Kapitel 135

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"Erde an Hanna?", ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte nicht gemerkt das Ralf in die Kabine gekommen war, zu tief war ich in meinen Gedanken versunken. Weswegen ich wohl auch nicht gehört hatte, dass mein Kollege etwas zu mir gesagt hatte.

Dieser sah mich skeptisch nun an: "Willst du mir sagen, worüber du dir so den Kopf zerbrichst, dass du aus dem Fenster starrst und nicht antwortest?" Meinem Team hatte ich noch nichts von der anstehenden Gerichtsverhandlung und den neusten Erkenntnissen gesagt.

"Nichts wichtiges. Hab nur an das Qualifying gedacht und wie enttäuscht Max war", versuchte ich es runter zu spielen. Max war auch wirklich enttäuscht gewesen obwohl er den vierten Startplatz rausgefahren hatte.

"Und jetzt die volle Wahrheit", er hatte mich wohl durchschaut. Er kannte mich wohl besser, als ich es erwartet hatte. Nur wusste ich nicht, ob ich meinem Team die Wahrheit erzählen sollte, es tat immer noch weh darüber zu reden.

Aber sie würden es sowieso erfahren und dann besser von mir als aus den Medien: "Nach dem Rennen nächste Woche muss ich nach Österreich fliegen. Die Gerichtsverhandlungen wegen des sabotierten Autos stehen an."

"Das ist doch gut, dann kommt die Irre Ex von Max endlich ins Gefängnis und ist keine Bedrohung mehr für dich und die Kleinen", er schien fast schon erleichtert zu sein. Auch wenn er es nicht direkt gesagt hatte, doch auch er hatte sich Sorgen gemacht, was man jetzt gut ihm angesehen hatte.

"Sie ist nicht alleine angeklagt", verwirrt sah er zu mir, "Sie hatte Hilfe. Von meinem Bruder. Er hat die Bremsen manipuliert." Abwartend sah ich zu ihm, doch er sah mich einfach nur an. Kein Muskel bewegte sich und sein Ausdruck konnte nicht wirklich deuten.

Da er nichts sagte, wurde ich leicht nervös, was ihn wohl von seinem Schock rausholte: "Komm her kleine. Du brauchst ihn nicht, deine ganze Familie nicht. Wir sind deine Familie und werden dir bei allem helfen, wo wir auch können."

Ohne zu zögern liess ich mich von ihm in eine Umarmung ziehen, wo mich die Schmerzen wieder überfielen. Mein Herz und Brust zog sich zusammen, weswegen ich meine Tränen und ein Schluchzen nicht unterdrücken konnte. Es tat gut, dass er und alle anderen zu mir hielten. Doch nichts machte den Verrat meines Bruders und der ganzen Familie wieder gut. Es tat einfach Weh, dass ich ihnen so wenig bedeutete, damit sie meine Tod so breitwillig in Kauf nahmen.

"Es wird alles Gut, versprochen. Ich werde mitkommen, du wirst nicht alleine dahin müssen", wir beide wussten, dass ich niemals alleine dahin hätte müssen. Max hätte das nie zugelassen, doch ich war um jede Unterstützung dankbar. 

Ich hatte Angst vor dem, was in der Verhandlung gesagt wurde: "Ich habe einfach Angst. Wahrscheinlich wird meine ganze Familie anwesend sein und zu meinem Bruder halten. Es wird ihnen egal sein, dass er mich hätte umbringen können. Wer weiss, vielleicht wollten sie es auch."

"Sie sind nicht deine Familie", er hielt mich immer noch an sich gedrückt, "Familie tut so etwas nicht. Man beschützt und unterstütz einem in einer Familie, sie sind nur noch Menschen die du einst kanntest. Wir sind deine Familie und werden dich immer beschützten egal was noch kommen wird, versprochen." 

"Danke", meine Tränen waren wieder versiegelt. So traute ich mich von meinem Kollegen zu lösen, der mich aufmunternd anlächelte. Für mehr Worte hatten wir auch keine Zeit mehr, schliesslich wartete ein Rennen auf uns, welches kommentiert werden musste.

Mit meinen Kopfhörern auf den Ohren, atmete ich noch einmal tief durch, verbannte meine Gefühle und Gedanken in den hintersten Teil meines Kopfes: "Damit auch von mir und Ralf ein herzliches Willkommen aus dem sehr warmen Singapur zum grossen Preis von Singapur."

Kurz redeten Ralf und ich über das Qualifying von gestern, dann ratterte ich auch noch die Startaufstellung runter. Nach der Hymne ging es dann in die Autos für die Fahrer und damit in die Formation Lap.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt