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Wie lange ich schon in diesem Zimmer eingeschlossen war konnte ich im besten Willen nicht sagen.
Ich weinte nur stumm, die ganze Zeit schon.
Und ich musste aufs Klo. Schon die ganze Zeit.
Und Hunger hatte ich auch.

Aber das alles war gerade sehr nebensächlich.
Eher plagten mich andere Sachen.
Zum Beispiel, dass ich hier bleiben musste. In einer Mafia!
Oder zum Beispiel die Frage, wann ich hier raus konnte.
Oder was mit mir passieren würde.

Es machte mich wahnsinnig, keine Antworten auf diese Fragen zu finden.
Ich wusste nicht einmal wo genau ich war.
Ich wischte mir zum tausendsten Mal über meine Wangen.
Wer weiß, wie schrecklich ich gerade aussehen musste.

Ich wimmerte vor mich hin. Ohne dass mich jemand hörte. Ohne dass mir jemand die Kraft geben konnte, stark zu sein.

Die Tür ging auf und ein Mann kam rein. Er ähnelte einem Gorilla, ganz klar und deutlich.
Er hatte ein Tablett in der Hand, auf dem 2 Scheiben Brot waren und irgendeine Flüssigkeit das Pappbecher füllte.
Er legte das Zeug auf dem Boden ab und sah mich an.
,,Iss!", befahl er mir, bevor er mich wieder alleine ließ.

,,Iss!", äffte ich ihn nach. Im selben Moment schluchzte ich und sah mir das Essen an.
Ich hatte Hunger, ja. Aber das Zeug würde ich ganz sicher nicht essen.
Lieber bevorzugte ich es, vor Hunger zu sterben.
Wie lange das wohl dauern würde?

●●●
Eine Ewigkeit später, das sich angefühlt hatte wie Jahre, öffnete sich wieder die Zimmertür und die Person, die ich gerade am meisten verabscheute kam rein.

Ohne was an meiner Position zu ändern starrte ich die Wand vor mir an. Ich zuckte aber zusammen, als er sich an die Bettkante setzte.
,,Du hast wohl nichts gegessen.", bestätigte er.

,,Was interessiert dich das!", wollte ich schon sagen, aber ich hielt mich noch zurück.

Du bist gerade in einer Mafia! Vergiss das nicht!

Ich hörte ihn leise seufzen.
,,An deiner Stelle würde ich mich ansehen. Ich bevorzuge es nicht, ignoriert zu werden.", hörte ich seine Stimme.
Das brachte mich trotzdem nicht dazu, ihn anzusehen.
,,Je länger du so bist, desto länger wirst du in diesem Zimmer aufgehalten. Nur mal so zur Info."

Ich löste trotzdem nicht mein Blick von der Wand.
Wie schon gesagt, ich bevorzugte es zu sterben.

Meine Blase drückte schon total und ich hatte wirklich Angst, dass ich mir jetzt gleich in die Hose machte.
Ich glaube, das musste ich sagen.
,,Ich muss aufs Klo", kam es schließlich aus mir. Aber so leise, dass ich es nichtmal richtig gehört hatte.

Ein Gemurmel war seinerseits zu hören, aber ich verstand nicht, was er sagte.
Er stand auf und lief schließlich einfach raus. Ohne nochmal was zu sagen.
Kopfschüttelnd sah ich zur Tür.
Sollte ich mir in die Hose machen!?
Doch keine 2 Minuten später ging die Tür wieder auf und der Gorilla von vorhin kam rein.

,,Komm mit", sagte er zu mir.
,,Wohin?", fragte ich erst.
,,Musst du nicht aufs Klo!?", fuhr er mich an.
Ich verdrehte meine Augen und stand schnell auf.
Eingeschüchtert lief ich an dem Gorilla vorbei und verließ zum ersten Mal das Zimmer.
Sofort packte er mich am Arm und zog mich mit sich.

Währenddessen sah ich ein wenig umher.
Es ähnelte irgendwie einer Wohnung. Der Flur war aber wirklich sehr breit. Am anderen Ende vom Flur stand eine Couch mit einem Tisch. Also wie ein offenes Wohnzimmer.
Außer das Zimmer in dem ich gewesen war gab es noch drei weitere und vor einem blieben wir jetzt stehen.

,,Mach schnell.", meinte der Gorilla.
Sofort öffnete ich die Tür und trat ein.
Abschließen konnte ich nicht, da es kein Schlüssel gab.
Das Bad war ziemlich klein. Eine Kloschüssel, ein Waschbecken und eine wirklich kleine Dusche, in der man sich wahrscheinlich nicht mal frei bewegen könnte.

Schnell setzte ich mich auf die Kloschüssel und leerte meine Blase.
Dabei ließ ich kein einiges Mal die Tür aus meinen Augen. Wehe, er würde sie jetzt aufreißen.
Sobald ich fertig war zog ich schnell die Hose wieder hoch, drückte auf die Spülung und wusch mir gründlich die Hände.

Und dann wurde die Tür von dem Gorilla geöffnet.
Ich trat raus. Meine Augen wanderten zu der ,,Wohnzimmerecke". Vorher war da niemand gewesen. Jetzt saß der eine Typ, der mich hierher gebracht hatte dort und neben ihm saß ein anderer, den ich zuvor nicht gesehen hatte.

,,Bring sie wieder zurück.", befahl er dem Gorilla.
,,Mach ich, Boss", sagte dieser und zog mich dann wieder in das Zimmer.
Ich könnte gerade wirklich heulen.
Ich wollte da nicht rein. Wenn ich weiter in diesem Zimmer eingesperrt bleiben würde würde ich irgendwann an Klaustrophobie leiden.

Und dann fiel mir was ein, als der Gorilla mich in mein Zimmer schob.
Männer hatten ja immer das große Problem mit ihren Kronjuwelen. Das tat ja dann immer weh, wenn man dagegen haute.
Ja, er war ein Gorilla, aber vielleicht würde es ja doch klappen.

Ich drehte mich also um, ohne ein weiteres mal zu überlegen hob ich mein Knie an.
Leider bemerkte er mein Vorhaben zu früh und hielt mich davon ab.
,,Mach keine Faxen und geh jetzt rein", murrte er.
Seufzend und wiederwillig betrat ich das Zimmer und ließ mich wieder einsperren.

Das Essen stand immernoch ungerührt auf dem Tablett.
Ich ließ mich auf das Bett nieder. Ich legte meine Ellbogen auf den Oberschenkeln ab und sah auf den Boden.
Wie sollte ich von hier flüchten?
Das war doch unmöglich!
Und weil ich wusste, dass ich gerade in einer Mafia war, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es mehrere von diesen Gorillas gab.
Flüchten war also unmöglich.
Dann musste ich eben sterben.

Wäre ich dich bloß nicht von zu Hause weg gegangen. Wäre ich doch bloß da geblieben.
Dann wäre mir das alles nicht passiert.
Ich fuhr mir über das Gesicht.
Mit einer Mafia wollte ich mich nicht anlegen. Also war ich verpflichtet, das zu tun was man mir sagte.

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