Nach dem Essen hatten wir noch einen kurzen Spaziergang am Strand gemacht, weswegen wir erst gegen Mitternacht bei meinem Hotel waren. Zu unserem Glück mussten wir beide heute nicht früh raus und konnten bis Mittag ausschlafen. Pünktlich zur Abfahrt ans Gelände war ich fertig und unten in der Lobby.
"Lange Nacht gehabt?", wollte Leo von mir wissen. Ich wank nur ab und biss in einen Apfel, den ich mir bei der Rezeption geschnappt hatte. Hinter dem Kameramann stieg ich in den Bus und setzte mich diesmal eine Reihe hinter ihm, da ich noch nicht ganz wach war. Lange blieb ich aber nicht allein, da sich Sandra zu mir setzte.
Bevor wir losgefahren waren, sah Leo über den Sitz hinweg zu mir nach hinten: "Wir müssen noch auf den heutigen Sieger Wetten, ich wette auf Leclerc." Diesmal konnte ich mir sogar vorstellen, dass er recht haben könnte, doch Vettel wäre mir zu einfach gewesen.
"Wenn du mit Ferrari gehst, dann gehe ich mit Mercedes, und zwar mit Hamilton. Der Verlierer muss beim nächsten Rennen ein Cap oder Mütze tragen, auf der Loser steht", wir schlugen wieder ein. Die Strafe war jetzt nichts Schlimmes, doch es sollte auch mehr zur Unterhaltung von anderen dienen, als wirklich eine Strafe zu sein.
Sandra neben mir konnte nur den Kopf schütteln: "Ihr habt sie ja nicht mehr alle. Doch mich würde mehr interessieren, wieso ich gestern einen Fahrer vor deiner Tür sehen konnte." Meine Augen wurden gross und mein Mund sofort trocken. Zwar hatte sie mir den letzten Teil nur zu geflüstert, doch ich hatte Angst, dass es sonst wer gehört hatte. Mir war klar geworden, wie riskant es gewesen war, mich mit Max zu treffen, besonders das Abholen war ziemlich dämlich von uns beiden.
"Er war nur so nett und hatte mich zum Essen mit den anderen abgeholt, du weisst schon wegen der Regeln in diesem Land", ihre Augenbrauen hoben sich. Dass meine Kollegin mir nicht glaubte, konnte ich ihr nur zu gut ansehen. Ich schämte mich auch, dass ich sie anlog, doch ich hatte Angst. Mein Puls war gestiegen und schlug nun heftig gegen meinen Hals, was mich noch mehr verraten hatte.
Das Gesicht von Sandra wurde freundlicher und sie beugte sich so vor, dass nur ich ihre Worte hören konnte: "Das kannst du vielleicht Ralf erzählen nicht mir. Max zitterte fast schon vor Nervosität und stand sicher fünf Minuten vor deiner Tür, bevor er geklopft hatte. Ihr solltet aber besser aufpassen, wer euch sieht und wo ihr euch trefft. Ausser ihr wollt gleich Schlagzeilen damit machen." Ich nickte schwach, dabei versuchte ich mir Max vorzustellen, wie er vor meiner Tür stand. Als ich ihm geöffnet hatte, hatte ich nichts mehr von seiner Nervosität gemerkt, also musste er wirklich eine Weile dort gestanden haben.
Während der Fahrt hatte ich auf meinem linken Ohrkopfhörer drinnen und hörte mir Songs von Queen an, dabei starrte ich aus dem Fenster. Die Umgebung nahm ich nicht wahr, da meine Gedanken wieder einmal bei dem holländischen Fahrer waren. Gestern Abend war ich mir noch sicher gewesen, dass ich ihn kennenlernen wollte, auch wenn es vielleicht meinen Job kostete. Nun aber war ich mir wieder nicht mehr so sicher, denn ich hing wirklich sehr an meiner Arbeit. Es war einfach nur zum verrückt werden, da ich hin- und hergerissen war.
Sandra hatte mich nur leicht angestupst, als wir angekommen waren, gesagt hatte sie nichts. Gerade war ich meiner Kollegin sehr dankbar dafür, da ich gerade noch etwas Ruhe haben wollte. Zu Hause würde Jessica mich sofort wieder in die Zange nehmen und ausfragen, weswegen ich dort keine Ruhe finden würde.
"Hanna!", Max winkte mich zu sich und seinem Vater. Neben ihnen war noch eine blonde Frau, die sicherlich Victoria sein musste, zumindest ging ich davon aus. Freundlich gab ich am Vater von Max die Hand, bevor der Fahrer mich kurz umarmte. Danach stellte er mich seiner Schwester vor, die mich auch gleich in den Arm nahm. Damit hatte nicht gerechnet, weshalb ich kurz überrascht war und einen Moment brauchte um die Umarmung zu erwidern.
Jos Verstappen sah mir mit einem leichten Lächeln entgegen: "Und heute wieder eine Wette abgeschlossen? Ich hoffe doch auf meinen Sohn." Meine Wangen wurden wärmer, anscheinend hatte Herr Verstappen von meiner Wette in Melbourne mitbekommen und sah mich nun fragend an.
"Ja und nein, ich wollte nicht mit einer Cap mit der Aufschrift Loser tragen, weswegen ich mit Hamilton die sichere Schiene genommen habe. Wobei ich wahrscheinlich trotzdem verlieren werde, da Ferrari so ein gutes Wochenende hat und Leo auf Leclerc gewettet hat", Jos konnte nur lachen. Der Fahrer von Red Bull hingegen sah mich empört an. Seine Schwester konnte darüber nur den Kopf schütteln.
"Wieso nicht ich?", wollte der Holländer von mir wissen, "Ich könnte doch auch gewinnen." Wie ein kleines Kind sah er mich nun schmollend an, was seine Familie Kopf schütteln liess. Mir entlockte es leichtes lachen, da es schon lustig aussah, nicht zuletzt wegen seiner Grösse.
Seinen Vater und Schwester vergass ich aber für diesen Moment und konzentrierte mich nur auf den beleidigten Rennfahrer: "Kannst du auch, nur muss Hamilton besser sein als Leclerc. Solltest du aber gewinnen, esse ich einen Besen. So leid es mir auch tut, es müsste schon einiges passieren, dass nicht Ferrari oder Mercedes gewinnt." Fest hatte ich dabei in die wunderschönsten blauen Augen der Welt geblickt, dass Victoria sich neben mich gestellt hatte und mir nun einen Arm umlegte, hatte ich nicht bemerkt.
"Ich mag dich jetzt schon", verwirrt sah ich erst zu ihr und dann zu Max. Dieser strahlte aber seine Schwester und mich nur glücklich an, Jos beobachtete uns junge lieber nur von aussen und mischte sich nicht ein. Wo ich bei ihm stand, wusste ich nicht so recht, er war zwar stets freundlich, aber auch immer auf Abstand.
Über den Vater von Max konnte ich nicht weiter nachdenken, denn seine Schwester holte sich meine ganze Aufmerksamkeit: "Wie wärs, wenn wir heute Abend alle gemeinsam Essen gehen? Schliesslich möchte ich dich auch noch etwas kennenlernen und vor Spanien werden wir uns wohl nicht wiedersehen können. Also was sagt ihr?" Max sah mich fragend an, ich sah entschuldigend der Blondine und ihrem Bruder entgegen.
"Heute Abend hab ich leider schon versprochen mit dem Team essen zu gehen, da ich sonst immer bei dem Fahrer bin oder sonst wo. Ein anderes Mal wirklich gerne, aber ich kann meine Kollegen nicht immer versetzten", verständlich nickte Jos mir zu. Max schien meine Lüge zu merken und Victoria war enttäuscht, konnte es aber verstehen.
Es war zwar nicht die feine Art zu lügen, doch ich konnte nicht mit Max und seiner Familie essen gehen, nicht nachdem was mir Sandra gesagt hatte. Sollte uns jemand sehen, könnte es falsch verstanden werden. Schliesslich ging man doch erst mit der Familie gemeinsam essen, wenn man ein Paar war und Max und ich waren kein Paar.
Der Vater der beiden beteiligte sich nun wieder am Gespräch: "Schade, aber natürlich solltest du sie nicht immer versetzten. Dann hoffe ich, dass man dich wieder in Barcelona sieht." Ich nickte und verabschiedete mich von den dreien, schliesslich gab es heute noch ein Rennen zu kommentieren und fahren.
Weit kam ich aber nicht, da ich wieder von einem Fahrer gerufen wurde, diesmal aber einem Briten in Orange: "Ich hab dich gestern nicht mehr gesehen, aber ich hab meine Schulden nicht vergessen." Damit streckte er mir nun eine Packung von einem Eis entgegen, was mich zum Grinsen brachte. Dankend drückte ich den Briten ein Mal, bevor ich die Verpackung aufriss und genüsslich an dem Wassereis leckte.
"Bereit fürs Rennen?", wollte ich wissen. Er zuckte aber nur mit den Schultern, was mich verwirrte. Sollte ein Fahrer nicht wissen, ob er bereit war oder nicht. Auffordernd sah ich Lando an, während ich an meinem Eis leckte.
Nervös knetete er seien Hände: "Manchmal frage ich mich, ob ich es verdient habe einer von den 20 Fahrer zu sein." Sofort hörte ich auf mein Eis vor dem Schmelzen zu retten und legte dem Briten eine Hand auf die Schulter, was bei ihm einfacher war als bei Max.
"Du hast es dir mehr als nur verdient, weil du Talent hast und noch ein toller Mensch bist. Wenn McLaren sich weiter so entwickelt, wer weiss, vielleicht fährst du dann auch mal, um die Weltmeisterschaft mit", versuchte ich ihn aufzubauen. Überzeugt hatte ich Lando nicht, doch er nickte mir zu. Ich war wohl nicht so gut, darin jemand aufzubauen, doch ich hatte es wirklich versucht.
Ich nahm meine Hand von seiner Schulter: "Du bist Lando Norris also zeig den Zuschauer, was du drauf hast und hab Spass beim Fahren. Tu mir nur den Gefallen und komm in einem Stück im Ziel an, sonst hab ich meinen besten Kumpel nicht mehr und das würde mich richtig traurig machen." Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, doch man konnte die Zweifel immer noch in seinem Gesicht sehen. Ich war mir aber sicher, dass er spätestens, wenn er in der Box war diese vergessen hatte.
Da auch der Brite zu seinem Team für letzte Besprechungen musste, verabschiedeten wir uns und ich sprach ihm nochmal etwas vertrauen zu. Zu oft hatte ich selbst so Zweifel gehabt und hab sie jedes Mal, wenn ich mir bewusst wurde, was mein Beruf war. Während einer Liveschaltung dachte man eigentlich nicht daran, doch davor oder danach kamen mir auch mal Zweifel auf. Dann fragte ich mich, was mich so besonders oder besser machte als andere Menschen, die auch Kommentatoren oder Moderatoren waren und doch hatte ich das Glück neben Ralf zu sitzen. Viele würden gerne meinen Platz haben, gerade deswegen konnte ich doch nicht alles wegen eines Mannes riskieren.
"Wohin willst du den noch gehen?", verdutzt drehte ich mich nach rechts. Dort stand Ralf, der ins Gebäude, wo die Kabinen waren gehen wollte. Ich war so in meiner eigenen Welt versunken gewesen, dass ich fast an meinem Ziel vorbeigelaufen war. Peinlich berührt lächelte ich und ging direkt zu mein Kollege.
Oben im engen Raum angekommen, setzten wir uns auf unsere Plätze. Beide holten wir ein Stapel an Papier und mehrere Wasserflaschen aus unseren Rucksäcken heraus. Auch wenn es schon am dunklen war, zeigte über 20 °C das Thermometer trotzdem an, was in einer stickigen Kabine ähnlichen Raum schlimm war.
Da wir noch Zeit hatten, gingen wir Themen, durch die wir besprechen sollten und was wir dazu sagen wollten. Auch wenn vieles Spontan geschehen würde, versuchten wir so vieles wie möglich zuvor geplant zuhaben. Es klingt wahrscheinlich sehr widersprüchlich, doch so war mein Job. Man musste mit allem rechnen und vor allem das Geschehen auf der Strecke kommentieren und doch auch wichtige Themen analysieren. Schliesslich sorgen die Teams und Fahrer bei Pressekonferenz immer für rede Bedarf.
Kurz diskutierten wir noch darüber, was uns erwarten könnte, als es Zeit wurde wenigstens die eine Seite des Headsets auf dem Ohr zu haben. Gerade aber waren noch Sandra auf Sendung, die noch die letzten Stimmen vor dem Rennen sammelte. Bevor zu uns gewechselt wurde, kam das Signet der Formel 1. Während Thomas auf meinem Ohr den Countdown machte, sah ich auf den Bildschirm mit den Fernsehbildern.
Nach einem spektakulären Start, hatten Carlos und Max einen Kontakt, der für Carlos das Ende des Rennens bedeutete. Erst fuhren die Ferrari nur gegeneinander, doch dann konnte Hamilton in Runde 38 Vettel überholen, dabei machte Seb gleich noch eine Pirouette und verlor danach seinen Frontflügel. Die beiden Renaults lieferten sich ebenfalls ein Duell, am Ende aber mussten beide das Rennen vorzeitig beenden. Inzwischen hatte Leclerc ein Problem mit dem Auto und verlor Geschwindigkeit, was ihn eine leichte Beute für die Mercedes waren und somit war die Führung nun bei Hamilton. Sauber fuhr Lewis den Sieg nach Hause vor seinem Teamkollegen und Charles, Max verpasste somit knapp das Podest.
"Hast du mit diesem Ausgang des Rennens gerechnet, nachdem Ferrari das ganze Wochenende dominiert hatte? Ich zumindest nicht", sah ich zu Ralf. Im Fernseher wurde gerade die 'Siegerrunde' von Lewis Hamilton gezeigt und wie er in die Boxenstrasse kam. Somit hatten wir Zeit für eine kurze Abschweifung.
Ralf sah kurz mich an, bevor wir beide unsere Blicke auf den Monitoren hielten: "Dass Mercedes gewinnt und zweiter wird, damit nicht. Doch dass Ferrari und Mercedes auf dem Podest stehen werden, war sicher klar. Die Frage war nur welche Reihenfolge." Mercedes freute sich, so wie Ferrari, während beiden anderen Teams etwas Enttäuschung herrschte. Egal in welchem Team man war, so hoffte man doch auch immer auf ein Wunder. Leider geschahen diese zu selten, zumindest war dies meine Meinung.
Natürlich feierten die drei mit einer Champagner dusche ihren Triumph, womit es für uns Zeit für Interviews bei Sandra war: "Dass war's von uns, beziehungsweise von dir Ralf, ich werde mich gleich zum Medienbereich aufmachen dürfen. Während ich mich auf den Weg mache, hat Sandra den ersten Gast bei ihrem kleinen Tisch. Zuerst aber verabschiede ich mich ganz herzlich von dir Ralf und freue mich darauf dich in Shanghai wiederzusehen."
Eilig rannte ich sogleich los, lass zu Sandra geschaltet wurde. Dies war eine Änderung, die wir letzte Woche besprochen hatten und nun ausprobierten. Sandra hatte ein Tisch, wo einige Fahrer und Teamchefs hingingen und ich war bei den restlichen Reportern, um dort die restlichen Fahrer zu befragen. Für mich hiess dies vor allem eins, Stress. Doch ich schaffte es vor dem ersten Fahrer, welcher Lando war. Als Letztes hatte ich Sebastian Vettel bei mir, danach konnte ich zurück meine Sachen packen gehen und dann ab ins Hotel zum Schlafen.
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Glaubst du an für immer? (Max Verstappen FF)
FanfictionHanna Gasser wollte schon immer nur eins und das war Eishockeyspiele kommentieren. Als sie ihrem Traum so nahe kam wie nie, wurde sie aber zu einer anderen Sportart versetzt. Doch nicht nur die neue Sportart war eine Herausforderung für die nicht ma...