Kapitel 22

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Das Wochenende war viel zu langsam vergangen, auch wenn Laurent, Greg, Jessi und Gian zu Besuch gekommen waren. Natürlich hatte ich ihnen von der Nachricht des Rennfahrers erzählt, leider konnten sie ihn nur zu gut verstehen. Ich war selbst schuld und das war mir auch bewusst.

Am Montag war eigentlich Meeting mit uns Moderatoren und unserem Team, wo ich auch die Fragen für Lewis bekommen sollte, doch ich konnte ja nicht hin. Netterweise hatte man beschlossen mich einfach über einen Videoanruf dazu zu holen, damit ich die Informationen auch noch bekommen würde. Das Beste daran war, ich brauchte nicht um fünf Uhr morgens aufstehen, um pünktlich um 9 Uhr in Büro zu sein. Gemütlich konnte ich erst kurz vor acht Uhr aufstehen und mich fertig machen. Damit niemand meine nicht gemachtes Bett und Kleiderhaufen sehen konnte, ging ich in das Büro meines Vaters.

Kurz musste ich dort noch warten, bis ich von Thomas angerufen wurde und dann alle sehen konnte: "Guten Morgen Hanna, wie geht es dir? Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt, was ist überhaupt passiert?" Es war mir schon etwas unangenehm, wenn sich alle solch Sorgen machten und wissen wollten, was denn passiert sei.

"Morgen, den Umständen entsprechend alles gut. Bin mit Prellungen an der rechten Hand und Rippen und einem Schleudertrauma davon gekommen. Der Arzt meinte ich hätte riesiges Glück gehabt, da ich frontal in einen Baum gefahren bin, zum Glück war ich noch nicht richtig auf dem Gas. Ich wollte aus dem Kreisel abbiegen auf die Landstrasse nach Hause und dabei hatte ich wohl einen Sekundenschlaf, was mit einer Kollision in einem Baum geendet hatte", damit war fürs Erste das Thema erledigt.

Wir warteten noch bis alle da waren, bevor wir endlich anfangen konnten: "Morgen alle zusammen, falls ihr euch fragt, wieso Hanna auf dem Bildschirm hinter mir ist. Sie hatte einen Unfall und soll sich schonen, damit sie morgen den Flieger steigen kann und nach Shanghai kommt. Wenn ihr genaueres Wissen wollt, könnt ihr sie immer noch fragen, doch jetzt zu den wichtigen Sachen. Wie wir schon letzten Mittwoch besprochen hatten, werden wir bereits morgen fliegen..." Mehr oder weniger aufmerksam verfolgte ich was besprochen wurde, wobei eigentlich auch mich vieles anging, doch so ganz fit war ich nicht.

"Kannst du in ein Rennwagen steigen mit deinen Verletzungen?", etwas überrascht sah ich zum Aufnahmeleiter. Angenehm würde es für mich wahrscheinlich nicht sein, doch ich würde mir nicht die Chance nehmen lassen, einmal mit Lewis Hamilton über eine Rennstrecke zu fahren. Weswegen ich gleich das Okay gab, so eine Chance würde ich wohl sonst nicht so schnell wieder bekommen. Ich war zwar kein Hamilton Fan, aber ich respektierte ihn und seinen Erfolg.

Thomas nickte: "Am Nachmittag wirst du ein Interview mit den beiden Red Bull Fahrer noch machen und den ersten Teamchef zu unseren Quiz begrüssen können." Ob ich mich auf das Interview mit Max freuen sollte, wusste ich nicht, denn schliesslich schien er mich nicht mehr sehen zu wollen. Wobei Jessi mir den Arsch aufgerissen hatte als wir mal alleine waren. Mithilfe von Victoria will ich versuchen es wieder gutzumachen, denn wenn das ganze Etwas Gutes hatte, dann das ich mir nun sicher war, dass ich den Holländer in meinem Leben brauchte. Krass wie wichtig jemand einem in so kurzer Zeit werden konnte.

"Dann sehen wir uns in morgen beziehungsweise in Shanghai und bitte ohne weitere Unfälle", beendete Thomas unsere Sitzung. Auch wenn ich aus unserem Videochat gegangen war, blieb ich am PC sitzen. Denn ich musste noch alle Statistiken drucken und tippte meine wenige Notiz noch in ein Worddokument, damit ich die Themen für die Übertragung sicher hatte. Dokumente speicherte ich immer in einer Cloud, damit ich jederzeit auch mit meinem Handy darauf zu greifen konnte.

Da es schon Mittag war, schob ich mir schnell einmal eine Pizza in den Ofen und stellte gleich ein Timer, da ich mich daran machte Statistiken von den letzten Jahren von Shanghai anzuschauen und studieren. Dabei fiel mir auf, dass Lewis fast immer gewonnen oder abgesehen von einem Jahr auf dem Podest war. Auch Vettel schien die Strecke zu liegen, im Allgemeinen war es nur einen dreikampf mit der Dominanz von Mercedes gefolgt von Ferrari und RedBull.

Mit der Pizza machte ich es mir auf meinem Bett bequem und schaute mir so viele Videos über der Formel 1 wie nur möglich an. Die letzten waren nicht wirklich hilfreich, doch waren lustig zum Anschauen. Dabei merkte ich aber, dass Lachen meinen Rippen nicht guttat, weswegen ich lieber das letztjährige Rennen von China ansah. Dabei notierte ich mir Dinge wie Überholmöglichkeiten auf. Selbst wenn ich eigentlich Pause hatte, war mein Kopf meistens bei der Arbeit, da ich gefühlt immer tausend Dinge noch zu machen hatte.

Am Nachmittag hatte ich mir Fragen der Redaktion für alle drei Interviews angeschaut und die ein oder andere geändert. Besonders als über eine mögliche Affäre mit einem holländischen Model bei Max die Rede war, war mir schlecht geworden. Wenn es so war, dann war es Max gutes recht, doch wollte ich es nicht wissen. Im Grunde konnte ich auch noch andere Männer Daten, denn ich war dem Holländer nichts schuldig, schliesslich waren wir auch kein Paar.

So sehr ich mich anschliessend auf Zahlen und Fahrer konzentrieren wollte, ich konnte es nicht mehr. Ständig stellte ich mir vor, wie Max gerade wohl in Monaco sich mit dem Model traf. Dabei hatte ich wirklich geglaubt, dass zwischen uns etwas Grösseres als nur ein Flirt war. Vielleicht sollte ich das geplante Abendessen in Shanghai absagen, ich würde mich wohl vor dem Red Bull Fahrer nur blamieren, da es für ihn wohl doch nur ein Spiel war.

Nach kurzem überlegen wählte ich eine Nummer: "Hanna was gib es?" Das Lächeln der Blondine auf der anderen Seite konnte ich durch mein Handy spüren, was mir es nur noch schwerer machte, unseren Plan abzublasen. Vor allem, weil ich wusste, dass nicht ohne nachzufragen dies machen würde. Schliesslich hatte sie ihre Kontakte spielen lassen, um das ganze zu arrangieren, was mir nun wirklich leid tat.

"Wir sollten das Essen absagen", weiter kam ich gar nicht. Das Lächeln war auf der anderen Seite der Leitung gestorben und Verwirrung hatte sich bei Victoria breit gemacht. Sofort wollte die Holländerin den Grund wissen, welcher ich ihr mehr oder weniger direkt sagte. Am Ende aber hatte sie verstanden, was ich sagen wollte, doch konnte sie nur ihren Kopf schütteln.

Man hörte wie die Schwester von Max sich hinsetzte und tief durchatmete: "Es gibt keine andere Hanna, er redet nur von dir. Weisst du wie schwer es ist ihm nichts von dem Essen zu sagen, wenn er mich ständig anruft und die Ohren voll jammert. Du wirst das gefälligst durchziehen, meine zukünftigen Nichten und Neffen werden mir noch danken." So sicher war ich mir da noch nicht, schliesslich klang seine Nachricht ziemlich abweisend.

"Er hat auch keine Lust auf Spielchen Hanna. Ständig weisst du ihn wieder zurück, sobald er einen Schritt näher gekommen ist. Mein Bruder wurde oft genug verarscht, weswegen er vorsichtig ist. Dein Ständiges abweisen und ignorieren macht ihm Angst. Ich kenne meinen Bruder gut genug, um dir zu sagen, dass er kurz davor war zu dir zufliegen, als er die Unfallbilder gesehen hatte. Wenn du wirklich das Essen absagen willst, dann tue ich es, doch dann lass meinen Bruder in Ruhe und halte dich von ihm fern", stellte Victoria klar.

In meinem Kopf liess ich die verschiedensten Szenarien durch Gehen, doch keines war so schlimm, wie ein Leben ohne den Rennfahrer: "Dann hoffen wir mal, dass du deinen Neffen und Nichten eines Tages davon erzählen kannst." Erleichterung war am anderen Ende zu hören. Zwar hatte sie harte Töne am Ende angeschlagen, doch hätte sie es wohl nicht so enden lassen. Sie mag zwar die jüngere der beiden Verstappen sein, doch blind war sie nicht und wusste wie verliebte Menschen aussahen.

"Oh das werde ich und kleiner Tipp, zieh dir besser heisse Unterwäsche an", das war mir nun unangenehm. Sie war seine Schwester, auch wenn sie mir dabei half, musste sie sich doch nicht noch in mein Sexleben mischen. Nicht, dass ich eines hätte zumindest in den letzten Jahren nicht. Zugegeben hatte ich auch Angst davor, dass ich vielleicht nicht gut genug für Max wäre. Schliesslich schien er schon genügend Frauen im Bett gehabt zu haben, um zu wissen, was er wollte. Ich hingegen war noch ziemlich unerfahren, da ich bis jetzt nur einen Mann herangelassen hatte und so richtig gut hatte es bei ihm sich nie angefühlt.

Als ich aus meinen Gedanken ins hier und jetzt kam, hörte ich nur noch das Tuten auf der anderen Seite. Weswegen auch ich auflegte und anfing alles fertig zu packen und mein Zimmer einigermassen in Ordnung zu bringen bevor meine Eltern und Leon nach Hause kamen. Gemeinsam mit meiner Familie ass ich noch Abendessen, was im Moment schwierig war. Die Stimmung war nicht gerade bestens, seit Mama von meinen Auszugsplänen wusste und diese meinem Vater gleich unterbreitet hatte. Mein Bruder war, der einzige der sich normal verhielt, wobei er mich ganz gerne ärgerte.

"Was glaubst du wie lange musst du den Ausweis abgeben und wie hoch die Busse ist? Als ich denke, mit paar tausend kannst du rechnen und dann noch ein neues Auto das wird teuer Schwesterchen", genervt sah ich zu meinem Bruder. Zwar hatte Papa ihn mahnend angesehen, doch gesagt haben meine Eltern nichts. Weswegen mein Bruder mich weiter provozierend ansah.

Erst wollte ich im nicht den Gefallen machen und darauf eingehen, doch konnte ich es mir nicht verkneifen: "Werde erstmals erwachsen und verdiene selbst Geld, bevor du über solche Dinge sprechen willst. Denn ich kann mir so etwas wenigstens Leisten, ohne gleich zu Mama und Papa zu rennen." Damit war für mich das Essen beendet, denn Hunger hatte ich nicht mehr. Manchmal nervte es mich wirklich sehr, wie fest meinem Bruder alles in den Arsch geschoben wurde. Dass er eigentlich der Liebling meiner Eltern war, wussten wir beide, darum bekam er schon immer alles, was er wollte. Ich hingegen musste mir die Sachen immer verdienen oder wie jetzt selbst kaufen.

Bevor ich mich in mein Zimmer zurückzog, ging ich noch schnell ins Bad, damit ich nur noch im Bett liegen konnte. Netterweise hatte Laurent mir Angeboten mich zum Flughafen zu fahren, da ich nicht mehr selbst das machen kann. So schrieb ich noch einmal mit dem Eishockeyspieler, damit morgen alles klappen würde und wir genug früh dran waren. Da ich meinen Kumpel auch nur zu gut kannte, hatte ich mit ihm 7 Uhr abgemacht, damit er so gegen halb 8 bei mir war. Laurent hatte eine Chronische halbe Stunde Verspätungskrankheit, wenn er mal pünktlich kommt, ist es ein Jahrhundert Ereignis.

"Alles ist so weit für Donnerstagabend vorbereitet, musst nur noch mein Bruder in das Restaurant kriegen. Es wird alles perfekt sein, sodass er hoffentlich gleich einen Antrag macht", hatte Victoria mir geschrieben. Der letzte Teil fand ich doch etwas übertrieben, wenn wir es nur schon schaffen würden herauszufinden, was zwischen uns war, wäre ein Erfolg. In mir drinnen wusste ich es eigentlich schon, doch ich wollte es einfach nicht benennen, da es mir Angst machte.

Ich war seiner Schwester wirklich sehr dankbar für die Hilfe, da ich ohne sie es nie zustande gebracht hätte, was ich ihr natürlich auch schrieb. Sogleich kam die Holländerin wieder online und wir fingen an nicht nur über ihren Bruder zu schreiben. So erfuhr ich auch, dass sie einen Freund hatte und wohl gerade eine neue Kollektion am Entwerfen war. Da sie in der Woche zwischen Shanghai und Baku für Pressetermine in München sein würde, entschieden wir gemeinsam etwas zu machen. So würde auch ich nicht ganz so alleine sein, wenn ich in der deutschen Stadt bleiben musste. Nach Hause konnte ich für eine Zeitlang nur fahren, wenn ich zwei Tage freihatte, ansonsten würde ich mir ein Hotel suchen. Denn ohne Auto war es unmöglich zu pendeln, was Victoria auf eine Idee brachte.

"Wir könnten doch Wohnungen uns anschauen gehen, ich liebe dies zu machen und auch einrichten. Wenn du willst, kann ich dir dann auch dabei helfen, ich mach das so gerne", die Blondine schien schon sehr begeistert zu sein. Da es wirklich ein guter Zeitpunkt war, schickte ich ihr einen Daumen hoch. Es dauerte nicht lange da bombardierte sie mich schon mit Anzeigen von Wohnungen voll, nur waren mir die zum Teil zu gross und teuer.

Doch die Blondine liess sich davon nicht abbringen und machte einfach weiter. Sodass ich mein Handy einfach ans Ladekabel steckte und auf Lautlos schaltete. Woher sie so viele Wohnungen in so kurzer Zeit hatte, konnte ich mir nicht erklären. Gerade aber würde ich mich nicht mehr damit befassen, schliesslich würde ich früh genug aufstehen müssen. Ohne meiner Familie gute Nacht zu wünschen und mich schon mal zu verabschieden, schlief ich in meinem Bett ein.


Ich möchte euch allen einmal von Herzen danken <3 Ich freue mich über jedes Feedback, Vote oder nur schon Read, danke euch allen es ist einfach unglaublich, wie viele diese Geschichte lesen <3

Lg Fabi

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt