Kapitel 59

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Meine Oma schien Max zu mögen oder zumindest zu respektieren. Ihre Meinung sollte mir schon lange egal sein, doch sie war meine Oma und ich war ein Familienmensch. So sehr ich sie hassen wollte, ich konnte es nicht. Es gab ja auch schöne unbeschwerte Momente, doch in letzter Zeit wurden diese immer weniger. Ständig wollte man mich zu einem Studium drängen, was ich wollte war egal. So war es schon immer, auch als ich das Angebot von Kanada hatte für eine Eishockey Ausbildung bei einem der besten Clubs des Landes.

Tagelang hatte ich weinend gebeten, dass ich gehen darf, doch auf Druck von Oma und dieser Seite Familie musste ich diese Chance gehen lassen. Mit der Absage hatte ich auch den Sport aufgegeben und mich ganz auf Beruf des Kommentieren fokussiert.

«Dann hoffen wir für dich wohl, dass es ein erfolgreiches Wochenende wird, wenigstens für jemand», damit hatte Oma zu mir gesehen. Ich schluckte es einfach runter, so wie ich die Häme und Sticheleien schon immer runtergeschluckt hatte.

Meine Mutter die mir gegenüber sass sah mich aufmunternd an, sie wusste wie sehr es mich immer verletzte, doch sie fühlte sich nicht stark genug um etwas zu sagen. Ich war erzogen worden zu schweigen, was hätte ich auch sonst machen sollen, denn so war es schon immer gewesen. Als Kind hatte ich es so nicht wahrgenommen, doch umso älter ich wurde umso mehr hatte ich mitbekommen, wie man sich immer über meine Träume lustig gemacht hatte. 'Sie wird nur in der Gosse landen, wenn sie nicht anstrengt' oder 'Das Kind wird euer Untergang sein, da sie nie auf eigenen Beinen stehen wird. ' Ich versuchte diese Dinge zu überhören, doch wenn es die eigene Familie war, brannte es sich einem ins Gedächtnis ein.

Max hatte mich ebenfalls angesehen, weswegen ich versuchte zu lachen, doch ich konnte nicht: «Ihr entschuldigt mich sicher, ich muss noch auf Toilette und dann auch schon los. Treffen wir uns nach dem Qualifying wieder hier, dann kann ich euch in Ruhe auch zu den Kabinen so führen.» Ich musste einfach weg, sonst hätte ich meine Mauer nicht aufrecht halten können.

«Sicher, viel Glück. Wir dürfen mit Jos zum Familienbereich hier bei Red Bull, ist das nicht toll?», Papa war total aus dem Häuschen. Mama hingegen schien genau zu wissen, was in mir vorging und mein Bruder interessierte es wohl einfach nicht. Oma war es wohl egal, denn sie blieb stumm und wünschte mir einfach viel Spass.

Ich stand auf und drückte Max einen Kuss auf die Lippen: «Ich drück dir die Daumen, hol dir die Pole.» Er bedankte sich und sah mich prüfend an, doch ich lächelte ihn noch einmal an. Damit würde er wohl fürs sich zu frieden geben, da er sich auch aufs Qualifying konzentrierte.

«Ich komm dann auch kurz noch mit, denn ich muss auch noch», damit stand auch Jos auf. Als wir aus dem Raum gingen, winkte ich noch einmal meiner Familie zu, die wohl Max nun frassen mit Fragen.

Doch ich musste auch wirklich los und Max schien sich mit Leon und Papa gut zu verstehen: «Nette Frau deine Grossmutter.» Überrascht sah ich zu Jos, da ich nicht damit gerechnet hatte, zudem überraschte mich der Sarkasmus in seiner Stimme.

«Ja, sie ist halt meine Oma. Sie will nur das Beste für uns», wollte ich die Situation runterspielen. Egal wie viel er gehört hatte und verstanden hatte, er sollte nichts falsches Denken. Irgendwie hatte ich auch Angst, dass er mich nun weniger mögen würde, wenn er meine Oma nicht mochte.

Er sah mich skeptisch an: «Ich bin nicht dumm Hanna und Max auch nicht, wir haben euch zu gut verstanden. Lass dir nichts einreden, du musst nicht studieren und du bist erwachsen. Zumindest so erwachsen, wie man es sein sollte, denn ein bisschen Kind muss man immer bleiben.»

«Danke, Jos. Doch es ist nicht so schlimm, wie es aussah. Ich bin es mir gewohnt, da alle auf von Papas Familie studiert hatten, nur ich und Oma nicht. Nur Oma durfte damals nicht, obwohl sie mehr als genug clever gewesen wäre. Als uneheliches Kind in der Nachkriegszeit in einem hochkatholischen Ort, hatte sie es aber nicht leicht und durfte nicht studieren», versuchte ich Oma zu verteidigen. Eigentlich sollte ich es nicht, nach all dem was über mich gesagt wurden, doch sie war meine Oma.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt