Nachdem ich mit Albus geredet hatte, ging er auf sein Zimmer und Ginny bereitete inzwischen das Abendbrot vor. Marie lag auf meiner Brust und schlief, während ich ihren Rücken kraulte und sie seufzende Geräusche von sich gab.
„Sie genießt ihr Leben", stellte Ginny fest. „Sie hat so viel von dir"
„Von dir aber auch", gab ich lächelnd zurück. „Du schläfst auch gerne auf meiner Brust oder lässt dich von mir kraulen"
Ginny grinste, öffnete den Ofen, um die Lasagne hineinzuschieben. Dann setzte sie sich zu mir, lehnte sich an mich und starrte die Decke an.
„Wo ist James?", fragte ich, um die komische Stille zu durchbrechen.
„Auf seinem Zimmer. Er weigert sich, nach unten zu kommen", sagte Ginny seufzend und drehte sich zu mir. „Er fühlt sich schuldig. Schuldig daran, dass dir das zugestoßen ist"
„Und deshalb möchte ich mit ihm reden, um ihm klar zu machen, dass es nicht seine Schuld ist", sagte ich halbwegs wütend und sprang auf.
Marie wimmerte.
„Oh tut mir leid, meine Süße. Ich wollte dich nicht erschrecken", flüsterte ich, drückte sie an mich und setzte mich wieder.
„Harry, das habe ich ihm auch schon klar und deutlich vermittelt, aber er hört mir nicht zu. Er schließt sich in seinem Zimmer ein. Ich bin gestern Abend hingegangen, um ihm eine gute Nacht zu wünschen und habe gehört, wie er geweint hat. Abby konnte ihn trösten, aber er hatte sich nicht wirklich beruhigt"
„Ich rede mit ihm, wenn er bereit ist"
Ein paar Minuten später rief Ginny die Kinder zum Abendbrot. Lily kam als Erste und umarmte mich, dann folgte Albus und setzte sich neben mich an den Tisch. James jedoch kam nicht.
„Ich gehe ihn holen", sagte ich, doch Ginny stoppte mich ruckartig.
„Das lässt du schön sein. Du bleibst sitzen. Ich gehe"
„Aber-"
„-Nichts aber. Du sollst dich schonen"
Lily entfuhr ein leises Kichern, als Ginny aufstand und die Treppen hoch ging und erstaunlicherweise kam sie mit James im Schlepptau zurück.
„Ich habe aber keinen Hunger, Mum", sagte er empört und senkte seine laute Stimmlage, bis er mich sah. Er lief rot an und sah schnell weg.
„Hallo Dad", sagte er und setzte sich mir gegenüber.
Beim Abendbrot blieb er die ganze Zeit ruhig und sagte nichts, während Lily und Al sich mit mir ausgiebig unterhielten. Ich versuchte manchmal das Thema zu wechseln um ihn mit ins Gespräch einzubeziehen, aber es klappte nicht, weshalb ich beschloss, ihn nach dem Abendbrot zu bitten, dass er noch am Tisch blieb.
Als auch Ginny taktvoll sagte, sie ginge jetzt mit Marie hoch, weil sie ins Bett musste, nutzte ich die Chance um mit James zu sprechen.
„James", fing ich an. Er sagte nichts und sah mich nicht noch einmal an. Deshalb wählte ich meine nächsten Worte mit Bedacht. „Du bist so mutig, mein Großer"
Er sah auf und blickte in meine Augen und ich nahm war, wie viel Schmerz sich in seinen abzeichnete.
„Ich habe dich gebeten, hier zu bleiben, um mit dir in aller Ruhe unter vier Augen zu sprechen. Ich möchte, dass du weißt, dass du jetzt alles, was dich bewegt, mir erzählen kannst. Mum wollte mit dir reden, aber du hast sie nicht an dich rangelassen. Das ist in Ordnung. Jeder braucht Zeit, aber ich sehe, dass es dir überhaupt nicht gut geht und reden hilft eigentlich immer. Es bringt nichts alles in sich hineinzufressen"
James erwiderte nichts und ich dachte kurz, dass er jeden Moment einfach aufstehen und gehen würde, aber er nickte.
„Mum meint, dass du dich schuldig fühlst. Schuldig daran, dass mir das alles zugestoßen ist. Das stimmt nicht, James"
„Doch", sagte er und sah mich aufgelöst an. „Versteht ihr das nicht? Hätte ich Lily sofort gerettet, als das Feuer sich noch nicht so rasch ausgebreitet hat, hättest du dort nicht reingehen müssen!"
„Erstens war es meine Entscheidung dort reinzugehen, James. Daran hätte mich sowieso niemand hindern können. Zweitens hättest du Lily nicht mal versuchen müssen zu retten. Die Tatsache, dass du es versuchen wolltest, macht mich unglaublich stolz. Es macht dir keiner einen Vorwurf, dass du die Mädchentreppe nicht hochgekommen bist. Ich hab das selbst fast nicht geschafft-"
„-aber du schaffst doch immer alles!", sagte James wütend. „Ich wollte auch mal so mutig sein wie du. Außerdem ist Lily meine Schwester. Es ist meine Pflicht sie zu beschützen!"
„Ich verstehe das, James", sagte ich ich ruhig. „Ich finde es toll, dass du deine Schwester so liebst, dass du ihr ins Feuer nachgesprungen bist, aber du musst doch nicht so sein, wie ich. Du bist mutig, viel mutiger als du denkst, das wissen wir. Du brauchst dich nicht zu bewei-"
Doch ich sprach nicht zu Ende.
„Entschuldige, falsche Wortwahl"
James hatte seinen Blick von mir abgewendet und Tränen strömten seine Wangen hinunter.
„Du denkst also wirklich, dass es hier nur darum ging, mich zu beweisen? Du denkst, ich hab zum Spaß mein Leben für meine Schwester aufs Spiel gesetzt?", fragte er bebend mit verschränkten Armen.
Er weinte laut und mir zerbrach mein Herz.
„Nein, das habe ich nicht so gemeint. Es tut mir leid. Ich fange nochmal von vorne an"
Ich holte Luft.
„Ich bin so, so stolz auf dich, weil du dich da reingewagt hast"
Ich machte eine Pause.
„Es ist nicht deine Schuld, dass das hier passiert ist, sondern dessen, wer das Feuer gelegt hat. Als McGonagall mir gesagt hat, dass ihr dort beide noch drin seid, hätte mich Niemand daran hindern können, euch zu retten. Dann bist du da raus gekommen und ich war so unglaublich erleichtert, aber Lily war dort. Es wäre egal gewesen, ob du oder Lily, ihr seid beide meine Kinder und ich würde jederzeit mein Leben riskieren um euch zu retten. Ich liebe euch über alles. Ich möchte, dass du dir keine Vorwürfe mehr machst. Du warst so unglaublich mutig und ich bin so unglaublich stolz auf dich. Ich weiß überhaupt nicht, wie du dich jetzt fühlen musst, aber du sollst nicht mehr das Gefühl haben, daran Schuld zu tragen. Es tut mir auch leid, dass ich da reingerannt bin, obwohl du es nicht wolltest. Es tut mir leid, dass du das alles miterleben musstest und selbst in diesem höllischen Feuer gewesen bist. Es muss alles eine schlimmere Last für dich sein und ich will dir helfen Diese zu nehmen, indem du jetzt zu mir kommst und dich fett von deinem alten Dad umarmen lässt"
James lächelte, wischte sich die Tränen weg, stand auf und warf sich in meine Arme.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist", weinte er leise.
„Ich bin so froh, dass DIR nichts passiert ist", erwiderte ich und strich um durch sein schwarzes Haar, welches meinem so ähnlich war. „Es war so gefährlich. Du hättest sterben können. Ich wäre fast gestorben"
James umklammerte mich noch fester.
„Irgendwie schafft Harry Potter es doch immer zu überleben", sagte er lächelnd. „Und du bist nicht alt. Du bist doch erst fast einundvierzig"
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Being a father
Fanfiction„Ihre Stimme wirkte beruhigend auf mich. Zu wissen, dass sie da war, mich festhielt und nicht loslassen würde, ließ meine Angst verschwinden. Bei ihr fühlte ich mich am Sichersten. Bei meiner Frau, dem Menschen, den ich über alles liebte." „Ich drüc...