30 - James Sirius Potter

1.7K 55 6
                                    

-Flashback-
                                        27.02.2004, 4:30 Uhr
„Kann dieses Ding jetzt nicht einfach mal rauskommen?", schimpfte Ginny und kniff die Augen zusammen. „Ich kann langsam echt nicht mehr!"
Ich musste unwillkürlich lachen.
„Ginny, dieses Ding ist unser Kind. Du hast doch den Heiler gehört, wir sind schon bei 8cm. Du musst nur noch ein bisschen durchhalten", sagte ich und strich ihr über die Wange.
Sie lag schon seit gestern Abend in den Wehen und wir waren sofort ins Krankenhaus geflohen.
„Potter, das überlege ich mir nochmal mit einem zweiten Kind", stöhnte Ginny und drückte meine Hand. Sie verzog ihr Gesicht vor Schmerz und atmete schwer.
„Ich würde alles tun, um für dich die Schmerzen auszuhalten, das weißt du", flüsterte ich.
Ginny lächelte.
„Ich weiß und so schlimm ist es auch nicht. Der Cruciatus Fluch ist wesentlich schlimmer, aber ich will, dass es endlich vorbei ist"
„Soll ich deine Heilerin nach Schmerzmittel fragen, Schatz?"
„Nein, es geht schon. Ich habe mir vorgenommen die Schmerzen auszuhalten und keine Schmerzmittel zu nehmen"
„Ginny...du bist sehr erschöpft und ich hasse es mit ansehen zu müssen, wie du dich hier rumquälst. Es ist doch nicht schlimm, wenn du es nicht ohne schaffst"
Ich drückte ihre Hand.
„Nein! Mum hat das auch geschafft und bei ihr gab es noch nicht mal Schmerzmittel", entgegnete mir Ginny. Man, diese Frau konnte wirklich ein Sturkopf sein.
Ich gab auf, denn es brachte jetzt wirklich nichts mehr mit ihr darüber zu diskutieren. Ich wollte ihr zwar helfen, aber sie zu nichts zwingen.
„Du machst das ganz toll", sagte ich schließlich und strich ihr den Schweiß von der Stirn, doch ehe Ginny antworten konnte, kam die Heilerin in das Zimmer und untersuchte Ginny nochmal.
„In welchem Abstand kommen Ihre Wehen?", fragte sie Ginny.
Ginny sah mich verunsichert an, denn ich wusste, dass sie sicherlich nicht auf die Uhr gesehen hatte.
„Ungefähr alle vier Minuten", sagte ich.
„Ok, dann geht es jetzt los, Mrs Potter. Ich muss noch schnell was holen, ich bin gleich wieder da", sagte die Heilerin schnell und verschwand aus dem Zimmer.
Ginny lag jetzt fertig auf dem Bett und starrte die Decke an und plötzlich fing sie an zu weinen.
„Harry, ich hab so Angst. Ich hab so Angst...was ist, wenn ich es nicht schaffe, oder das Baby nicht gesund ist oder es irgendwelche Komplikationen während der Geburt gibt?"
Ich setzte mich neben sie und streichelte ihre Hand. Ich konnte nicht wissen, wie sie sich fühlen musste, aber ich konnte verstehen, dass sie Angst hatte. Es war immerhin ihre erste Geburt und auch ich hatte natürlich unglaublichen Respekt davor.
„Es wird alles gut werden. Du schaffst das Ginny! Ich bin für dich da", sagte ich und küsste sie auf die Stirn.
„Danke", flüsterte sie und ich wischte ihre Tränen weg.
Dann kam die Heilerin rein und nahm ihre Position ein.
„Also ich werde jetzt Ihnen alles erklären. Wenn Sie eine Wehe spüren, dann müssen Sie pressen. Am besten Sie drücken auf ihren Bauch. Wichtig ist, dass Sie immer pressen und zwar so fest, wie Sie können. Keine Sorge, ich werden Ihnen helfen"
Ginny sah kurz nach unten und dann zu mir. Vermutlich wollte sie sich vergewissern, dass mir nicht schlecht von ihrem Anblick wurde.
„Gin, es ist alles ok. Wir haben das doch schon so oft besprochen, dass ich es unbedingt sehen will", beruhigte ich sie.
„Dir geht es wirklich gut?", fragte sie leise und sah mich an.
Ich lächelte.
„Ja und jetzt konzentriere dich bitte auf das Baby", sagte ich und drückte ihre Hand.

1 Stunde später...

„Schsch...atme ganz ruhig", flüsterte ich und streichelte Ginny's Hand.
Die letzten Wehen waren für Ginny die Schlimmsten und ich hatte wirklich Angst, dass sie ohnmächtig werden würde. Sie atmete nur noch sehr schwer und ich dachte, sie würde keine Luft mehr bekommen.
„Es...tut...so weh", sagte Ginny schwach.
„Ich weiß, Schatz, aber du schaffst das! Die Schmerzen werden sich lohnen, das verspreche ich dir", sagte ich sanft zu ihr.
Ginny nickte.
„Ich bin mir sicher, dass ich jetzt großartig aussehe. Ein glühendes, verschwitztes Gesicht und blutig, du weißt wo"
„Du siehst wunderschön aus, das weißt du", flüsterte ich.
Okay, jetzt wurden wir erst recht schnulzig.
„Nur noch einmal pressen", sagte die Heilerin.
Ginny beugte sich nach vorne und ein letztes Mal drückte sie so stark auf meine Hand, dass es schmerzte.
Aber das war mir egal.
Ginny stöhnte laut und mein Herz raste immer schneller voller Aufregung und Neugier. Gleich würde ich Vater werden, auf diesen Moment hatte ich schon so lange gewartet. Ich sah die ganze Zeit nach unten und es ging alles so schnell. Erst sah ich nur den Kopf und im nächsten Moment war es da.
Unser Baby. Es schrie laut und deutlich. Ich konnte meine Augen fast gar nicht davon nehmen, außer als ich auf die Uhr sah. Es war genau 5:55 Uhr.
Erst als Ginny mich fragte, was es war, sah ich zu ihr auf.
„Es ist ein Junge", flüsterte ich und küsste sie auf die Stirn. Sie konnte nicht wissen, wie viel dieser Kuss bedeutete.
Sie lächelte mit geschlossenen Augen und dann öffnete sie sie vorsichtig. Sie blickte nach unten und sah ihn an.
Die Heilerin überprüfte mit einem Zauber, ob er gesund war, dann trocknete sie ihn ab und wickelte ihn in ein Handtuch und legte ihn in Ginny's Arme.
„Herzlichen Glückwunsch zu einem kerngesunden Jungen", sagte sie und schenkte uns ein Lächeln.
Und jetzt sah ich zum ersten Mal richtig meinen Sohn an.
Er hatte rabenschwarzes Haar, wo sich bewiesen hatte, dass sich in dieser Hinsicht meine Gene durchgesetzt hatten und er hatte eine unglaublich süße Stupsnase. Er war einfach nur wunderschön.
Ginny drückte ihn fester an sich und küsste ihn sanft auf die Stirn.
Ich legte meinen Arm um sie und streichelte die Hand meines Sohnes.
Plötzlich öffnete er seine Augen und sah uns neugierig an. Als Ginny erkannt hatte, dass er ihre braunen Augen geerbt hatte, fing sie an zu weinen.
„Hallo, mein Schatz", flüsterte sie. Sie strich ihm über die Wange. „Hier ist deine Mummy und ich liebe dich so sehr" sagte sie zittrig unter Tränen.
„Und hier ist dein Daddy", sagte ich ruhig, aber mit ebenfalls einer so zittrigen Stimme. „Und er...er liebt dich über alles"
Jetzt fing ich an zu weinen und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so heftig vor Freude weinte. Ich war einfach nur überwältigt und überglücklich. Jetzt hatte ich endlich eine Familie, die ich mir so lange gewünscht hatte. Vor Jahren dachte ich, dass ich dazu verdammt wäre zu sterben und ich kein Recht auf ein Leben hatte und in meiner Zukunft nur Voldemort war. Ich dachte, dass mich nie jemand lieben würde. Doch Ginny hatte mir bewiesen, dass es nicht so war. Ich wusste nicht, wie ich ihr danken sollte. Dafür dass sie mich liebt, dass sie mich geheiratet hat, dass sie neun Monate lang unser Baby ausgetragen hat und heute starke Schmerzen ausgehalten hat und mir einen gesunden Sohn zur Welt gebracht hat...
„Ich liebe dich, Ginny!", war alles was ich heraus brachte und ich küsste sie auf den Mund. Sie erwiderte meinen Kuss und ich war ihr so nah, dass ich ihre feuchten Wangen an meinen kleben spürte.
„Willkommen auf der Welt, James Sirius Potter!", sagte ich zu meinem Sohn und nahm vorsichtig seine Hand und er umfasste meinen kleinen Finger.
„Ich bin so stolz auf dich!", sagte ich immer noch weinend zu Ginny.
Dieses kleine Wesen machte mich einfach nur glücklich und jetzt konnte ich irgendwie das Opfer meiner Mutter verstehen. Ich würde auch mein Leben opfern, um James zu retten.
„Ich liebe euch", sagte Ginny und sah mich an. Jetzt sahen wir uns direkt in die Augen und ich wusste, dass ich diesen Tag nie vergessen würde, denn er war bis jetzt der Schönste in meinem Leben. Alles war perfekt.

Being a fatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt