50 - „Ich vertraue dir, Harry"

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Ich hatte schon vieles getan. Ich habe mehrmals Voldemort bekämpft und ihn besiegt. Ich habe die Welt gerettet. Ich war mit Freuden bereit mich für alle zu opfern. Ich stand schon unzähligen gefährlichen Zauberern entgegen und hab ihnen die Stirn geboten.

Aber ein Baby zur Welt gebracht oder zumindest dabei geholfen? Ich war schon bei drei Geburten dabei gewesen und wusste natürlich, wie sowas ablief, aber ich hatte bisher nur zugesehen und jetzt sollte ich die Person sein, die die Geburt durchführte? Ich sah Ginny an. Ich sah die Frau an, die ich über alles liebte. Die Frau, die wegen mir gerade Schmerzen hatte. Mir war klar, was ich jetzt tuen musste. Harry, reiß dich zusammen, das ist deine Frau und das ist dein Kind. Sie brauchte mich und ich würde ihr helfen und keinen Rückzieher machen. Ich schämte mich schon allein für diesen Gedanken. Harry, du schaffst das. Wie hieß es doch? Augen zu und durch. Also zog ich mir schnell ein T-Shirt über und setzte mich neben Ginny. Ich ergriff ihre Hand.

„Ok Ginny, versuch ruhig zu atmen, das tut dem Baby sonst nicht gut", sagte ich und nahm sie in den Arm, sodass sie mich drücken konnte.

„Ganz ruhig atmen", flüsterte ich. „Ein und aus"

Ginny entspannte sich etwas und dann löste sie sich von mich. Ich half ihr, die richtige Position auf dem Bett zu finden und holte mehrere Kissen, Handtücher und stellte eine Schüssel Wasser zur Seite, damit ich nachher alles sauber machen konnte.

„Soll ich einen Patronus ins Krankenhaus schicken? Vielleicht sollten wir doch besser einen Heiler holen?"

Ich hatte damit gerechnet, dass Ginny zustimmen würde, doch sie schüttelte hastig den Kopf.

„Gin, bitte. Das ist riskant"

„Harry, wer von uns hat schon drei Kinder zur Welt gebracht?", fragte sie entspannt und genervt zugleich. „Wir haben keine Zeit und bist du einen Heiler geholt hast, ist das Baby schon da und ich will, dass du im Haus bleibst. Außerdem möchte ich jetzt nicht alleine sein"

„Natürlich, Schatz. Liegst du gut?", fragte ich und streichelte über ihre Stirn.

Ginny lächelte plötzlich. Sie hatte keine Tränen in den Augen; nicht so wie bei den anderen Geburten. Auch bei Lily's hatte sie kurz geweint, aber nicht sonderlich viel und dieses Mal weinte sie gar nicht. Sie nickte leicht und zerdrückte mir bei der nächsten Wehe fast die Hand.

„Harry, ich kann es schon spüren. Kannst du...?"

Ich hatte schon meine Position eingenommen und saß zwischen ihren Beinen und starrte irgendwo hin. Auch, wenn ich sie schon mehrmals so gesehen hatte, war ich unglaublich nervös und ich merkte, wie auch Ginny immer nervöser wurde. Doch sie hatte wegen mir keinen Grund dazu. Ich jedoch, hatte nur schreckliche Angst ihr wehzutun oder sie zu verletzen. Was ist, wenn ich etwas falsch machte und dem Baby damit wehtun würde?

„Wir schaffen das, Gin", sagte ich entschlossen und nickte.

Ich half ihr beim Ausziehen; sie hatte jetzt nur noch ein leichtes und dünnes Hemd an, und zog ihr Socken an, damit ihre Füße nicht kalt wurden. Ich legte weiche Handtücher unter ihren Rücken und neben ihren Bauch, damit ich später das Baby darin einwickeln konnte. Am Ende führte ich noch schnell Schutzzauber aus, damit ich später das Bett leichter sauber machen konnte.

„Ok. Am besten du versuchst dich einfach zu entspannen. Du darfst dich nicht so verkrampfen, Schatz"

Ginny lockerte sich etwas und meidete meinen Blick. Sie veratmete eine Wehe und kniff ihre Augen zusammen.

„Es wird alles gut werden. Du brauchst keine Angst haben, ich bin bei dir", sagte ich in der Hoffnung, sie damit zu beruhigen.

„Ich weiß", antwortete Ginny. „Ich vertraue dir, Harry"

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt