Kapitel 3

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Nervös sass ich mit einem Blatt Papier auf dem Stuhl und wartete auf den ersten Rennfahrer. Dabei ging ich nochmals alle Fragen durch, um sie zu verinnerlichen. Als ich die Tür hörte, sah ich auf und stand sogleich vom Stuhl auf. Der neue Ferrari Pilot war mit der Presseagentin eingetreten. Freundlich lächelte ich ihn an und gab ihm die Hand. Er erwiderte dies und setzte sich dann auf seinen Stuhl, der schön beleuchtet wurde. Ich hingegen sass neben der Kamera im Dunkeln.

"Lieber auf Englisch, Französisch oder Italienisch?", Sprachen waren meine absolute Stärke. Neben den oben genannten Sprachen und Deutsch sprach ich auch noch etwas Schwedisch und Finnisch. Meine Mutter hatte immer gemeint, man könnte mich in Afrika in irgendeinem Stamm setzten und nach spätestens einem Monat würde ich die Sprache wohl fliessend sprechen. Wobei vieles auch mit einem sicheren Auftreten zu tun hatte. Auch wenn man eine Sprache kaum spricht, sollte man sie mit breiter Brust und viel Selbstvertrauen anwenden, sodass niemand merkt, dass man die Sprache kaum konnte.

Überrascht sah der Monegasse mich an: "Französisch wäre mir am liebsten." Dies hatte er etwas schüchtern gesagt, was ich einfach ignorierte. Stattdessen sah ich kurz zu meinen Kamera und Tonmann, als beide mir das Okay gaben, wandte ich mich wieder zu dem jungen Rennfahrer um.

"Sie stehen vor dem Beginn Ihrer ersten Saison mit Ferrari, wie Nervös sind Sie und wie gross ist Ihre Vorfreude auf das kommende Jahr?", dabei sah ich nicht auf meinem Zettel. Eigentlich hätte ich diesen nicht gebraucht, da ich lieber die Fragen spontan und somit etwas Natürlicher mochte. So konnte ich auch besser auf die Antworten von Charles Leclerc eingehen, was die Stimmung wiederum lockerte.

Aufmerksam hatte ich dem Rennfahrer zugehört und war fast schon etwas erschrocken, als die 20 Minuten vorbei waren. Gefühlt hatten sich diese wie maximal 5 und ich hätte wohl noch lange weiter mit dem Monegassen reden können. Doch auf mich wartete der nächste Rennfahrer und auf ihn die oder der nächste Reporter- in.

Zur Verabschiedung war ich wieder aufgestanden und hatte in die Hand gegeben. Dabei bedankte ich mich noch bei ihm, bevor er seiner Pressemitarbeiterin gefolgt war. Ich hatte sogleich das nächste Frageblatt in die Hände genommen, damit ich mich auf den nächsten Fahrer vorbereiten konnte. Dieser war gerade verkabelt worden und kam grinsend auf mich zu. Wie bei Charles war ich aufgestanden und hatte dem jungen Engländer die Hand gegeben.

"Ihre erste Saison in der Formel 1 steht in den Startlöchern, welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?", Lando schien kurz zu überlegen. Gab dann aber ganz diplomatisch und bescheidene Antworten. Ab und zuliess einer von uns einen Witz fallen, sodass die Stimmung im Raum sehr heiter war. Der Brite war definitiv gesprächiger als der Monegasse, doch beide hatten immer sehr ausführlich geantwortet. Somit gehörten die beiden Fahrer in die Kategorie meiner Lieblinge. Nicht nur prominente und Sportler hatten Reporter die sie lieber mochten, auch wir Journalisten hatten gerne Leute, die etwas zu erzählen hatten.

Nach Lando, waren auch schon Carlos und George bei mir gewesen. Nun aber würde wohl die grosse Herausforderung mir bevorstehen, denn der Holländer war mein nächster Gast. Von Sandra wusste ich, dass er nicht gesprächig war, was wohl für mich lange 20 Minuten bedeuten würde. In meinem Kopf spielten sich schon alle möglichen Szenarien ab, alle gingen dabei nicht so gut für mich aus. Um diese Gedanken zu vertreiben, wandte ich mich wieder meinem Frageblatt für ihn zu, diesmal würde ich es wohl brauchen. Bei den anderen hatte ich mit ihren Antworten arbeiten können, doch wenn Max Verstappen nur kurze Antworten gab konnte ich diese nicht wirklich gebrauchen, um ein Gespräch aufzubauen.

Als ich unbekannte Stimmen wahrnahm, sah ich vom Blatt auf. Mein Blick fiel auf den Rennfahrer, der gerade von unserem Tonmann verkabelt wurde. Neben dem Fahrer stand noch ein älterer Mann, der dem Fahrer ähnlich sah, dies musste wohl sein Vater sein. Ich streifte mein Shirt nochmal und stand auf. So als müsste ich mich besonders vor den beiden Beweisen, nicht zu Letzte, weil der Vater mich komisch ansah. Er traute mir wohl nicht zu, dass ich einen seriösen und guten Job machen konnte. Wie so oft reduzierte er mich wohl auf mein Geschlecht und alter, dabei müsste er doch durch seinen Sohn wissen, dass Talent nichts mit alter zu tun hatte.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt