39 - Auror oder Familie?

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2 Wochen später...

„Warte, noch nicht die Augen aufmachen"

„Ich will jetzt verdammt nochmal die Augen öffnen. Du spannst mich schon den ganzen Tag auf die Folter"

„Das war mein Plan"

Ich musste grinsen.

„Ich hasse dich gerade so sehr, Potter", fauchte Ginny.

„Und ich liebe dich auch", erwiderte ich und ließ mich nicht einschüchtern. Wenn sie sehen würde, wohin ich sie entführt hätte, würde sie ihre Worte noch bereuen.

Vor einer Woche hatten wir beschlossen in den Urlaub zu fahren. Da Ginny in ihrem Zustand nicht apparieren konnte, konnten wir nicht allzu weit weg zu fahren. Es sollte eine Überraschung werden, weshalb Ginny jetzt mit verbundenen Augen im Auto saß.

„Wie lange noch?", fragte sie genervt.

„Nicht mehr weit"

Und nach zehn Minuten waren wir da. Ich half ihr aus dem Auto und führte sie in das Haus. Es war ein großes Ferienhaus am Strand, perfekt zum Entspannen. Hand in Hand stiegen wir die Treppen in den ersten Stock hoch. Dann führte ich sie auf den Balkon, wo man einen schönen Blick auf das Meer hatte.

„Ok bist du soweit?"

Ginny riss sofort die Augenbinde ab.

„Ich erlaube dir deine Augen zu öffnen"

Ginny öffnete ihre Augen und hielt den Atem an. Sie konnte sich kaum rühren, so fasziniert war sie. Eine Weile beobachteten wir, wie die Wellen rauschten und plötzlich fiel Ginny mir um den Hals.

„Harry, das...das ist wunderschön", sagte sie gerührt und wischte sich die Tränen weg, die ihr so schnell gekommen waren.

„Siehst du? Da hat sich doch das lange Warten gelohnt"

„Auf jeden Fall. Wie bist du darauf gekommen?"

„Du hattest schon immer gesagt, dass du mal unbedingt mit mir ans Meer willst und da dachte ich, das wäre hier der perfekte Ort für einen Urlaub zu zweit. Außerdem sollte es etwas Besonderes sein, denn das wird wohl unser letzter Urlaub allein auf Dauer sein. Naja...bis unser Schatz jedenfalls in Hogwarts ist"

Ginny küsste mich und ich erwiderte den Kuss. Ich fuhr durch ihr mittellanges, glattes Haar und legte meine Hand auf ihren Rücken.

„Ich liebe dich so sehr", flüsterte sie.

„Das klang vorhin aber völlig anders. Ich zitiere: Ich hasse dich gerade so sehr, Potter"

„Tut mir leid, ich bin schwanger. Stimmungsschwankungen sind normal", versuchte sie sich zu retten.

„Jaja, ich weiß schon. Aber es gefällt dir wirklich?"

„Ja, aber wie viel Geld hast du denn bitte dafür ausgegeben?"

„Über Geld spricht man nicht, Mrs Potter"

Ich zog sie hinter mir her und führte sie durch das Haus. Im oberen Stock war ein riesiges Schlafzimmer, wodurch man direkt zum Balkon gehen konnte. Dann gab es noch ein Bad mit Whirlpool, einer Doppeldusche und einer Badewanne. Im unteren Stockwerk waren Küche und Wohnzimmer zusammen, aber auf großer Fläche.

„Es ist wunderschön hier", sagte Ginny und ließ sich müde auf die Couch fallen, nachdem wir alles ausgepackt hatten. Mittlerweile war es schon dunkel geworden. „Was wollen wir jetzt machen?"

„Keine Ahnung. Ich mach uns erstmal Abendbrot und dann können wir ja baden gehen oder so. Hast du schon oben den Whirlpool gesehen?"

„Ja, der ist wirklich groß. Aber Harry, ich habe keine Badesachen mit"

„Wie wäre es mit Accio?"

„Harry, wir sind kilometerweit von Zuhause entfernt, das geht nicht. Und stell dir mal vor, im Nachbarhaus sind gerade Muggel und sehen, wie ihr Badezeug durchs Haus fliegt"

„Na gut, dann eben Plan B"

„Und der wäre?"

„Das weißt du genau", meinte ich und versuchte verführerisch zu schauen, was aber nicht ganz so funktionierte.

„Du bist unmöglich, Harry Potter", sagte Ginny und lächelte.

Ich war mir wirklich nicht sicher, ob sie das mitgemacht hätte, doch zwei Stunden später saß sie neben mir im blubbernden, lauwarmen Wasser und hatte den Kopf auf meine Brust gelegt. Ich genoss ihre Nähe und kraulte ihren Kopf.

„Jetzt ist gerade alles perfekt", stellte Ginny fest. „Du und ich, allein"

„Das ist falsch"

Ich legte meine Hand auf ihren Bauch, der jetzt schon sehr hervorstach und spürte, wie mir das Kleine einen Tritt verpasste. In den letzten Wochen hatte es sich schon immer mehr bewegt und getreten, wenn es meine Stimme gehört hatte.

„Du weißt, wie ich das meine. Natürlich freue ich mich schon riesig auf das Baby und ich vermisse auch James, Al und Lily, aber manchmal ist es auch einfach nur schön, mal Zeit mit dir allein zu verbringen. Wenn die Kinder in Hogwarts waren, sind wir so viel arbeiten gegangen...du hast dein Job als Auror und warst ständig im letzten Jahr nur auf Einsätzen. Jetzt realisiere es erst, wie schön das ist, wenn du mal durchgängig da bist. Ich hab dich vermisst, Harry"

Sie schmiegte sich an mich.

„Ich verstehe dich, Gin... weißt du ich hab mir was überlegt"

Schon länger schwebte mir dieser Gedanke durch den Kopf und jetzt war die beste Gelegenheit, Ginny es zu sagen.

Ginny sah mich fragend an.

„Wie wäre es, wenn ich meinem Job als Auror kündige und einfach im Büro weiter arbeite? Als Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung kann ich das tun. Dann könnte ich auch mehr von Zuhause arbeiten und auf das Baby aufpassen, sodass du vielleicht ein Jahr nach der Geburt wieder arbeiten gehen könntest"

„Nein, Harry", sagte Ginny bestimmt. „Ich will nicht, dass du wegen mir deinen Job kündigst. Du liebst ihn"

„Gin, ich liebe DICH und ich würde alles für dich tun. Außerdem werde ich immer älter und es gibt so viele junge Auroren. Ständig bekomme ich Bewerbungen zu lesen. Es würde ein schwerer Schritt werden, aber mir hat mein Job früher mehr Spaß gemacht. Jeden Tag, an dem ich einen Einsatz habe, riskiere ich mein Leben und das möchte ich nicht mehr tun, wenn ich weiß, dass ich vier Kinder und eine Frau habe, die mich brauchen. Unser Kind soll nicht mit einem Vater aufwachsen, der keine Zeit hat und nur arbeitet. Ich habe lange genug Leben gerettet und für Sicherheit in unserem Land gesorgt. Deshalb wär jetzt der Moment, wo ich einen Schlussstrich ziehen könnte"

Ginny schluckte.

„Harry, ich bin sprachlos. Wirklich. Aber bist du dir zu hundert Prozent sicher, dass du das willst? Ich kann auch mit dem Baby Zuhause bleiben"

„Schatz, du hast mich gehört. Ich will es. Ich will dich und das Baby. Ich will meine Familie, denn die ist mir millionen Mal wichtiger, als ein Job. Ich werde kündigen"

Ginny schlang ihre Arme um meinen Hals und fing an, mich stürmisch zu küssen. Ich drückte sie sanft ins Wasser und umklammerte ihren Körper, der jetzt ganz nah an meinen gepresst war.

„Danke", sagte Ginny und ließ sich in meine Arme fallen. „Für alles, was du für mich tust. Für uns..."

Ich nahm ihre Hand auf und legte sie auf ihrem Bauch. Mit der anderen strich ich darüber.

„Ich würde alles für euch tun"

Und in diesem Moment trat uns das Baby.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt