Sydney:
Mir war gar nicht bewusst geworden, dass ich geschlafen hatte. Ich wurde durch ein Lärm geweckt.
Ich rieb mir die Augen und richtete mich auf. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet.Matteo kam rein.
Als er mich sah hob er eine Augenbraue und sah mich verwundert an.
,,Du hast wohl geschlafen. Na, guten Mittag", meinte er.Er machte paar Schritte auf mich zu.
Sofort verkrampfte ich mich.
Eigentlich hatte ich nicht mehr so viel Angst vor ihm wie am Anfang. Aber jetzt war die Angst wieder da.
Das lag aber auch ein wenig daran, dass ich Angst in diesem Raum bekam, weil ich hier dauernd eingesperrt war. Ich glaube ich bekam wirklich so langsam Klaustrophobie.Er seufzte und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht richtig deuten konnte.
,,Bitte lass mich endlich gehen", bat ich ihn leise, doch gleich darauf schlug ich mir innerlich auf die Stirn.Konnte ich nicht einmal leise sein!?
Er schob seine Hände in die Hosentasche. Seine grünen Augen musterten mich.
,,Wohin willst du gehen, wenn ich dich freilasse? Willst du wieder zu deinen Adoptiveltern zurück?"Mein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
Ich versteifte mich noch mehr.
Hatte er gerade Adoptiveltern gesagt?
,,Was redest du da?", kam es aus mir.
Er nickte leicht. ,,Verständlich dass du so reagierst. Ich habe es auch neu erfahren."Ich stand auf. ,,Ich wurde nicht adoptiert. Ich weiß nicht was du da von dir gibst!"
Woher kam jetzt bitte die Mut, dass ich so mit ihm redete!?Er zuckte mit den Schultern. ,,Wie schon gesagt. Es ist verständlich, dass du so reagierst."
Ich schüttelte den Kopf. Er redete doch völligen Schwachsinn. Er wollte mich doch nur provozieren.
Meine Eltern waren meine echten Eltern. Auch wenn ich sie hasste. Und Amelia ist meine Leibliche Schwester. Er konnte mir doch nicht sagen, dass das alles eine Lüge war!Er holte ein zusammengefaltetes Blatt aus der Hosentasche, das er auseinanderfaltete und mir dann vorlas.
,,Also deine leiblichen Eltern heißen ganz anders. Dementsprechend heißt du auch nicht Larson mit Nachnamen."
Ich wollte nach dem Zettel greifen, doch er zog sie sofort weg.
,,Ich will das erst lesen! Warum soll ich dir glauben!", wurde ich laut. Meine Augen wurden nass.,,Ob du es mir glaubst oder nicht interessiert mich nicht. Ich hab dir die Tatsachen gesagt und jetzt gehe ich auch gleich wieder."
Er drehte sich um und lief raus.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Er log mich doch glatt an.
,,Lügner!", rief ich ihm hinterher.
Ich fiel auf das Bett.Was wenn es doch stimmte?
Irgendwie sah er nicht so aus als hätte er gelogen.
War ich wirklich adoptiert worden?
Waren die Leute gar nicht meine Eltern gewesen?
Wurde ich jahrelang von Leuten beschumpfen und verletzt, die gar nicht meine leiblichen Eltern waren?
War Amelia gar nicht meine Schwester?
Hatte ich umsonst soviel Leid ertragen müssen?Ich schluchzte. Mehrmals.
Mein Leben war eine Lüge gewesen!?
Ich schrie auf.
Ich weinte los.
Ich haute auf die Matratze.
Die Luft entwich mir aus den Lungen.
Bitterlich ließ ich meine Tränen los.
Ich fasste mir ans Herz.
Ich versuchte mein Atem zu kontrollieren.Allmögliche Emotionen stiegen aus mir.
Angst.
Trauer.
Wut.Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich platzte.
All die Sachen kamen hoch.
Und das Zimmer in dem ich mich befand wirkte auch plötzlich so klein, als ob die Wände auf mich zukamen.Was war jetzt los!?
Ich musste hier raus!
Ich musste hier raus!Vergeblich versuchte ich meine Lungen mit Luft zu füllen.
Ich rannte auf die Tür zu.
Ich hämmerte dagegen.
Mit meiner ganzen Kraft, die mich auch langsam verließ.,,Lasst mich raus!", schrie ich und schnappte nach Luft.
Ich fiel auf die Knie.
Mit meinen Händen stützte ich mich auf dem Boden ab.
Ich schrie. Immer wieder.
Ich versuchte Luft zu holen.Dann fiel ich komplett hin.
Ich hörte nichts mehr.
Ich sah nichts mehr.
Ich spürte nichts mehr.●●●
Stöhnend öffnete meine Augen.
Ich fasste mir an den Kopf.
Was war passiert?
Ich sah um mich.
Verwirrt richtete ich mich auf.
Ich war in einem Auto und neben mir saß Matteo.,,Warum bin ich hier?", murmelte ich.
,,Ach, auch schon wach, Dornröschen?", spottete er.
,,Wohin bringst du mich? Was mache ich hier?"
Er seufzte auf. ,,Fragen über Fragen, die ich dir nicht beantworten werde. Denn nur ich stelle hier die Fragen!", wurde er zum Ende hin laut.Ich sah aus dem Fenster. Das einzige was ich sah war die Straße und rechts und links befand sich nichts anderes außer Wald.
Wohin gingen wir?Wir bogen nach links ab und blieben stehen.
Ich sah nach vorne. Wir standen vor einem riesigen Tor, das sich langsam öffnete.
Gleich darauf fuhren wir in ein Hof rein und hielten gleich wieder an.Der Fahrer stieg aus und öffnete die Tür von dem Arschloch neben mir.
Nicht mal die Tür konnte er selber öffnen.
Und plötzlich wurde meine Autotür aufgerissen.
Er sah mich mit kalten Augen an.
,,Steig aus!", befahl er mir.
Seine Stimme erschütterte mich.
Nur wiederwillig stieg ich aus dem Wagen.Ich sah mich um. Überall waren Männer platziert und vor mir stand ein dreistöckiges Gebäude, das aber ordentlich in die Länge ging.
Waren wir gerade bei ihm zu Hause?Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, denn er packte schmervoll mein Arm und zog mich mit.
Der Griff zerdrückte schmerzhaft meine Haut.
,,Du tust mir weh", flüsterte ich.
Ich schlug mir aber innerlich gegen die Stirn.Einfach Klappe halten, Sydney!
Er drehte sich jedoch zu mir um und tatsächlich lockerte sich sein Griff.
Das hätte ich von ihm nicht erwartet.
Wir näherten uns einer riesigen Tür, das von einem der vielen Männer geöffnet wurde, damit wir direkt eintreten konnten.Wir betraten eine große Eingangshalle. Nach rechts ging es weiter und nach links auch.
Rechts gab es noch eine Treppe die hochführte.
Ohne zu stoppen lief er auf die Treppen zu und brachte mich in den oberen Stock.,,Matteo, ¡qué haces!", rief plötzlich jemand. Oder eher nicht jemand. Denn die Stimme kam mir bekannt vor und wie vermutet kam auch schon der ältere Mann auf uns zu.
Am liebsten hätte ich ihm jetzt gesagt, dass ich mich auch fragte, was sein Sohn machte, aber ich hielt mich zurück.,,¿Porqué esta la chica aquí?"
Ja, ich hätte auch gerne gewusst, Warum ich hier war.
,,Weil ich sie hergebracht hab", sprach Matteo.
,,Du kannst sie doch nicht einfach ins Hauptrevier bringen, hijo", rief der Mann.Wir waren also im Hauptrevier und nicht bei ihm zu Hause.
Interessant.
Matteo beachtete den Mann gar nicht, sondern schlürfte mich weiter in den Gang nach rechts. Und dort stiegen wir nochmal eine Treppe hoch in den nächsten Stock.
Als wäre das ganze nicht kompliziert genug lief er nach wenigen Schritten wieder eine Treppe runter.
Ein dunkler Gang erschien, durch den er mich weiter zog.
Und dann öffnete er eine Tür und ließ mich rein.
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...