Kapitel 17

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Gegen 12 Uhr waren wir am Gelände von der Rennstrecke angekommen und die Sonne brannte schon auf uns nieder. Da wir noch genügend Zeit hatten, holte ich mir erst noch ein Eis, gegessen hatten wir schon im Hotel, doch ein Nachtisch gab es dort nicht.

Fröhlich lief ich mit meinem Wassereis übers Gelände als mir Christian Horner entgegenkam, freundlich grüsste ich ihn. Kurz blieben wir beide stehen und unterhielten uns, dies war ein blöder Fehler von mir. Lando hatte meine Unachtsamkeit missbraucht, um sich an meinem Eis zu vergehen. Dabei war ein grosses Stück abgebrochen und in seinem Mund geblieben. Mit grossen Augen hatte ich dies zur Kenntnis genommen, wusste aber nicht was ich sagen sollte. Christian wie andere die es gesehen hatten konnten nur lachen.

"Lando Norris, du mieser kleine Eisdieb", schimpfte ich gegen den Briten. Dieser lächelte mich so gut es mit dem Eis im Mund ging unschuldig an. Dafür bekam er auch noch spielerisch einen Schlag gegen die Schulter, was im Sichtlich nicht weh getan hatte, da er immer noch lachte.

Da Christian es eilig nun hatte, da ich ihn etwas zu lange aufgehalten hatte, verabschiedete er sich nun von uns, was ich nur nebenbei mitbekam. Meine Aufmerksamkeit lag nämlich auf Lando den ich immer noch mit meinem Blick am Töten war, während ich überlegte, ob ich das Eis noch essen wollte. Heikel bin ich in solchen Sachen nicht wirklich, wenn ich die andere Person kenne, weshalb ich mein Eis behielt.

Als der Brite sein Mund wieder freihatte, lächelte er mich noch breiter an: "Wenn du willst, kauf ich dir später nach dem Training oder Qualifying ein neues, doch leider muss ich los." Bevor er einen Abflug machte, nahm er sich noch einmal mein Eis vor. Schmollend sah ich nun auf mein Eis, dass eigentlich nur noch aus dem Holzstiel mit etwas Eis herum bestand.

"Schön zu sehen, dass sie dich nicht abgezogen haben. Es wäre wirklich schade, wenn man dein Talent nicht richtig fördern würde", leicht erschrocken sah ich auf. Vor mir stand niemand anderes als Jos Verstappen. Schnell wischte ich meine Hand ab, damit sie nicht mehr so klebrig vom Eis war.

Auch wenn es wahrscheinlich nicht besser geworden war, gab ich ihm kurz aus Höflichkeit die Hand: "Freut mich auch, Sie wiederzusehen. Ich hoffe ihrem Sohn geht es wieder gut, Max hat mir davon erzählt." Etwas überrascht sah der Vater von Max mich an, dabei wurde mir erst jetzt klar, was ich gesagt hatte. Ein leichtes Lachen zeichnete sich aber sogleich bei Jos Verstappen ab und ich wurde verlegen. Er kannte seinen Sohn wohl gut genug, um zu wissen, dass er mir das nicht einfach so gesagt hatte. Damit war auch Herr Verstappen klar, dass da was am Laufen war. Er war ja auch nicht blind gewesen und hatte schon beim Interview gesehen, wie sein Sohn aus der Bahn geworfen wurde als er mich gesehen hatte. Eltern kannte ihre Kinder gut genug, um zu wissen, was in ihren Kindern vorging.

"Ihm geht es wieder gut, war der Blinddarm, der sich entzündet hatte. Er kann aber schon wieder herumrennen und mit seinem kleinen Bruder spielen", antworte mir Jos, "Ich hoffe man sieht sich noch des Öfteren." Damit gab er mir die Hand zum Abschied, bevor er in Richtung Red Bull verschwand und ich wieder allein war. Nur musste auch ich langsam zu meiner Kabine, da das letzte Training anstand. Allein schon bei dem Gedanken an die Kabine, verstärkte meine Schweissdrüse die Produktion des Schweisses.

Mit vier Wasserflaschen bewaffnet liess ich mich auf meinem Platz fallen und packte meine Unterlagen aus meinem Rucksack. Zu meinen Unterlagen gehörten auch Statistiken über jeden einzelnen Fahrer und ihre bisherigen Ergebnisse von Bahrain, selbst von den Rookies. Dann natürlich noch die Notizen vom Vortag und noch anderweitige Informationen über die Teams und der Strecke.

Dass Ralf reinkam, nahm ich nur am Rande wahr: "Schon wieder fleissig mit Statistiken beschäftigt?" Ich nickte nur da ich mir gerade die Ergebnisse von den Rookies vom letzten Jahr ansah und da hatte Lando doch in der Formel 2 vor einem Jahr auf der Strecke gewonnen. Alex hatte mit Platz 4 knapp das Podest verpasst und George war hinter ihm auf Platz 5 gelandet.

Sowie es gerade aussah, sah es auch schon einem Jahr in der Formel 1 aus, Ferrari schien diese Strecke wohl sehr zu liegen. Vor einem Jahr gewann Vettel vor Räikkönen und Bottas, zweiter er würde dieses Jahr wohl nicht wirklich um den Sieg mitfahren können. Dafür war nun Leclerc ganz vorne mit dabei und schien seinem Teamkolleg zu ärgern.

Mit diesem wissen konnte ich entspannt nun warten, bis der Countdown heruntergezählt wurde und wir wieder live im Fernseher waren: "Auch von Ralf und mir ein herzliches Willkommen zurück aus dem sonnig warmen Bahrain. Es ist ein sommerlicher Samstag mit 26 °C hier im Königreich von Bahrain, gute Bedingungen für ein letztes Training und später das Qualifying. Oder was meinst du Ralf?"

Auch wenn es etwas unhöflich war, hörte ich ihm nur mit einem Ohr zu, da schon die ersten Autos auf die Strecke fuhr: "So da haben wir den ersten Fahrer, Alex Albon. Vor einem Jahr verpasste er in der Formel 2 um einen Platz das Podest. Wie sehr kann man Formel 2 mit der Formel 1 vergleichen?" Gerade als Ralf darauf antworten wollte, rutschte Leclerc wieder in Kurve 4 das Heck weg.

"Das haben wir doch schon gestern im ersten Training gesehen? Es war auch die gleiche Kurve, wenn ich mich nicht irre", kommentierte ich das Geschehen. Ralf stimmte mir zu, erklärte aber gleich, dass das wohl an den noch zu wenig warmen Reifen liegen würde.

Im Gegensatz zu Charles Reifen war ich definitiv schon mehr als warm: "Damit sind die Reifen wohl allein, denn mir ist schon ganz schön warm. Wie festnimmt man das als Fahrer selbst während eines Trainings und später im Qualifying und Rennen wahr?" Während Ralf nun am Erklären war, hatte ich kurz mein Mikrofon stumm gestellt, damit ich trinken konnte.

"Da war aber auch Giovinazzi mal den Arsch weggerutscht, es scheint heute das einzige zu sein, dass wir zu sehen bekommen. Unfälle wünschen wir ja keinem, doch so richtig spannend ist es nicht. Ferrari dominiert weiterhin mit über einer halben Sekunde klar vor Hamilton und Bottas. Die Wiederum sind eine halbe Sekunde vor Grosjean, überraschend aber ist Verstappen auf Platz 8. Nahm man bei Red Bull das dritte Training nicht mehr ernst und ging auf nun mal sicher fürs spätere Qualifying?", ich nahm meinen Blick von den Monitoren und sah stattdessen zu Ralf. Da eigentlich nur noch in die Box gefahren wurde, konnte ich getrost dies auch machen.

Als Ralf fertig war, war es an mir den Ball diesmal direkt an Sandra abzugeben: "Damit war es fürs Erste von uns beiden, doch für Sie zu Hause geht es noch etwas weiter mit Sandra. Sie konnte sich Max Verstappen krallen, wir melden uns dann um 16Uhr mit dem Qualifying zurück. Bis dahin viel Spass mit Sandra und stimmen zu den Trainings und der Strecke."

Damit konnten ich und Schumacher die Kopfhörer abnehmen und aus der Sauna flüchten. Gerade am Ende war es für mich unerträglich geworden, da die Sonne mir direkt ins Gesicht schien. Draussen war es aber nicht wirklich besser, sodass ich mir einen Schattenplatz suchte. Es war wieder der Baum vom Vortag und somit erwartete ich auch nicht, dass mir jemand Gesellschaft leistet.

Meine Augen hatte ich leicht geschlossen: "Schlecht geschlafen?" Langsam öffnete ich die Augen, um sicher nicht durch einzelne Sonnenstrahl geblendet zu werden. Etwas vor mir stand der holländische Rennfahrer mit seiner Flasche in der Hand. Ich hatte tatsächlich ziemlich schlecht geschlafen, weil mir unser Gespräch immer wieder durch den Kopf geschossen war und mich aus dem Schlaf gerissen hatte.

Ich zuckte mit meinen Schultern: "Ich hab auch nicht gut geschlafen. Liegt wohl an der Wärme, daran sind wir wohl noch nicht wieder gewohnt." Dass es auch bei ihm nicht die Wärme war, konnte ich mir nur zu gut vorstellen, doch ich nickte wieder nur. Vorsichtig hatte sich Max neben mir an den Baum gesetzt und berührte nun leicht meine Schulter. Doch anders als sonst entfernte ich mich kein Stück von ihm. Dafür war ich im Moment zu träge und es fühlte sich auch verdammt gut an.

"Hast du mit deiner Freundin schon geredet, traut sie sich auf ihr Herz zu hören?", wollte er plötzlich aus der Stille heraus von mir wissen. Damit ich ihn nicht ansehen musste, hielt ich meine Augen geschlossen. Wir beide wussten, dass es nicht eine Freundin war, doch es wollte keiner von uns die Karten offen hinlegen. Die Angst zurückgewiesen zu werden war immer noch da, auch wenn es eigentlich offensichtlich war, was zwischen uns vor sich ging.

Ich biss mir kurz leicht auf die Lippen, da ich mir unsicher war, was ich sagen sollte: "Sie weiss nicht, ob sie ein solches Risiko eingehen kann und will. Sie kennt den Mann kaum." Meine Stimme war ganz leise, da ich mir so unsicher dabei war.

"Wie will sie ihn denn kennenlernen, wenn sie immer auf Abstand geht. Das Leben ist voller Risikos, die Leute finden immer einen Grund um zu tratschen. Wenn sie deswegen den Job verliert, sollte sie sich einfach einen neuen Arbeitgeber suchen, der sie mehr schätzt", vorsichtig hatte Max mit seiner linken Hand nach meiner rechten getastet. Kurz hatte der Holländer Angst, dass ich sie ihm entzog, doch ich genoss die Berührungen gerade zu sehr.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen und drehte meinen Kopf nach rechts: "Hattest du noch nie Angst deinen Job wegen der Presse zu verlieren?" Oft hatte man nicht so nette Artikel über ihn lesen können. Er galt als einer der grössten Wominazer von der Formel 1, was für mich die Sache noch schwieriger machte zum Einschätzen. Wenn ich das Risiko einging, wollte ich mir sicher sein, dass er es auch wirklich versuchen wollte. Auch wenn seine Absichten im Moment klar nach aufrichtig aussahen, kannte ich den Fahrer einfach zu wenig, um ihn richtig einzuschätzen.

"Ich weiss, was ich kann und Red Bull weiss es auch. Für mein Team zählt in erster Linie was auf der Strecke passiert, mein Privatleben ist ihnen, soweit es meine Leistungen nicht beeinflusst, egal. Solange du um dein Talent weisst und von dir überzeugt bist, gibt es immer einen Weg, egal was wer über dich oder uns schreibt", ich sah ihn einfach nur an. Dass er zum ersten Mal mich direkt und nicht eine Freundin als Synonym (mir fällt das richtige Wort nicht ein) benutzte, war mir nicht einmal aufgefallen. Zu sehr war ich mit seinen blauen Augen beschäftigt und der Tatsache, dass er mir näher gekommen war.

Sein Kopf war nur wenige Zentimeter von mir entfernt, als er innehielt: "Darf ich dir beweisen, dass dies zwischen uns das Risiko wert ist?" Seine Stimme war nur ein Hauchen, doch ich hatte ihn zu gut verstanden. Dass wir immer noch auf dem Gelände waren und mit uns andere Journalisten, hatten wir völlig vergessen. Im Grunde konnte ich an gar nichts mehr denken, weswegen ich auch leise bejahte.

Vor ich genau wusste, wie mir geschah, lagen seine Lippen ganz sanft auch meine, als hätte er Angst ich könnte bei zu viel Druck von seinen Lippen zerbrechen. Meine Lippen kribbelten und in mir flogen die Schmetterlinge, mein Körper war dabei wie erstarrt. Bevor ich richtig erwidern konnte, löste er sich schon wieder von mir. Strich mir dabei aber mit einer Hand eine Haarsträhne zurück.

"Und immer noch unsicher?", perplex sah ich zu ihm. Nach so viel Romantik hatte er alles mit der Tonlage seiner Stimme ruiniert und mich aus meiner Blase geholt. Leider war aber mein Mund schneller als mein Verstand und ich verneinte seine Frage. Worauf ich mich damit einliess war mir aber nicht klar, zu vernebelt war ich dann doch noch von Max.

Um seinen Triumph zu feiern, beugte er sich gleich nochmals vor, diesmal aber erwiderte ich seinen Kuss. Dies schien ihm etwas Mut zu geben, da der Kuss etwas fester war als der zuvor. Doch lange hielt auch dieser nicht, da wir es nicht übertreiben wollten.

Max lehnte sich wieder an den Baum, behielt aber seine Hand auf meiner: "Wie wärs mit einem richtigen Date nach dem Qualifying?" Da ich mich in Bahrain vor Fotografen sicher fühlte, schliesslich gab es mehr Dinge, die man hier nicht fotografieren durfte, als Orte die erlaubt waren, stimmte ich dem zu.

"Dann hab ich jetzt was, worüber ich mich die nächsten zwei Stunden freuen kann. Nur zu gerne würde ich weiter hier bleiben, doch mein Team wird mich wohl vermissen und meine Familie. Ich hol dich um 9Uhr ab, welche Zimmernummer hast du?", schnell gab ich ihm Antwort. Daraufhin drückte er mir noch einen Kuss auf die Wange und verschwand wieder.

Erst jetzt konnte ich so richtig wieder denken, weswegen ich die Augen schloss und dachte: Wenn das nur mal gut geht. Doch Max hatte recht, ich bin mehr als nur talentiert, dass weiss auch mein Chef.


Gutes neues Jahr!

Kurze Frage kennt jemand eine gute Formel 1 Geschichte? Gefühlt habe ich alle durchgelesen, vielleicht habt ihr noch eine die ich nicht gelesen habe.

Lg Fabi

Glaubst du an für immer?  (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt