Kapitel 11

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Ein letztes Mal machte ich einen Spiegel Check, um sicher zu sein das mein Make-up und Haare sitzen. Wir beide hatten es offiziell nicht als Date bezeichnet, doch eigentlich war es schon eines. Auch wenn ich mich nicht mit ihm treffen sollte, da mein Ruf als seriöse Moderatorin auf dem Spiel stand. Doch so sehr mein Verstand mir sagte, ich sollte mich von dem Holländer fernhalten, umso mehr wollte der Rest meines Körpers Max wiedersehen.

Mein Kleid ging mir gerade bis zum Anfang meines Knies und bekam nur durch dünne Träger halt. Bis zu meiner Taille war es weiss, von dort an wurde es aber immer mehr rosa. Der tiefe V-Ausschnitt wurde von Spitze verziert und hatte ein schönes Blumenrankenmuster. Ich liebe dieses Kleid so sehr, dass ich es oft einfach so an hatte, weswegen es auch seinen Weg in meinen Koffer gefunden hatte. Wobei Jessica beim Packen wohl an Date gedacht hatte, während ich es für ein Strandtag im Kopf hatte.

In rosa-goldenen Highheels und einer rosa Clutch traute ich mich das Zimmer zu verlassen. Die Uhr hatte gerade auf 8 Uhr gewechselt, wodurch ich hoffte, dass Max schon da war. Welche Frau wollte auch schon auf ihr Date warten, deshalb war ich diesmal leicht zu spät in der Lobby. Doch mein Plan ging auf, denn Max war schon da und schien auf mich zu warten. Er trug eine dunkle Jeans und weisses Hemd, wodurch ich die Muskeln gut erkennen konnte.

Als hätte er meine Anwesenheit gespürt sah er vom Handy auf: "Du siehst toll aus." Auch wenn er auf Holländisch mit mir sprach, hatte ich dieses Kompliment verstanden. Etwas überfordert dankte ich ihm, da ich nie wusste wie auf ein Kompliment zu reagieren. So gleich versuchte ich das, was er gesagt hatte zu wiederholen, wobei ich das Gefühl hatte, mich über die Sprache lustig zu machen. Max schien es zum Glück nicht so zu sehen, denn er bedankt sich breit grinsend.

"Hast du alles?", was ich schnell bejahte, "dann können wir ja gehen." Er streckte mir seinen Arm entgegen wo ich mich einhaken konnte. Dies machte ich sogleich auch, auch wenn dies nicht nötig gewesen wäre. Irgendwie von ich es aber schon süss, dass er sich Mühe gab. Mit Sicherheit war dies seine Masche, so viele Freundinnen wie er in den letzten Jahren gehabt hatte, musste er wohl viel Übung fürs erste Date haben.

Draussen stand ein Aston Martin, soweit ich es beurteilen konnte mit meinem spärlichen Wissen über Autos: "Danke. Wusste gar nicht, dass du so ein Gentleman sein kannst." Er hatte mir die Autotür aufgemacht, bevor er einmal um den Wagen gejoggt war. So ein Verhalten hatte ich von ihm nicht erwartet, doch einmal so verwöhnt zu werden war okay, jedes Mal musste ich es aber nicht haben.

"Für besondere Anlässe packe ich auch mal den Gentleman aus und natürlich für eine besondere Frau", damit fuhr er los. Da ich ihn nicht ablenken wollte, blieb ich erst still. Normalerweise sang ich die Songs im Autoradio mit, vor Max war es mir aber zu peinlich, weswegen ich still blieb. Lieber versuchte ich herauszufinden, wohin Max mich fährt, was im Dunkeln und ohne Ortskenntnis schwer war. Ich hatte nur bemerkt wie wir aus Melbourne rausfuhren am Meer entlang.

Ich versuchte mir die Frage zu verkneifen, doch ich war zu neugierig: "Wohin fahren wir?" Meinen Kopf hatte ich dabei zu Max gedreht, der konzentriert auf die Strasse schaute. Als es auf der Strecke eine kleine Grade hatte, traute der Holländer sich kurz zu mir zu schauen, bevor er seinen Blick auf die Strasse richtete. Im Dunkeln konnte nun nur noch die Umrisse von Max Profil sehen.

"Wir gehen Essen wie abgemacht, doch in Melbourne ist mir die Gefahr von Reportern zu gross, schliesslich soll uns niemand stören", durch seine Antwort war ich nicht wirklich schlauer. Klar sein Argument war klar und auch gut begründet, doch wohin es ging, wusste ich immer noch nicht.

Ich biss mir auf die Lippen und sah selbst aus dem Fenster hinaus auf das dunkle Meer: "Schon vergessen, ich bin auch eine Reporterin." Ein kleines Auflachen erklang von Max, weshalb ich wieder zu dem Holländer sah. Gerade bog er ab, um etwas einen Hügel hochzufahren.

"Ich meinte vorhin Boulevard Reporter und keine seriösen, wie dich. Oder möchtest du morgen über unser Treffen einen Artikel schreiben?", fragte er rhetorisch. Natürlich würde ich dies nicht, was Max in den vier Tagen auch schon gemerkt hatte. Das Privatleben der Fahrer würde ich nicht in der Öffentlichkeit thematisieren und das Treffen von Max und mir erst recht nicht. Sonst könnte ich mir auch gleich eine Kugel durch den Kopf jagen oder von einer Brücke springen. Denn ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass mich eine Beziehung oder nur schon ein Treffen zu zweit den Ruf und damit meine Karriere kosten konnte. Man würde mich noch weniger respektieren und ernst nehmen als jetzt.

An einem Parkplatz angekommen stellte Max den Motor aus und wir stiegen beide aus. Da der Holländer nicht schnell genug war, war ich allein ausgestiegen, sodass Max die Tür des Autos mir nicht aufhalten konnte. Dafür schloss er sie und hielt mir seinen Arm wieder hin. Diesmal war ich etwas froh darüber, da unter uns Kieselsteine waren und ich den Boden nicht richtig sehen konnte.

Am Hotel angekommen wurden wir auf die Trasse zu einem Tisch etwas abgelegen gebracht: "Es ist wunderschön hier, warst du schon mal hier?" Ich sah mich dabei weiter um und liess die Kerzen auf mich wirken. Verlegen kratzte Max sich am Nacken, da ihm die Antwort auf meine Frage etwas unangenehm war.

"Ich hab Daniel gefragt, da er Australier ist, dachte ich kennt er sich mit den Restaurants hier besser aus", erleichtert sah ich zu ihm. Wäre er mit einer anderen Frau schon hier gewesen, wäre es für mich leicht seltsam gewesen. Da es ihm wirklich unangenehm war, konnte ich mir auch sicher sein, dass er die Wahrheit sagte. Er würde wohl Daniel nicht als Quelle nennen, wenn es nicht so war.

Möglichst entspannt sassen wir auf der Terrasse im Kerzen Licht, während wir hinab ins Meer sehen konnten. Beziehungsweise sah man eigentlich nur die Stelle, an der sich der Mond im Wasser spiegelte. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich Max für den Podiumsplatz noch gar nicht gratuliert hatte.

"Übrigens Gratulation zum dritten Platz, du warst echt gut. Mercedes zu schlagen ist schwer, aber ich bin mir sicher in Bahrain klappt es", Max sah mich belustigt an. Erst dachte ich, dass ich etwas Falsches gesagt hatte. Als könnte der Holländer meine Gedanken lesen hörte er auf zu lachen und lehnte sich etwas nach vorne.

"Wettest du dann auch mal auf mich?", Lando hatte die Sache mit der Wette natürlich schon herumerzählt. Damit wussten wohl schon alle Fahrer wahrscheinlich über mich und mein kindliches Verhalten von heute Bescheid. Ich war wohl wirklich gut darin mich vor den Fahrern zu blamieren. Leider konnte ich es nicht mehr ungeschehen machen und nur hoffen, dass ich in Bahrain schon ersetzt wurde.

Nervös kaut ich auf meine Lippen, da Max mich genaustens beobachtete: "Vielleicht, wenn ich darauf vertrauen kann, dass du gewinnst. Schliesslich will ich nicht verlieren." Dass er mein Tipp für den WM titel war, behielt ich lieber für mich, da es mir etwas unangenehm war.

Max war mit der Antwort mehr als zu Frieden, darum konnte er sich wieder zurücklehnen. Bevor er ein neues Thema anfangen konnte, kam ein Kellner und nahm unsere Bestellung auf. Da ich die meisten Sachen auf der Speisekarte nicht verstanden hatte, hatte ich Max die Auswahl überlassen.

"Du warst wohl noch nie in so einem Restaurant, dass du die Karte nicht lesen konntest, denn an deinem Englisch wird es wohl kaum gelegen haben", amüsiert nippte Max an seinem Wasser. Mir war dieses Thema unangenehm, da ich mir zu zweit klassig vorkam, denn ich war wirklich noch nie in einem so schicken Restaurant.

Verlegen hatte ich meinen Blick von ihm genommen und sah aufs Meer: "So meinte ich es nicht. Eigentlich finde ich es toll, dass du nicht so daran gewöhnt bist und auch nicht auf schicki micki stehst." Wirklich besser hatte dies es auch nicht mehr gemacht, denn mir war klar geworden, dass wir aus zwei verschiedenen Welten kamen. Natürlich war ich auch mal schick essen gegangen mit meinen Eltern aber die Restaurants hatten keine Sterne oder wenn dann nur einen oder zwei. Max war wohl aufgewachsen mit vier oder fünf Sterne Restaurants.

"Vergiss einfach was ich gesagt habe und geniesse den Abend", er hatte wohl gemerkt, dass seine Worte es nicht besser gemacht hatten. Vorsichtig sah ich wieder zu ihm und sah wie er etwas Angst vor meine Reaktion hatte. Ich nickte ihm als Antwort nur zu, doch in meinem Kopf konnte ich nicht aufhören, daran zu denken.

Gerade zur rechten Zeit kam nun mit den Salaten die Vorspeise. Da ich mich vor Max blamieren wollte, ass ich besonders vorsichtig. Doch er war mit seinem Essen so beschäftigt, dass er dies gar nicht bemerkte. Während ich den Salat in mich schaufelte, dachte ich darüber nach über was wir reden könnten.

"Ist deine Familie nicht mit nach Australien gereist, ich dachte ich hätte dein Vater beim Interview getroffen?", der Blick des Holländers glitt von seinem Teller hoch zu mir. Da er gerade aber noch etwas im Mund hatte, musste er noch zuerst schlucken, bevor er mir Antwort geben konnte.

Mit der Serviette wischte er sich kurz über den Mund: "Es gab einen Notfall mit einem meiner kleinen Brüder, er musste zurück, doch er und Vici werden in Europa wieder dabei sein und meine Mutter wird ab und zu sicher auch vorbeischauen. Also schon in Bahrain, zumindest mein Vater. Vici muss noch schauen, mit ihrer Modelinie hat sie immer etwas zu tun. Kommt deine Familie auch mal zu einem Rennen?" Er nahm ein Schluck vom Wasser und sah mich abwartend an. Durch meine Recherchen wusste ich von seinen Geschwistern und Familien Verhältnissen, er wiederum wusste eigentlich nichts über mich. Mich konnte man zwar googeln, doch über Familie fand man so gut wie nichts.

"Na ja, ich weiss noch nicht mal, wie lange ich bei der Formel 1 bleiben darf. Sollte es bis Europa gehen, dann würde vielleicht auch mal meine Familie auftauchen", sein Blick machte mich etwas unsicher. Um die Unsicherheit zu verstecken, nahm ich ebenfalls einen Schluck von meinem Getränk. Bevor ich auf meinen leeren Teller sah.

Max versuchte über den Tisch hinweg meine Hand zu nehmen, was ihm auch gelang: "So gut wie du das Machst, müssen sie dich bei uns lassen. Wofür die noch weiter Ersatz suchen, verstehe ich nicht. Sie haben schon die beste Kommentatorin gefunden, jemand besseres werden sie nicht mehr finden." Hoffentlich war ich nicht rot geworden, denn sein Kompliment war sehr schmeichelhaft gewesen. Zugleich rief ich mir aber in den Sinn, wie vielen Frauen er wohl schon gesagt hatte, wie gut sie in ihrem Job waren.

"Machst du das bei jeder? Also solch Komplimente meine ich", eigentlich wollte ich keine Antwort auf die Frage. Ich wollte nicht wissen, was er mit anderen Frauen gemacht hatte, doch war mir diese Frage herausgerutscht. In das Gesicht von Max traute ich mich gar nicht zu schauen, da ich Angst vor seiner Reaktion hatte.

Erst dachte ich, er zog seine Hand komplett zurück, doch er hatte sie nur zu meinem Kinn gehoben: "Bin ich der erste der dir solch Komplimente macht?" Touche, natürlich war er dies nicht. Über mein gutes Aussehen war ich mir schon bewusst, doch eigentlich war mir dies egal. Keiner hatte ernsthaft Absichten, da war mir sein Aussehen oder seine Komplimente egal.

Mit seiner Gegenfrage hatte Max mir indirekt doch eine Antwort gegeben. Wenn ich wirklich gedacht hatte, dass er keiner anderen Frau Kompliment gemacht hatte, dann musste ich wirklich dämlich sein.

Während dem restlichen Essen, hatten wir uns gegenseitig ausgefragt, um uns besser kennenzulernen. Dabei konnte ich raushören, wie sehr Max Daniel bei Red Bull vermisste. Der Australier war ihm ein wirklich guter Freund geworden, den er gerne weiter in seinem Team gehabt hätte.

Am Ende eines langen aber sehr schönen Abends parkte Max vor meinem Hotel: "Wir können so ein Abendessen gerne wiederholen, es war echt schön mit dir und das Mal ohne die anderen." Lachend sah ich zu Max, ja es war wirklich schön ohne Lando mal zu essen. Ich mag den Briten zwar, doch es war auch sehr schön mit Max allein zu sein. Vielleicht etwas zu schön.

"Ja, wäre schön. Danke für den Abend, man sieht sich vielleicht in Bahrain wieder. Schlaf gut und bis dann", eilig lief ich zum Eingang des Hotels. In meinem Kopf hatte ich eigentlich die Worte gehabt, um alles vor dem Anfang zu beenden. Mein Mund war aber schneller gewesen und hatte sich für den Holländer entschieden. So gerne ich den Abend wiederholen wollte, so sehr war ich mir das Risiko dahinter bewusst.

Müde und kaputt lag ich in meinem Bett und starrte im dunklen an die Decke. Dabei ging mir immer nur eine Frage durch den Kopf: War Max es Wert das Risiko einzugehen?

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt