16 - Rettung in letzter Sekunde

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Ich konnte mich kaum bewegen vor Kälte. Noch nie hatte ich so sehr in meinem Leben gefroren. Meine Glieder waren wie erstarrt und mein Herz raste, ich konnte meine Arme und Beine nicht mehr spüren. Ich tauchte unter und sah Albus leblos am Boden liegen. Zum Glück war der See an dieser Stelle nur zwei Meter tief. Ohne nochmal Luft zu holen, schwamm ich runter, nahm Albus und zog ihn vorsichtig und schnell nach oben. Es kostete mich viel Kraft, ich dachte ich würde in jeder Sekunde sterben vor Kälte. Ich hatte überall Schmerzen und ich wusste, dass ich die nächsten Wochen mit einer starken Erkältung im Bett liegen würde.

Ich zog Albus aus dem Wasser und trug ihn raus. Meine Beine gaben fast nach, doch ich musste stark bleiben. Ich setzte mich auf den Boden und hielt Albus wie ein Baby in meinen Armen. Er war bewusstlos und ich sah, dass er eine kleine Platzwunde am Hinterkopf hatte. Sein Herz schlug noch, aber etwas langsamer und er atmete sehr flach. Ich schüttelte ihn, damit er wach wurde.

„Albus, Albus, bitte wach auf"

Er rührte sich nicht.

„Bitte, komm wieder zu mir, lass mich nicht allein. Ich liebe dich über alles, bitte wach wieder auf"

Ich drückte ihn an mich und meine Lippen waren gegen seine Stirn gepresst. Ich wartete, mein Herz raste und ich weinte. Für einen Moment dachte ich, alles wäre vorbei, doch dann atmete Albus auf und spuckte Wasser aus. Er hustete und ich klopfte ihm auf den Rücken. Auch er zitterte und er sah mich kurz an.

„Wo...wo ist Delphi?", fragte er ängstlich.

„Sie ist weg, du brauchst keine Angst mehr haben. Alles wird gut, ich bin bei dir", sagte ich. „Bitte halte noch eine Minute durch"

Albus schloss seine Augen und ich versuchte mich zu konzentrieren. Ich drückte ihn an mich und im nächsten Moment waren wir in der Eingangshalle vom St Mungo Hospital.

1 Stunde später...

Ich wartete vor dem Zimmer, in dem Albus lag. Die Heiler hatten ihn sofort dort hingebracht und ich durfte nicht mit rein, da es ein Notfall war. Die Untersuchung dauerte jetzt schon seit über eine Stunde ich wurde langsam ungeduldig. Ich wollte endlich zu meinem Sohn, was ist, wenn er wach wurde und dann war niemand bei ihm?

Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme meinen Namen rufen. Ich erwachte aus meiner Starre und sah auf. Ginny rannte auf mich zu. Ich schaffte es gerade so noch aufzustehen, als sie mich fast erdrückte.

„Harry, was ist passiert? Ich bin wach geworden, dann warst du weg und ich hab mir solche Sorgen gemacht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich Angst um dich hatte. Zuerst dachte ich, dass du weggelaufen wärst, aber dann haben sie mir einen Patronus geschickt und gesagt, dass Albus hier ist und dass du hier bist und Hermine hat mir gesagt, dass Delphi wieder gefasst wurde"

Sie war völlig außer Atem und löste sich von mir. Sie musterte mich von oben bis unten und bemerkte erst jetzt, dass ich keine Jacke dabei hatte und meine Haare nass waren. Meine Sachen hatte ich mit meinem Zauberstab wieder trocken bekommen.

„Harry, warum hast du nasse Haare?"

Sie legte die Hand auf meine Stirn.

„Und du bist ja ganz kalt. Du fühlst dich an, als ob du gerade aus einem Kühlschrank gekommen bist"

„Jetzt atme doch erst mal durch", sagte ich ruhig. „Mir geht es gut, ok? Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen"

„Und warum bist du einfach mitten in der Nacht weggegangen?"

„Ich hatte einen Alptraum, von Albus. Ich konnte nicht mehr schlafen, deshalb bin ich aufgestanden und wollte ihn suchen gehen. Dann ist mir der See eingefallen, weißt du, wo Albus zum ersten Mal gelaufen ist und diese Stelle hat ihm schon immer was bedeutet. Dort fand ich ihn mit Delphi und sie wollte ihn töten, damit sie sich rächen konnte. Sie hat ihn ins Wasser geworfen, er ist durch das Eis eingebrochen. Ich habe sie entwaffnet und ins Ministerium geschickt, dann bin ich in den See gesprungen und hab Albus aus dem Wasser geholt. Er hat fast kaum noch geatmet und er war bewusstlos, als ich ihn rausgezogen hatte. Natürlich bin ich sofort mit ihm hierher appariert. Er liegt jetzt auf der Intensivstation und ich darf nicht zu ihm. Sie sagten, es sei ein Notfall. Er hat nur noch flach geatmet und ich hatte so unglaubliche Angst, Ginny"

Ich holte Luft, da ich merkte, wie es in meiner Brust stach.

„Es...es ist alles meine Schuld, er wäre fast gestorben und nur wegen mir, weil...weil ich schlecht für ihn bin und"

Ich konnte fast nicht mehr atmen, ich merkte, wie ich kaum Luft bekam. Wieder kullerten mir heißen Tränen über die Wangen.

„Harry, was ist los?", fragte Ginny und nahm meine Hand. „Du siehst gar nicht gut aus"

„Es ist egal, was mit mir los ist, Albus ist jetzt wichtiger"

„Harry, wann begreifst du das denn endlich mal? Du bist auch wichtig! Du kannst nicht immer an die anderen denken. Du sagtest, dass du in den See gesprungen bist und nehme an, dass die Temperatur sicherlich nicht angenehm war. Du bist total blass, durchgefroren und du zitterst. Außerdem bist du nicht mehr der Jüngste und ich will nicht, dass dir auch noch was passiert. Du lässt dich jetzt untersuchen, bitte, tu es für mich. Wir müssen jetzt auch mal an dich denken, nach allem, was du durch gemacht hast"

Ich nickte und Ginny holte eine Heilerin. Ich wurde untersucht und bekam einen Heiltrank, der mich aufwärmte und meinen Herzschlag wieder in den richtigen Takt brachte. Ich fühlte mich wieder viel besser.

Wir warteten noch weiter und nach einer halben Stunde kam ein Heiler zu uns.

„Mr und Mrs Potter?"

Wir nickten.

„Also, ihrem Sohn geht es den Umständen entsprechend gut. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung und wird wahrscheinlich die nächsten Tage an einer Erkältung leiden. Er muss noch bis heute Abend hier bleiben, damit wir ihn überwachen können, dann können sie ihn mit nach Hause nehmen"

Er sah mich an.

„Mr Potter, Sie haben ihrem Sohn das Leben gerettet. Wären sie ein bis zwei Minuten später runtergetaucht, wäre er wahrscheinlich tot gewesen. Ich nenne das mal eine Rettung in letzter Sekunde"

Ich nickte.

„Können wir jetzt zu ihm?", fragte Ginny ungeduldig.

„Natürlich. Er ist wach und hat auch schon nach Ihnen gefragt"

„Möchte er mich auch sehen?", fragte ich unsicher.

Der Heiler lächelte.

„Er hat gesagt, er wünscht Sie beide zu sehen"

„Ok, vielen Dank", sagte Ginny und schüttelte ihm die Hand. Ich sah sie an und deutete zur Tür.

„Komm, Albus wartet"

„Warte", sagte sie leise und hielt meine Hand fest. „Danke. Du hast sein Leben gerettet"

„Aber ich habe sein Leben in Gefahr gebracht und das ist unverzeihlich", sagte ich und starrte auf den Boden.

„Harry, das stimmt doch nicht. Er wusste, dass Delphi dort draußen war und ist von selbst weggerannt. Ich mache dir keine Vorwürfe, alles ist gut"

Sie küsste mich und deutete zur Tür.

„Geh erstmal allein zu ihm. Sprecht euch aus, sag ihm, wie sehr du ihn liebst. Das ist deine Chance, alles wieder gut zu machen, Harry"

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt