hier bis zu Lily's Geburt professionelle Quiddichspielerin?"

„Gut, du hast Recht", sagte sie und seufzte. „Lily, das nächste Mal machen wir die fertig", sagte sie entschlossen. Ich grinste. Ich mochte ihre Entschlossenheit und ihren starken Willen.

„Leute, es ist schon spät, müssen wir nicht los?", warf Albus ein.

„Ja, Albus. Macht euch jetzt fertig, hopp hopp", sagte Ginny und schob James, Albus und Lily zur Tür rein.

Als wir alle fertig waren, apparierten wir in den Fuchsbau. Molly empfing uns alle mit einer dicken Umarmung. Wir stellten unsere Sachen ab und setzten uns an den Tisch, wo das Essen schon fertig zubereitet stand. Ron und Hermine waren auch schon da. Lily setzte sich zu Hugo, Albus und James zu Rose und Ginny und ich setzten uns neben Ron und Hermine.

Wir hatten einen schönen Abend; die Kinder hatten sich und machten ihr eigenes Ding und ich merkte, wie Ginny sich freute, dass sie endlich mal wieder ihre halbe Familie sehen konnte, da wir alle nicht mehr so viel Zeit haben uns ständig zu treffen. Da Ron nicht mehr im Zaubereiministerium arbeitet, seh ich ich auch nur noch seltener, Hermine aber öfter, da sie ja Zaubereiministerin ist und sie mir und meinem Büro täglich einen Besuch abstattet.

„So und jetzt ab ins Bett mit euch", sagte Molly zu den Kindern, als sie gerade Zauberschach spielten.

„Grandma ich bin fast siebzehn, bitte", sagte James genervt. Er hasste es zeitig ins Bett gehen zu müssen.

„James, du auch. Ich kenn dich doch", sagte Ginny. „Wenn es um Geschenke geht, dann..."

„Ja, ich hab's verstanden", sagte er und verrollte die Augen. Komm, Al"

Er zog seinen Bruder mit sich hoch und Rose, Lily und Hugo folgten ihnen.

Nach zwei Stunden gingen Ginny und ich auch ins Bett und versuchten leise zu sein, da Lily schon schlief. Ich ging an ihrem Bett vorbei und küsste sie auf die Stirn, dann legte ich mich neben Ginny in ihr Bett. Sie saß aufrecht da und zitterte.

„Ist dir kalt?", flüsterte ich.

Ginny nickte leicht.

„Ja, aber nur ein b-bisschen. Es ist im Winter immer kalt in diesem Zimmer"

Ohne zu zögern, zog ich sie an mich ran und legte meine Arme um sie, damit ich sie wärmen konnte. Ich hasste es, wenn sie fror und wollte nicht, dass sie sich erkältete. Ginny schmiegte sich an mich und legte ihren Kopf auf meine Brust.

„Gleich wird dir wärmer", flüsterte ich und küsste sie auf den Kopf. Ich spürte, wie sich ihr Körper entspannte und ich genoss es, meine Frau so nah bei mir zu haben.

„Gute Nacht", flüsterte Ginny und schlief mit einem Lächeln in meinen Armen ein.

Am Weihnachtsmorgen stürmten sofort alle runter ins Wohnzimmer. Als Molly den Startschuss fürs Geschenke Auspacken gab, war James der erste, der seine Geschenke aufriss. Albus und Lily gingen sehr vorsichtig damit um und packten langsam aus, weil sie das Papier nicht kaputt machen wollten. Das hatten sie eindeutlich von Ginny geerbt und als ich James weiter beobachtete, erinnerte ich mich an sein erstes Weihnachten, als er zehn Monate alt war...

- Flashback -
25. Dezember 2004
Es war ein schöner, kalter Morgen, als ich auf der Terrasse stand, und die frische Winterluft einatmete. Ich hatte die Nacht nicht besonders viel geschlafen, da James uns zwei Mal geweckt hatte und einmal eine halbe Stunde am Stück geschrien hatte.
Als ich wieder drinnen war, ging ich in James' Zimmer und schaute, ob er schon wach war. Er lag mit neugierigen, offenen Augen im Bett und als er mich sah, richtete er sich auf und stellte sich hin. Erst seit letzter Woche hatte er gelernt, wie man steht (er stützte sich aber noch ab). Ich fand es einfach krass, wie schnell er sich entwickelte. Ich hob ihn aus dem Bett und küsste ihn auf die Stirn. Ich versuchte meine Trauer über die Fehlgeburt zu verbergen.
„Guten Morgen, mein Schatz", sagte ich und lächelte. „Wollen wir zu Mummy gehen?"
James lächelte.
„Mummy", sagte er und deutete mit seinen Fingern auf die Tür zu unserem Schlafzimmer. Mich machte es stolz, dass er schon Mummy und Daddy sagen konnte, aber Daddy war sein erstes Wort gewesen.
Ich ging mit ihm auf den Arm rüber und weckte Ginny sanft, dann legte ich James in die Mitte und wir kuschelten noch eine Weile. Nach dem Frühstück packten wir die Geschenke aus und James versuchte das Papier zu zerreißen, weil er ungeduldig wurde. Ginny und ich mussten lachen. Wir lachten zum ersten Mal wieder seit Wochen.
„Komm James, ich helf dir", sagte ich und packte ein kleines Auto aus, womit er sofort anfing zu spielen. Wir beobachteten ihn und waren glücklich, dass wir dieses Jahr zu dritt waren, aber wir trauerten im Stillen immer noch.
„Frohe Weihnachten", flüsterte Ginny und küsste mich.
„Frohe Weihnachten", sagte ich.  Dann legte ich meine Arme um sie und wir beobachteten James und auch wenn er mal sehr anstrengend sein konnte; er ist das Beste, was uns jemals passiert war und auch wenn wir sie verloren hatten: wir hatten schon einen wunderbaren Sohn und ich lernte jeden Tag mehr darüber dankbar zu sein.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt