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Matteo:

Schweigend saß ich neben meinem Bruder im Auto.
Ich wusste, dass er sauer auf mich war und ich wusste auch, dass ich jetzt noch mit meinem Vater rechnen musste.

Es war wirklich alles meine Schuld gewesen. Von Anfang an durfte ich schon gar nicht auf die Idee kommen, Sydney einfach dem Dreckskerl zu übergeben, damit er unser Vorschlag annahm.
Wie kam ich denn bitte auf so eine schwachsinnige Idee!?

Als das Auto stoppte stieg ich eilig Aus dem Van aus.
Geradewegs lief ich in das Gebäude direkt in das Zimmer von meinem Vater.
Sobald wir davor standen klopfte Diego an. Dann traten wir ein.
Mein Vater saß am Tisch und sah uns abwartend an.
,,Ich hoffe es hat geklappt, hijos", sprach er aus.

Diego zog energisch sein Jackett aus und setzte sich auf die Couch.
Ich fuhr mir seufzend über das Gesicht.
,,Leider täuschst du dich, Papá", kam es dann von meinem Bruder.

Der Gesichtsausdruck von meinem Vater änderte sich sofort.
,,Was heißt hier, es hat nicht geklappt? Das war eine einfache Sache!"
,,Es ist meine Schuld!", rief ich jetzt.
Beide sahen mich an.

Jetzt stand Diego auf und lief auf mich zu.
,,Wir haben es dir von Anfang an gesagt, Matteo! Von Anfang an! Alex, Carl, Ich! Jeder hat es dir gesagt! Jeder wusste, dass du das Mädchen nie im Leben einfach so abgeben würdest! Und du wusstest es auch! Aber du wolltest es einfach nicht wahr haben!", brüllte er mich an. Während seinen Sätzen hatte er mich dabei am Kragen gepackt.

Energisch stoß ich ihn von mir ab.
,,Hätte ich gewusst dass ich im Nachhinein so handeln würde hätte ich alles von vorn herein anders gemacht!"
Diego lachte auf und fuhr sich durch die Haare.
,,Das meine ich doch! Hättest du von Anfang an auf uns gehört wäre das alles nicht so gekommen! Du musst immer nach deinem Kopf gehen!"
,,Dann könntest du auch mit einem Plan rausrücken! Vielleicht hätte ich mich dann umentschieden!", schrie ich ihn an.

Wieder kam mein Bruder auf mich zu und packte mich am Kragen.
,,Schieb jetzt die Schuld nicht auf mich!", brüllte er.
,,¡ES SUFICIENTE!"
Die Laute Stimme von meinem Vater unterbrach uns.
Wütend nahm Diego seine Hände von mir.

,,Dank ihm haben wir aus einem Freund ein Feind gemacht!", rief jetzt Diego an mein Vater gewandt.
Mein Vater stand auf und lief auf mich zu.
,,Was hast du gemacht, Matteo?"
Ich fuhr mir durch das Gesicht.

,,Soll ich euch beide sagen was ich gemacht hab!?", brüllte ich plötzlich.
,,ICH HAB IHN ERSCHOSSEN!"
Mit diesen Worten lief ich eilig aus dem Zimmer raus und knallte die Tür mit voller Wucht zu.

Aggressiv lief ich die Treppen runter in den Untergeschoss.
Durch wenige Gänge blieb ich schließlich vor einer Tür stehen, wo ich jetzt eintrat.
Es war eine Art Kampfhalle.
Energisch riss ich das Hemd aus meinem Leib und lief auf den Boxsack zu.

Hart schlug ich drauf.
Immer wieder.
Ohne Pause.

,,Wegen mir!", schrie ich immer wieder.
Und dann kam mir wieder Sydneys Gesicht vor die Augen.
Frustriert schrie ich auf und schlug noch einmal drauf.
Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen.
,,Wegen dir, Sydney", hauchte ich zwischen meinen unregelmäßigen Atemzügen hervor.

Und wieder fing ich an zu Boxen.
Hart.
Fest.
Mehrmals.
Schmerzhaft.
So sehr, dass meine Knöchel wund wurden.
Aber das hielt mich nicht auf und ich machte weiter.

Es war ein riesen Fehler von mir gewesen.
Wie konnte ein Mafioso so ein Fehler begehen!?

Ich lehnte mich an die Wand und rutschte sie langsam runter.
Ich hob mein Kopf und starrte die Decke an.
Außeratem fuhr ich mir durch die Haare.

Ich hörte wie sich die Tür der Halle öffnete. Ich sah aber nicht hin.
,,Hast du ihn umgebracht?", hörte ich Diegos Stimme.
Als ich mich nicht regte und nicht antwortete blieb er vor mir stehen.
,,Ich hab dich was gefragt, Matteo!", fuhr er mich an.

Wütend stand ich auf.
,,Weiß ich nicht!", schrie ich ihn an.
Diego sah mich finster an.
,,Was heißt bitte weiß ich nicht! Du musst doch wohl wissen, ob der Schuss ihn getötet hat oder nicht!"

Ich seufzte auf.
,,Diego, lass mich jetzt einfach in Ruhe!"
Ich lief an ihm vorbei. Doch er griff nach meiner Schulter und drehte mich um. Im nächsten Moment landete seine Faust in meinem Gesicht.

Ich verharrte in der Position. Dann hob ich blitzschnell meine Faust und schlug zurück. Ich packte ihn am Kragen und förderte ihn an die Wand.
,,Ich will meine Ruhe!", zischte ich.
Ich ließ ihn los. Dann lief ich aus der Halle, um in mein Zimmer zu gehen.

Ich knallte die Tür zu und setzte mich auf die Couch.
Energisch fuhr ich durch meine Haare.
Wie konnte ich so dumm sein!?
Ich raffte es immer noch nicht!

Laut atmete ich aus und lief auf den Schreibtisch zu, wo ich mich hinsetzte.
Wenn er gestorben war müssten wir damit rechnen, dass sein Sohn hier erscheint.
Wenn er aber nicht gestorben war konnten wir direkt mit ihm persönlich rechnen.
Und beides war scheiße.
Diaz und Garcia reichten schon als Feinde.
Jetzt hatten wir wegen mir noch mit Fernando zu tun.

Hätte ich Sydney doch von Anfang an gar nicht hier her gebracht. Dann wäre absolut nichts passiert.

Ich lehnte mich zurück.
Warum war es mir denn so wichtig gewesen, sie wieder zurück zu holen?
Normalerweise hätte mich das nicht interessiert. Aber ihr flehendes, schmervolles, hilfloses Gesicht hatte es mir nicht zugelassen, sie einfach dort zu lassen und zu verschwinden?
Warum?
Warum?!

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