Kapitel 108

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Vereinzelt hörte man die Autos auf der Strasse, sonst war es noch still. Es fühlte sich an, als wäre ich in der Schweiz in meinem kleinen Heimatort und nicht in einer Stadt am Meer. Auch wenn Monaco wirklich schön war, vermisste ich den Duft vom frisch gemähten Gras. Dafür stank es hier nicht nach Gülle. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Leichter Wind wehte durch meine offenen Haare und liessen eine Gänsehaut meinen Körper überziehen, doch ich blieb stillsitzen. Meine Augen geschlossen und lauschte den Geräuschen des Windes und der Stadt, die immer mehr erwachte. So wie das Leben in der Wohnung.

Ich konnte das Klimpern von Gläsern hören, bevor die Schiebetür leise quietschte und verriet, dass ich nicht mehr alleine war. Langsam öffnete ich die Augen und erblickte Jessi neben mir. Ohne ein Wort hielt sie mir ein Glas mit O-Saft hin, während sie sich einen Kaffee gönnte.

"Zugegeben ich kann verstehen, wieso du die Stadt liebst. Am Morgen hat sie etwas Beruhigendes. Leiser als unser Dorf und mit gut 10-mal so vielen Einwohner", lachte sie, "Wie geht's dir? Nach dem nicht so schönen Wochenende."

"Geht, mach mir mehr Sorgen um Daniel. Er ist alleine, seine neue Bekanntschaft hält es nicht für nötig aufzutauchen", gab ich meine Gedanken zu. Ich hatte gestern noch mit ihm kurz unter vier Augen gesprochen, da er eigentlich nicht wollte, dass zu viele von seiner neuen Flamme wussten. Doch mit irgendjemandem musste ich sprechen. Zudem dachte ich, Jessi wäre wohl die beste Option, um sich um ihn zu kümmern. Sie hatte gelernt sich um Babys zu kümmern, was nicht wirklich anders war, als sich um eine Formel 1-Fahrer zu kümmern.

Sie seufzte: "Gib mir seine Adresse und ich fahr zu ihm. Er sollte wirklich nicht allein sein." Dankend lächelte ich sie an, bevor wir beide einen Schluck nahmen und hinunter in Richtung des Meeres sahen.

"Wer hätte Gedacht", fing sie wieder an, "Dass wir eines Tages in Monaco landen würden." Auch ich musste mir grinsen. Zwar hatte es uns nicht an Kontakten von Profisportlern gefehlt, dennoch hätten wir wohl vor einem Jahr nicht einmal davon zu träumen gewagt.

"Monaco ist doch für seine Leidenschaft zum Eishockey bekannt", gab ich ironisch von mir. Es war schon lustig, wenn man bedenkt, wie wir hier gelandet waren. Beide hatten wir Menschen verloren, die wir eigentlich lieben sollten. Beide liebten wir Eishockey und waren nun in einem Land, welches nichts davon hielt. Zumindest kein Team hatte. Es war, als hätten wir hier ein komplett neues Leben und eine neue Person erschaffen.

«Natürlich» ging sie auf meinen Kommentar ein, "Deswegen laufen die Menschen noch bei 18 Grad mit Winterjacke rum. Nur weil sie Fan sind." Gleichzeitig drehten wir den Kopf zueinander und fingen an zu lachen. Auch wenn ich wusste, dass Jessi nicht für immer hierbleiben konnte, wünschte ich es würde für immer so bleiben. Mit ihr fühlte ich mich weniger einsam in einem eigentlich doch fremden Land.

Wir genossen wohl beide die Anwesenheit des anderen, denn wir sahen einfach hinaus aufs Meer ohne ein weiteres Wort. Die Sonne war hinter dem Berg hervorgekrochen und reflektierte auf dem Wasser wieder.

"Ich bin weg", erschrocken drehte ich mich zur Tür. Ich konnte aber nur noch sehen, wie mein Freund von diesem Weg in Richtung Haustür ging. Verwundert und etwas perplex sah ich zu der Blondine neben mir. Die ahnungslos die Schultern kurz anhob.

Also eilte ich ins Innere der Wohnung: "Wohin? Es ist gerade einmal acht Uhr?" Bei Max war diese Uhrzeit wie bei anderen 5Uhr. Formel1 Fahrer waren keine Frühaufsteher und einem Dienstag nach einem Rennwochenende erst recht nicht.

"Überraschung", damit war er verschwunden.

"Ich hasse Überraschungen", rief ich trotzdem ihm nach. Nur hatte er es entweder nicht gehört oder wollte es nicht hören. Leicht frustriert über das Ende von unserer Unterhaltung, drehte ich mich zurück zu dem Schieber. Durch diese trat nun meine beste Freundin.

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt