4 - Die Liebe zu einer Tochter

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- Flashback -

                                                      November 2002
Ich saß an meinem Schreibtisch und erledigte mal wieder langweilen Papierkram. Es klopfte an der Tür und ich hatte Hoffnung, dass ich irgendwie von der Arbeit erlöst wurde. Die Tür ging auf und ein aufgewühlter Ron kam herein.
„Harry, Hermine ist im St Mungos mit Ginny. Ich habe gerade einen Patronus bekommen. Sie hatte plötzlich starke Blutungen und die Heiler mussten einen Eingriff bei ihr machen. Ich wollte dir nur Bescheid geben und-"
Ehe er zu Ende konnte, war ich auch schon weg. Ich dachte sofort an das Baby und bekam Herzrasen. Weder Ron noch Hermine wussten etwas von der Schwangerschaft, da Ginny noch nicht so weit war und wir es deshalb noch nicht sagen wollten.
Ich apparierte sofort ins St Mungos und traf dort auf Hermine. Sie sah sehr besorgt aus und ich bekam wirklich Angst.
„Hermine, was ist passiert? Wo ist Ginny?", fragte ich und dann stiegen ihr die Tränen ins Gesicht. Nein, das konnte nicht sein. Sie durfte es nicht sein...
„Oh Harry, es tut mir so leid. Ginny geht es gut, aber das Baby. Es ist..."
Die Antwort konnte ich mir selbst denken. Ich sank auf einen Stuhl und konnte es nicht fassen. Wir hatten unser Baby verloren. Es kam zwar ziemlich ungeplant, wir hatten ja erst im Sommer geheiratet aber trotzdem haben wir uns riesig darauf gefreut.
„Wo ist Ginny", brachte ich nur heraus. Ich wollte bei ihr sein, alles was jetzt zählte, war sie. Hermine nannte mir die Station wo sie lag und ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr.
Als ich vor ihrem Zimmer angekommen war, klopfte ich leise. Ich trat ein und sah, dass sie aufrecht auf ihrem Bett saß. Sie sah sehr geschafft und mitgenommen aus. Ihr Gesicht war rot und ihre Augen feucht. Sie hatte geweint. Selbst mir war jetzt auch nach Weinen, ich hasste es meine Frau so zu sehen, aber ich ließ es nicht zu; ich musste stark sein. Ich setzte mich neben sie und nahm sie in den Arm. Uns beiden tat das gut und wir saßen schweigend einfach eine ganze Weile auf dem Bett und hielten uns gegenseitig fest. Jegliches Zeitgefühl war verschwunden.
„Wie geht es dir?", fragte ich und trocknete ihre Tränen.
„Ich denke den Umständen entsprechend gut", sagte sie schlicht. „Die Heiler meinten, dass ich bald wieder nach Hause kann", und sie lächelte matt.
„Tut mir leid, dass ich nicht da war", sagte ich. „Ron kam erst-"
„Ich wollte nicht, dass du zusehen musstest", sagte sie und war den Tränen nah. „Danke, dass du jetzt da bist", sagte sie und schluchzte an meiner Brust. Ich fuhr ihr durch die Haare und mir wurde bewusst, dass die nächste Zeit für uns nicht einfach werden würde...
„Und nur Hermine wusste von dem Baby?"
Ginny nickte.
„Harry, ich...ich muss dir noch was sagen", weinte sie und sah mich an. „Und vielleicht wirst du mich dann verlassen"
Ich sah ihr tief in die Augen und strich ihr eine Träne aus dem Gesicht.
„Das würde ich niemals tun. Warum sollte ich?"
„Weil...weil ich eigentlich keine Kinder bekommen kann", sagte sie und fing wieder an zu weinen.
„Was heißt das?"
„Es liegt bei mir an einem Gendefekt. Die Heiler sagten, dass diese Schwangerschaft pures Glück war und eigentlich nicht möglich gewesen wäre. Es tut mir so leid, Harry"
Ich rückte näher zu ihr und legte meine Hände um ihr Gesicht.
„Und warum sollte ich dich deshalb verlassen? Ich liebe dich und das du keine Kinder bekommen kannst ändert nichts daran. Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Und schau mal, du bist doch jetzt auch schwanger geworden und-"
„Harry, das Baby ist tot!"
„Ja, aber es hat funktioniert. Wenn wir es weiter versuchen, Ginny, dann wird es auch klappen. Außerdem sind wir noch jung und haben noch so viel Zeit. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Ich glaube an dich!", sagte ich und küsste sie.
„Ruh dich jetzt erstmal aus. Die nächste Zeit wird nicht leicht für uns aber wir werden zusammen halten, das ist das Wichtigste. Alles wird gut", flüsterte ich und nahm sie wieder in den Arm.

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Harry? Alles in Ordnung?", fragte Ginny und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie da war.

„Oh...ähm ja, alles ok", sagte ich und drehte mich zu ihr. „Ist was?"

„Über was hast du gerade nachgedacht?", fragte mich meine Frau und sah mich an.

„Nichts", sagte ich und ging raus. Ich machte mich im Bad bettfertig und sah nochmal bei James und Al vorbei um ihnen Gute Nacht zu sagen. Als letztes ging ich zu Lily.

„Hast du schon alles ausgepackt?", fragte ich und setzte mich auf ihr Bett.

„Ja, die Sachen sind in der Wäsche und meine Schulbücher sind im Regal"

Ihr Zimmer war wie immer aufgeräumt, im Gegensatz zu James und Albus' Zimmer. Kaum waren sie wieder Zuhause, wurde es schon wieder unordentlich und manchmal konnte man kaum darin treten.

„Was ist eigentlich mit James und Albus. Sind sie immer noch sauer auf euch?"

„Nein. Die haben sie wieder eingekriegt, deine Brüder"

„Super, endlich wieder Frieden im Haus", sagte sie und legte ihr Buch weg, dass sie gerade gelesen hatte.
„Ich will mir eigentlich nicht vorstellen, wie das hier mit drei Jungs wäre. Arme Mum. Und ich rege mich manchmal auf, dass ich zwei große Brüder habe und sie ist mit sechs aufgewachsen"

„Ja, deine Mum hatte es nicht immer einfach. Aber ich glaube, dass es schöner ist, wenn man sechs Brüder und somit eine große Familie hat, als wenn man ohne aufwächst", sagte ich nachdenklich.

„Außerdem hätte deine Mum mich verflucht, wenn du nicht ein Mädchen geworden wärst"

Ich strich meiner Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Mum wollte nach Al eigentlich keine Kinder mehr, aber ich habe sie doch noch überzeugen können", sagte ich und schmunzelte. „Ich hatte immer die Hoffnung auf ein Mädchen, denn mit drei Jungs würde ich auch durchdrehen, du bist immerhin nicht so schwierig wie deine Brüder, auch wenn ich weiß, dass Frauen nicht immer leicht zu verstehen sind"

„Ich weiß, aber Männer sind komplizierter", meinte sie. „Aber ich hab dich trotzdem lieb", und sie drückte mich.

„Deshalb bin ich umso mehr froh, dass ich dich habe, mein Schatz", sagte ich und küsste sie auf den Kopf. „Ich hab dich auch lieb"

Irgendwie kam ich mir vor, als wenn ich mit einem Kindergartenkind redete, aber bei Lily und mir war das normal. Wir sagten uns fast jeden Tag, dass wir uns lieb haben und ich wusste nicht, was daran so schlimm sein sollte. Ich liebe sie und das würde ich ihr jeden Tag tausend Mal sagen.

„Ich hab dich vermisst", flüsterte sie. „Es ist echt schön in Hogwarts, aber irgendwie fehlst du mir. Mum auch, aber bei dir ist das irgendwie anders. Ich habe zu dir eine andere Bindung als zu ihr"

„Ich weiß und die Bindung zwischen uns ist was ganz Besonderes", sagte ich und nahm ihre Hand. „Ich hab dich auch vermisst, meine Kleine"

„Dad, ich bin nicht klein"

„Ich weiß, aber du wirst immer meine Kleine bleiben. Du bist doch mein Mädchen", sagte ich und drückte sie fester an mich. Manchmal würde ich sie gar nicht mehr loslassen wollen.


Nachdem wir noch eine Weile geredet hatten, gab sie mir einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht, Dad"

„Gute Nacht", sagte ich und küsste sie auf die Stirn. „Ich liebe dich"

„Ich dich auch"

Sie drückte mich kurz und dann legte sie sich ins Bett. Ich machte das Licht aus und ging aus ihrem Zimmer.

Als ich im Schlafzimmer war, sah ich, dass Ginny schon schlief. Ich legte mich neben sie und deckte sie vorsichtig zu, dann gab ich ihr einen Kuss auf den Kopf und ich versuchte zu schlafen. Doch nach drei Stunden wurde ich auch schon wieder geweckt...

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt