Ich öffnete die Tür neben dem Tor und trat auf den Gehweg.
Dann blieb ich jedoch stehen und wartete ab.
Ich wartete darauf, dass ich jetzt erschossen wurde.
Oder dass er mir hinterherrannte und mich am Arm packte und mich wieder fangen würde.Eine Minute.
Zwei Minuten.
Drei Minuten.Nichts passierte.
Langsam machte ich einen Schritt.
War ich gerade wirklich frei?
War ich wirklich alleine draußen?
Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
Ich konnte es nicht wahr haben.
Nach so vielen Wochen!Vor Freude fing ich an zu weinen.
Ich hielt meine Hand vor mein Mund und schluchzte.
Ich hatte es wirklich vermisst. Dieses Gefühl von Freiheit.
Und ich war endlich frei!
,,Endlich", hauchte ich und wischte mir die Tränen weg.Ich sah mich ein wenig um.
Überall waren riesige Villen.
Ich war eindeutig bei den reichen Schnöseln.
Wo genau ich war wusste ich nicht.
Aber so wichtig war mir das gerade nicht.
Denn ich konzentrierte mich gerade nur auf eine Tatsache.Ich war frei!
●●●
Matteo:Ich fuhr mir durch die Haare.
,,Du wirst sie schon noch holen, oder?", fragte mich Alex.
,,Warum sollte ich!", fuhr ich ihn an.
Meine Schwester kam die Treppen hoch.
,,Warum schickst du sie weg!", schrie sie mich an. Sie hatte nasse Wangen.
,,Sie wollte doch gehen!", schrie ich zurück.
,,Ach und dann weist man sie einfach zur Tür!? Sie weiß nicht einmal wo sie ist! Und sie hat rein gar nichts! Sie hat kein Geld um irgendwo gescheit zu übernachten! Sie hat kein Geld um sich was zum Essen zu kaufen!",,Daran ist sie selber Schuld!", schrie ich meine Schwester an.
Jetzt schubste sie mich an den Schultern zurück.
Ich spannte mich vor Schmerz an und verzog leicht das Gesicht.
,,Ist sie dir also so egal!? Hast du sie deswegen geküsst?! Weil sie dir egal ist!?"
,,Was?", kam es von Alex.
Aber er wurde nicht beachtet.
,,Du kannst echt unmöglich sein!", schrie sie.
Dann drehte sie sich um und lief in ihr Zimmer.
Sie schlug die Tür heftig zu.,,Wann habt ihr euch denn geküsst?", fragte Alex verdutzt.
Ich sah ihn sauer an.
Dann lief ich an ihm vorbei die Treppen runter.
Meine Mutter stand in der Eingangshalle.
,,Matteo, wo ist sie hingegangen!?", wollte sie wissen.
Ich antwortete ihr jedoch nicht sondern lief aus dem Haus.
Ich lief auf mein Auto zu und verließ im nächsten Moment das Grundstück.Ich sah die Straße entlang. Doch ich konnte Sydney nirgendwo sehen.
Hatte ich sie jetzt wirklich gehen lassen?
Ich fuhr mir über das Gesicht.
Ich könnte sie eigentlich noch finden und zurück holen.Nein!
Ich hatte ihr gesagt dass sie verschwinden soll!
Sie hatte Recht. Warum hielt ich sie denn hier auf. Sie hatte doch ihr eigenes Leben.
Bei keinem anderen würden mir diese Worte wehtun.
Doch als ich es von ihr gehört hatte hatte es geschmerzt.
Denn erst dann war mir bewusst geworden, dass ich ihr die letzten 2 Monate ruiniert hatte.Ich schlug auf das Lenkrad.
Schmervoll verzog ich das Gesicht als meine Wunde schmerzhaft zog.
Die Wunde die mir Sydney zugefügt hatte.
Hätte sie mich doch direkt töten sollen.Seit wann geriet ich in solche Gedanken?
●●●
Ich deutete dem Barkeeper dass er mir noch ein Glas von dem Wishkey füllen sollte.
Obwohl ich viel Alkohol vertrug war ich schon leicht besoffen.
Ich hatte also deutlich zu viel getrunken.Ich trank das Glas aus und legte mein Kopf auf die Theke.
Sofort kam mir Sydneys Gesicht vor die Augen.
Ich fuhr mich verzweifelt durch das Gesicht.
,,Vergiss sie, vergiss sie endlich!"Ich stand vom Barhocker auf und taumelte zum Ausgang.
Ich hielt mich an der Wand fest und atmete ein.
Ich bekam meine Gedanken nicht weg von ihr!
Wo war sie?
Was machte sie?
Es war schon lange dunkel.Mein Handy klingelte.
Ich durchsuchte meine Taschen und holte es dann hervor.
Alex, las ich undeutlich auf dem Bildschirm.
Ich ging ran.
,,Dude, wo bist du?"
,,Gut dass du anrufst. Du musst mich abholen", sagte ich.Die Wunde an meiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
Es raubte mir die Luft weg.
Ich legte schnell auf und lehnte mich an die Wand.
Ich fasste an meine Wunde.
,,Fuck", fluchte ich.
Er schmerzte gerade wirklich höllisch.Als ich meine Hand wegnahm merkte ich, dass Blut an meiner Hand klebte.
Ich sah auf mein Shirt.
Ich erkannte, dass es sich ein wenig rot gefärbt hatte.
Meine Naht war wohl geplatzt.
,,Fuck", zischte ich und stoß mich von der Wand ab.
Ich taumelte zum Auto und stoß die Tür auf.
Dann setzte ich mich auf die Beifahrerseite und keuchte auf.Ich schloss langsam die Augen.
Völlig ohne Zeitgefühl saß ich da.
Eine Ewigkeit später wurde plötzlich die Tür aufgerissen.
Ich öffnete meine Augen und sah Alex vor mir.
Ich hatte mich ein wenig von meinem Rausch erholt, merkte ich.
,,Boa, alter du stinkst voll. Wie viel hast du getrunken!", beschwerte sich Alex.
,,Das ist jetzt Nebensache", meinte ich.
,,Meine Naht ist geplatzt. Ist Salvador im Lager?"Alex riss die Augen auf und blickte auf meine Brust.
Dann riss er plötzlich mein Shirt auf.
Er verzog das Gesicht.
,,Wir müssen ins Krankenhaus. Das sieht gar nicht gut aus."
,,Nein, Salvador wird das schon erledigen", sagte ich.,,Das kann er nicht erledigen. Wir müssen ins Krankenhaus", bestand Alex drauf und knallte daraufhin die Tür zu.
Dann stieg er auf der Fahrerseite ein.
,,Gib mir die Schlüssel", forderte er mich auf.
Ich langte in meine Hosentasche und reichte ihm die Schlüssel.Schnell fuhr Alex los.
Ich schloss die Augen.
Ungewollt dachte ich wieder an sie.Sie ist weg!
Vergiss sie endlich!
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...