Kapitel 65

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"Schreib mir, wenn du dort ankommst, wenn du zum Paddock kommst und falls wir uns nicht sehen, auch wenn du bei uns ankommst", gab Max mir die Anweisung. Er konnte mich wegen einem Teammeeting nicht begleiten und machte sich tausend Gedanken. Am Liebsten hätte er wohl das Meeting sausen lassen und wäre mitgekommen, doch davon hatte ich ihn abbringen können.

Allgemein musste ich Max öfters daran erinnern, dass er sich normal verhalten sollte. Gestern war er jede Minute in der er konnte, dicht neben mir gestanden und wollte mich nicht aus den Augen lassen. Bei Daniel hatte dies schon für blöde Kommentare gereicht und auch die anderen Fahrer fanden das Verhalten des Holländers für komisch. Wobei sie es wohl darauf schoben, dass ich 'Krank' war in der letzten Woche. Dennoch hatte ich Max darum gebeten, nicht mehr so auffällig sich zu verhalten.

So auch jetzt: "Ich schreibe dir wenn ich dort bin, danach werden wir uns spätestens heute Abend wieder. Auch wenn ich Schwanger bin, kann ich alleine durch eine Stadt laufen bei Tag." Max sah mich warnend an, doch es war mir gerade egal, denn ich musste los. Also drückte ich ihm nur schnell einen Kuss auf und verschwand dann schon nach draussen.

Durch die Strassen von Monaco ging ich zu einer Busstation, dabei verhielt ich mich ganz normal. Wenn ich eines gelernt hatte, umso unauffälliger man sein wollte, umso mehr fiel man auf. Also stand ich mit meinem Hand da und wartete, dass der Bus kam.

Ohne angesprochen zu werden oder fotografiert, schaffte ich es ins Gebäude des Frauenarztes. Dort füllte ich brav den Papierkram aus, während ich im Wartebereich sass. Zu meinem Glück war ausser mir noch niemand in der Praxis, ich war wohl der erste Termin für den heutigen Tag. Worüber ich wirklich glücklich war, denn mich sollte hier wirklich niemand sehen, nicht an diesem Wochenende. Jeder wusste an diesem Wochenende wer ich oder die Fahrer und deren Freundinnen war.

"Madame Gasser? Sie können mit mir mitkommen, für einen Urintest und Blutabnahme", ich nickte nur. Gemeinsam mit der Assistentin ging ich erst zur Toilette wo sie mir einen Becher gab und zeigte, wo ich diesen gleich abstellen sollte. Brav folgte ich ihren Anweisungen, als sie mich allein gelassen hatte.

Nachdem sie Gewicht, Blutdruck und grösse notiert hatte, entnahm sie mir auch noch Blut: "Dann bringe ich sie jetzt zum Ultraschall." Wieder nickte ich nur, da ich Angst hatte, dass jeden Moment jemand in die Praxis kam und mich nur schon an meiner Stimme erkannte. Mit der Schwangerschaft hatte ich mich schon abgefunden und mit dem Gedanken Mami zu werden angefreundet. Die Angst entdeckt und erkannt zu werden, war das einzige, was mein Herz gerade schneller schlagen liess und den Schweiss auf meine Hände trieb.

"Der Dr. Kommt gleich", wie ich diesen Satz hasste. Ich lag auf der Scheiss Liege und musste nun warten bis dieser Arzt kam. Eigentlich wollte ich immer eine Frau haben, doch hier in Monaco war es mir wichtiger, dass mein Arzt und ich kommunizieren konnten. Dennoch wäre mir und auch Max eine Frau lieber gewesen.

Die Tür ging auf und ein Mann mittleren Alters kam hinein: "Guten Tag Frau Gasser, mein Name ist Dr. Van Meyeburg. Meine Assistentin meinte, sie würden gerne auf Deutsch sprechen?" Ich bejahte, da es mir so am angenehmsten war, schliesslich lernte man nicht an der Schule medizinische Fachausdrücke und wer wollte schon nicht wann immer möglich in der Muttersprache kommunizieren.

"Dann wollen wir doch mal nachschauen, was in ihrem Bauch so los ist", damit fing er an das kalte Gel auf meinem Bauch zu verteilen. Mit dem Ultraschall fuhr er über meinen Bauch und tippte immer wieder etwas in den Computer. Da er still blieb, hatte ich für einen Moment Angst, dass etwas nicht stimmte. Doch dann drehte er den Bildschirm zu mir und zeigte auf einen Mickrigen Punkt. Schnell schaltete er auch noch den Ton an, damit ich den Herzschlag hören konnte und es war nicht meiner.

"Herzlichen Glückwunsch", verkündete der Arzt, "sie sind in der 6 Woche ihrer Schwangerschaft." Den Quacksalber ignorierte ich und starte wie gebannt auf meinen kleinen Punkt und lauschte seinem Herzschlag. Dabei konnte ich mir eine Träne nicht zurückhalten, was wohl die Schuld meiner Hormone waren.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt