Kapitel 112

650 33 4
                                    

Das erste Training war nicht wirklich interessant gewesen, was mir gerade recht war. Meine Gedanken lagen ganz wo anders. In der Schweiz bei meinem Onkel, der gerade wohl im Krankenhaus wegen der Chemotherapie war. Jessi hatte es mir gestern Abend erzählt, was sie auch nur wegen ihrer Mutter erfahren hat, die es wiederum von der Nachbarin meines Onkels weiss.

Die Angst ihn zu verlieren war gross, schliesslich war er immer mein grösster Unterstützer. Zugleich aber war da eine Wut in mir, dass ich es so erfahren musste und nicht von ihm. Er könnte sterben und hielt es nicht für angemessen es mir zu sagen.

"Willst du mir sagen, wo deine Gedanken heute sind? Denn hier auf der Strecke sind sie nicht", Ralf neben mir sah mich auffordernd an. Sein Blick war streng, wie bei einem Vater, der sein Kind bei einer Dummheit erwischt hatte.

Es fiel mir schwer darüber zu sprechen, doch ich brauchte wohl Rat von einem Älteren, also war er perfekt: "Mein Onkel hat Krebs... Jessi ist gerade in unserem Heimatort und hat es von ihrer Mutter erfahren. Wieso hat er es mir nicht erzählt? Wir haben uns doch gerade erst noch gesehen."

"Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass alles gut wird. Doch das kann ich genauso wenig, wie er. Er möchte dich bestimmt nicht belasten, gerade nach vor letzter Woche. Du bist Schwanger und auch sonst machst du genug durch. Ein Vater oder in deinem Fall Onkel, würde alles tun um sein Kind zu schützten, auch solche Dinge verheimlichen. Wie läuft eigentlich mit Monaco?", versuchte er mir eine Erklärung zu geben.

"Eigentlich gut", gab ich wahrheitsgetreu von mir, "Nur... Ich vermisse meine Heimat, manchmal. Gerade nachts vor dem Einschlafen, dort kannte ich jede Ecke und fühlte mich auch nachts sicher. Es ist schön in Monaco und ich kenn mich auch schon gut aus. Aber es ist nicht das Gleiche Gefühl."

"Nichts und Niemand kann deine Heimat ersetzten. Es zu vermissen ist normal, du kannst bis jetzt auch nichts anderes. Um ehrlich zu seinem Heimweh geht nie komplett weg, man lernt damit umzugehen. Es gibt immer Momente, wo man am liebsten zurückwill, zu dem vertrauten und Bekannten. Nur stellt man eines Tages fest, dass sich auch dort alles geändert hat und der Ort, den man so liebte, nicht mehr existiert. Das ist das Leben. Wichtiger als der Ort ist aber der Mensch, mit dem man lebt", er lächelte mich schwach an. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich leicht angefangen hatte zu weinen.

Ich liebte Max ohne Frage, nur war mir in manchen Augenblick der Preis etwas zu hoch: "Ich liebe ihn, wirklich sehr..."

"Aber du vermisst deine Familie. Das ist okay und soll auch so sein. Auch wenn deine Familie nicht immer leicht war, sie stehen für das gekannte und Sichere, Max ist die unbekannte Zukunft und das macht einem Mal Angst. Gerade wenn man so eine Nachricht wie die von deinem Onkel bekommt. Niemand weiss, was morgen bringt, doch du wirst nie mehr alleine sein", er nahm mich fest in den Arm. Es kam zwar nicht an die seltenen Umarmungen von meinem Vater ran, doch es liess mich dennoch beruhigen.

Ich lächelte zu ihm rauf: "Danke für deine Ratschläge und zu hören."

"Nicht dafür", entgegnete er mir, "Ich bin immer da, wenn du mich brauchst."

"Da ist noch was... Als Max und ich meine letzten Sachen geholt haben, hat mein Vater mir ein Brief mitgegeben von ihm. Ich habe ihn noch nicht gelesen", nervös biss ich mir auf die Lippen.

Ralf hatte mich losgelassen, sah mir aber immer noch fest in die Augen: "Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Doch um ehrlich zu sein, du solltest ihn lesen, bevor es zu spät ist. Wie gesagt, niemand weiss was morgen bringt. So wie ich dich kenne würdest du es bereuen, wenn du es nicht tun würdest und es dann zu spät wäre." Er hatte Recht.

Allein schon, weil mich der Brief nicht losliess, sollte ich ihn öffnen. Es war ein Brief und keine Bombe, was sollte also schon passieren.

Ich bedankte mich, bevor wir zur Kantine gingen. Dieses Mal wollte ich mit meinem Team Essen, da ich sie doch etwas vernachlässigt hatte. Auch wenn sie es mir nicht übernahmen, fühlte ich mich schuldig gegenüber dem Team.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt