42 - Die erste Begegnung mit Teddy

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- Flashback -
                                                             10.05.1998
Acht Tage waren seit dem Krieg vergangen. Inzwischen wohnte ich im Fuchsbau, aber vorerst nur über den Sommer. Ich hatte mit Kingsley abgesprochen, dass ich im September mit meiner Ausbildung zum Auror anfangen könnte und ich dann in einer Wohnung in London leben würde, die mir das Ministerium finanzierte. Ginny geht wieder nach Hogwarts und ich kann mich voll und ganz auf die Ausbildung konzentrieren. Mein Magen zog sich zusammen, wenn ich daran dachte, dass ich von Ginny bis auf Weihnachten und Ostern ein Jahr getrennt sein würde. Aber unsere Beziehung würde das überstehen. Alles war gut, so wie es war.
Das wusste ich auch, als ich aufwachte und neben mir eine wunderschöne rothaarige Gestalt schlief. Naja, eigentlich tat sie nur so.
„Beobachtest du mich?", fragte Ginny und lächelte mich an.
„Ja", sagte ich. „Du bist eine schöne Aussicht"
Ich beugte meinen Kopf zu ihr und küsste sie auf die Stirn. Auch wenn wir seit knapp einer Woche wieder zusammen waren, konnte ich es immer noch nicht fassen und war überglücklich.
„Wie spät haben wir es, Harry?"
Ich sah auf die Uhr von Fabian Prewett.
„Viertel vor neun"
„Ok, dann sollten wir mal aufstehen. Um zehn Uhr kommt Andromeda mit Teddy vorbei. Naja sie bringt ihn eigentlich nur vorbei, damit du ihn kennenlernen kannst und wir auf ihn aufpassen. Sie ist sehr beschäftigt, du weißt ja warum"
Ich schluckte. Das hatte ich völlig vergessen. Heute würde ich zum ersten Mal meinen Patensohn kennenlernen. Ich freute mich Teddy zu sehen, aber andererseits hatte ich sehr große Schuldgefühle.
„Harry, es ist alles ok", sagte Ginny, als sie bemerkte, dass ich in meinen Gedanken ganz woanders war. „Niemand, wirklich niemand wirft dir etwas vor. Sie wurden von Voldemort getötet. Wie Fred. Du kannst nichts dafür"
Sie umarmte mich.
„Ich hoffe nur, dass ich ein guter Pate für ihn sein kann, Gin. Das bin ich Lupin schuldig"
„Das wirst du. Da bin ich mir sicher"
Sie küsste mich auf den Kopf und wuschelte mir durch das Haar.
„Deine Platzwunde ist geheilt", stellte sie fest und fuhr sanft über die Stelle.
„Schade, jetzt siehst du nicht mehr so draufgängerisch aus"
„Wollten wir nicht frühstücken gehen?"
Ich schüttelte den Kopf und grinste. Wir zogen uns beide an und dann gingen wir in die Küche. Alle saßen beisammen, doch die Stimmung durch Freds Tod war traurig, aber auch gleichzeitig froh, da der Krieg endlich vorbei war.
„Brötchen, mein Schatz?", fragte Ginny's Mum und hielt mir den Brotkorb hin.
„Danke, Molly", sagte ich und lächelte. Seit letzter Woche hatte sie darauf bestanden, dass ich sie und Arthur bei ihrem Vornamen nennen sollte. Sie war sehr überrascht, als Ginny und ich ihr von unserer heimlichen Beziehung erzählt hatten, aber sie hatte sich zu meiner und Ginny's Überraschung sehr gefreut. George munterte es auf und freute sich für uns. Auch Ron hatte es ohne mit der Wimper zu zucken, akzeptiert und sehr positiv aufgenommen. Aber ich hatte ihm schwören müssen, dass ich sie nie wieder verletzte und dafür hatte er mir geschworen nicht Hermine zu verletzen.
Nach dem Frühstück räumten wir auf und ging ich mit Ginny auf ihr Zimmer, da wir noch etwas Zeit hatten.
„Hast du eigentlich schon mal auf Babys aufgepasst?", fragte ich Ginny.
„Klar, was denkst du denn? Wir haben sehr viel Bekanntschaft in den Nachbardörfern und ich habe manchmal mit meiner Mum in den Sommerferien auf Babys oder kleine Kinder aufgepasst. Warum fragst du?"
Ich sah sie an.
„Ich habe noch nie ein Baby gehalten oder berührt"
Ginny nahm meine Hand.
„Keine Sorge, das ist nicht schwer. Ich zeig es dir einfach"
Wir hören Stimmen von unten.
„Harry, Ginny, Teddy ist da!"
Wir gingen runter und mir stockte der Atem. Molly stand da und lächelte uns an. Auf ihrem Arm schlief Teddy, der jetzt türkise Haare hatte. Er war viel kleiner, als ich ihn mir vorgestellt hatte.
„Wo ist Andromeda, Mum?", fragte Ginny.
„Sie ist schon gegangen. Es ist alles okay, sie ist nur sehr beschäftigt"
Ich fühlte wieder diese Schuld.
„Harry, möchtest du ihn mal halten?", fragte sie freundlich.
„Gib ihn mir, ich zeige es Harry", sagte Ginny und nahm liebevoll Teddy aus den Armen ihrer Mutter.
„Gut, ich lass euch mal allein"
Wir setzten uns auf das Sofa. Ginny wiegte Teddy sanft in ihren Armen, dann drehte sie sich zu mir.
„Okay, Harry. Mach deine Arme auf, so wie ich sie jetzt habe"
Ich folgte ihren Anweisungen. Dann legte sie mir Teddy in die Arme und ich hielt ihn fest. Ich wollte ihn anfassen, doch irgendwie traute ich mich nicht.
„Darf...darf ich ihn berühren oder tut ihm das weh?", fragte ich Ginny. Man, war das peinlich. Ginny lachte.
„Aber natürlich"
Ich nahm meinen Finger und strich ihm über den Kopf. Er war so klein. Wie konnte ein Mensch nur so klein sein?
„Er, er ist wunderschön", flüsterte ich atemlos und drückte ihn schützend an mich. Ginny rückte näher und schmiegte sich an meine Schulter.
„Ja, das ist er"
Und in diesem Moment vergaß ich meine Schuldgefühle, ich vergaß Remus und Tonks. Alles was zählte, war der kleine Junge, der jetzt in meinen Armen ruhte und schlief, noch nicht dessen bewusst, dass er keine Eltern mehr hatte. Doch ich würde dafür sorgen; ich musste dafür sorgen, dass er eine bessere Kindheit haben würde als ich. Er sollte sich niemals alleine fühlen. Ich würde immer für ihn da sein und ihn beschützen.
Und als ich Ginny ansah, schwor ich mir, dass ich immer auf Teddy aufpassen und ihn wie ein eigenes Kind lieben würde, auch, wenn ich es erst lernen musste.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt