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Zusammen mit Bella lief ich auf Liam zu, der bereits einen freien Platz für uns ergattert hatte. Müde ließ ich mich auf den Stuhl nieder. Bella tat es mir gleich.

,,Na ihr zwei? Warum seid ihr so müde?", fragte uns der gut gelaunte Liam. Ich ließ mein Kopf auf die Tischplatte fallen und überließ Bella die Antwort.
Aber sie war auch nicht in der Lage zu antworten.

Liam wuschelte mir durch die Haare. Sofort hob ich mein Kopf und sah ich finster an.
Er grinste jedoch und lehnte sich zurück.
,,Soll ich euch was mitgeben?", fragte er in die Runde.
,,Nein, danke", sagten Bella und ich gleichzeitig, aber er hörte nichts auf uns.
,,Wenn man die Augen offen hätte beim Niesen, würden unsere Augen rausfallen, weil wir dabei mit 200 km/h die Luft rausniesen."

Ich sah ihn an. ,,Danke für die nützliche Info und für den noch nützlicheren Kopfkino, den ich jetzt hab.", spottete ich.
,,Immer wieder gerne", grinste er.
Bella fing jedoch an zu lachen.
,,Niemals niesen wir mit 200 km/h, Liam"
Er grinste in die Runde.
Ich wollte ja nur mal schauen, ob ihr es geglaubt habt.", meinte er und erntete ein Schlag von mir.

Bella beugte sich zu mir.
,,Weiß er davon Bescheid?", wollte sie von mir wissen.
,,Von was denn?"
,,Na, von deiner dämlichen Idee gestern, dass du flüchten willst."
,,Achso, nein. Ich werde es ihm auch noch nicht sagen."

,,Was flüstert ihr denn rum?", unterbrach Liam unser Gespräch.
,,Ach, nichts wichtiges", winkte ich ab.
Er ging auch nicht weiter drauf ein.
,,Sollen wir heute gemeinsam was machen?", fragte er stattdessen.

,,Ich hab kein Bock auf Anschiss von meinen Eltern", murrte ich. Ich musste ja schließlich auf die morgige Klausur erstmal lernen.
Liam schmollte. ,,Schon wieder oder was?"
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich muss auf die morgige Klausur lernen und hätte nicht den Luxus, meine Zeit unnötig zu verschwenden", äffte ich meine Mutter nach.

Liam verdrehte die Augen. ,,Und danach musst du wahrscheinlich auf Die nächste Klausur lernen und und und."
,,Dann können wir ja danach was machen.  Danach gibt es ja keine Klausuren mehr."
Liam machte eine abwertende Bewegung. ,,Danach wird dir deine Mutter wahrscheinlich sagen, dass du dich gefälligst auf die Sommerferien vorbereiten sollst."

Lachend schlug ich mir gegen die Stirn. Auch Bella musste über Liams Satz lachen.
,,Ist doch so", meinte dieser.
,,Das kann ich mir bei meiner Mutter schon vorstellen.", äußerte ich.

●●●
Nach Ewigkeiten verließ ich die Schule und machte mich auf den Weg nach Hause. Arbeiten musste ich heute nicht. Das heißt, ich musste heute länger zu Hause rumsitzen müssen und öfter mir was anhören müssen.

Wie immer genervt klingelte ich an der Haustüre.
Warum ich keinen eigenen Schlüssel hatte verstand ich selber nicht.
Und meine Zimmertür durfte ich auch nicht abschließen. Wäre auch unmöglich, weil der Schlüssel nicht bei mir war.

Die Tür wurde mir von meiner Mutter geöffnet.
,,Du setzt dich sofort an deine Hausaufgaben und dann lernst du ordentlich!", befiehl sie mir.

,,Dir auch Hallo", dachte ich innerlich und lief an ihr vorbei die Treppen hoch.
Doch zuerst ging ich erst zu Amelia rüber.
,,Na, was hat meine kleine Schwester heute den ganzen Tag gemacht?", fragte ich sie, während ich mich zu ihr auf den Boden setzte.
,,Nichts", meinte sie und platzierte ihre Barbiepuppe neben der anderen.
Dann schlang sie ihre zierlichen Arme um mich.

Lächelnd strich ich über ihre Haare.
,,Hast du mich vermisst?", fragte ich sie.
Sie nickte.
Wenigstens eine Person in diesem verfluchten Haus, der ich wichtig war.
,,Können wir zusammen spielen?", fragte sie mich.
,,Ich muss jetzt lernen, sonst schreibe ich morgen eine schlechte Note. Aber versprochen, sobald ich wieder Zeit habe werde ich spielen.", erklärte ich.

Amelia nahm ihre Hände zu sich.
,,Aber du hast nie Zeit", murmelte sie und sah mich mit ihren Glubschaugen an.
Ich seufzte. Da hatte sie auch wieder Recht. Ich hatte zwar schon Zeit, aber die Dame unten hielt es Für wichtig, sich auch noch für mein Tagesablauf einzusetzen.

,,Ich werde aber diesmal Zeit haben, Okay?", sprach ich zu meiner Schwester.
Wiederwillig nickte sie und widmete sich dann wieder ihren Puppen.
Ich stand auf und verließ schnell ihr Zimmer, um mich an die Hausaufgaben zu setzen.

Nach etlichen 2 Stunden klappte ich das Mathebuch zu und lehnte mich auf dem Rollstuhl zurück.
Gähnend streckte ich mich.
Ich war noch neu mit den Hausaufgaben fertig und jetzt musste ich auch noch lernen.
Ich konnte das Thema eigentlich schon lange. Auf das Lernen könnte ich verzichten. Aber nein, bei solchen Eltern war das unmöglich.

Ich fischte mein Handy aus der Tasche und las mir die wenigen Nachrichten durch, die ich bekommen hatte.
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen.
Erschrocken zuckte ich zusammen und legte das Handy weg.
Meine Mutter stand an der Türschwelle.

Wütend kam sie jetzt auf mich zu, aber nicht ohne noch die Tür hinter sich zuzuschlagen.
,,Willst du mich wahnsinnig machen!", fing sie an.
,,Ich sage dir du sollst ordentlich lernen und du sitzt hier an deinem Handy!", schrie sie mich an.
,,Ich hab es erst jetzt in die Hand genommen und würde es auch gleich weglegen", gab ich als Antwort zurück.
,,Hab ich dir gesagt, dass du reden sollst!", schrie sie mich an.
Energisch griff sie nach dem Handy auf dem Tisch.

,,Abschaum!", kam es aus ihrem Mund.
,,Ich brauche mein Handy", ertönte es von mir.
Mit einem Mal drehte sich meine Mutter zu mir und im nächsten Moment spürte ich einen stechenden Schmerz auf meiner Wange.
,,Und dann redet sie auch noch!", blaffte sie und verschwand aus dem Zimmer.

Langsam wanderte meine Hand zu meiner Wange. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten.
Ich schluckte einen dicken Kloß runter.

Ich wurde wieder geschlagen.

Ich fuhr mir durch das Gesicht.
Es hatte einfach kein Ende. Dieses Elend hatte kein Ende.
Und ich konnte es nicht mehr länger ertragen.
,,Noch 3 Monate dann kannst du weg.", redete ich auf mich zu.

Gequält schloss ich die Augen.
3 Monate noch!? Vor einer Woche waren es auch noch drei Monate.
Nie im Lebem konnte ich noch drei Monate warten.

Und da fasste ich einen Entschluss.
Ich würde nicht darauf warten, 18 zu werden. Sobald die Schule fertig war würde ich verschwinden. Ganz einfach.
Diese Qual konnte ich nicht noch länger durchmachen.
,,3 Wochen. Das schaffst du", murmelte ich.

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