Ich blickte starr die Wand an. Seit Minuten saß ich schon in der selben Position.
Ich weinte nicht mehr.
Es brachte sowieso nichts.
Niemand würde auch nur im geringsten Mitleid mit mir haben.
Und mich selber konnte ich auch nicht kaputt machen.Ich hatte die High Heels ausgezogen und in eine Ecke geworfen.
Ich selber saß auf dem Boden, der ein wenig kalt war, genauso wie die Wand hinter mir.Ich wusste nichts.
Was mit mir passieren wird.
Wie lange ich hier bin.
Ob ich hier vielleicht sterben würde?
Wer weiß.Weitere unendliche Minuten später, vielleicht auch Stunden, hörte ich Schritte, die in meine Richtung kamen.
Schnell rappelte ich mich auf.
Im nächsten Moment erschien schon ein Mann in meinem Blickwinkel.
Er öffnete die Tür der Zelle und setzte dann auf dem Boden ein Tablett ab. Dann schloss er die Tür wieder und verschwand.Ich sah auf das Zeug auf dem Tablett.
Ein Stück Brot und Wasser. Seufzend setzte ich mich hin.
Ehrlich gesagt fühlte ich mich gerade wie im Mittelalter.
Der Anblick dieser Zelle mit den kalten grauen Wänden, das Essen, das mir angeboten wurde. Das war doch genau wie im Mittelalter.Ich fuhr mir über das Gesicht. An was dachte ich bitteschön gerade jetzt in dieser Situation?
Mir war kalt.
Wir waren mitten im Juli, wir hatten draußen gefühlte 30°, aber mir war trotzdem kalt, weil ich in dieser verdammten Zelle saß.Wieder kamen mir Tränen auf.
Ich wollte doch nur ein ganz normales Leben führen. Das war doch mein Ziel, als ich von zu Hause flüchtete. Und jetzt steckte ich in einer beschissenen Lage. Wer hätte gedacht, dass ich zwischen lauter Mafiosos gerate, die mir das Leben zur Hölle machen.Ich wischte mir über die nasse Wange.
Die Mädchen kamen mir in den Sinn.
Jeder der fünf hatte harmlos ausgesehen.
Aber ich war mir ganz sicher, dass keiner von ihnen freiwillig neben dem Psychopath verweilte.
Ich war mir ganz sicher, dass sie irgendwas abbekommen hatten.
Drogen, Spritzen.
Und ich war mir auch ganz sicher, daß das selbe auch mir passieren würde.Eine Gänsehaut ümhüllte mein Körper.
Ich konnte jetzt aber nicht aufgeben.
Ich musste stark bleiben.
Irgendwie würde ich hier schon rauskommen.
Ich hatte immernoch Hoffnung.
Und wie sagte man so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt.Matteo:
Tiggerwarnung!
Genervt schmiss ich das Bajonett auf den Boden und fuhr mir durch die Haare.
Diego schien auch sichtlich genervt von der ganzen Sache.
Schon seit drei Stunden versuchten wir den Mann zum Reden zu bringen.
Es gab schon fast keine Anzeichen mehr davon, dass er lebendig war. So fertig hatten wir ihn gemacht.Sein Gesicht hatte keine einzige heile Fläche mehr.
Aus mehreren Wunden an seinem Körper verlor er Blut.
Sein Kopf hing schlaff nach unten.
Aber er hatte trotzdem nichts gesagt.
Ich war kurz vor dem Ausrasten.
Ausrasten im Sinne von ich würde ihn gleich erschießen.Aber für Sydney konnte ich es nicht tun.
Ich schlug gegen die Wand, an dem sich jetzt das Blut an meiner Hand verschmierte.
Ich sah zu Diego.
,,Ich werde ihn umbringen", sagte ich leise.Diego packte mich an der Schulter.
,,Er wird sprechen und dann sterben!"
Ich löste mich aus seinem Griff und lief auf Lorenzo zu.
Ich packte ihn am Hals.
,,Sprichst du jetzt endlich oder willst du nach und nach qualvoll deine Zähne verlieren!", zischte ich.
Kein Ton kam aus ihm raus.Ich ließ sein Hals los. Dann sah ich zu meinem Bruder und zuckte mit den Schultern.
,,Er will leiden, was kann ich dafür."
Diego schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Reich mir die Zange, Isak", forderte ich ihn auf.
Sobald er ihn mir gab packte ich Lorenzo am Kinn.
,,Redest du jetzt oder soll ich anfangen?"Kurz sah er mich an. Dann verdrehte er die Augen und sah weg.
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Na gut. Mir macht's nichts aus. Ich sehe dich gerne Leiden."Und schon hatte ich mir der Zange sein erstes Zahn gegriffen. Ich drückte die Zange zusammen.
Jetzt sah ich leichte Hektik in Lorenzos Augen.
Schadenfroh blickte ich in sein Gesicht.
Ohne mit der Wimper zu zucken riss ich ihm den Zahn aus dem Mund.Er schrie qualvoll auf.
Blut floss sein Kinn runter.
Ich betrachtete den Zahn.
Dann klopfte ich auf seine Schulter.
,,Du hast ja noch genug Zähne.", meinte ich und drehte mich dann zu meinem Bruder, der uns gelangweilt zusah.
,,Machst du weiter, oder soll ich fortfahren?"~
5 Zähne und ein paar Schläge später schmiss ich die Zange in meiner Hand weg und verschränkte die Arme vor der Brust.
Dann packte ich ihn wütend an den Haaren.
,,Sprich jetzt endlich!", rief ich.
,,SPRICH!"Diego schob mich auf die Seite und betrachtete Lorenzo.
Dann beugte er sich zu ihm runter.
,,Soll ich mit deiner Zunge weitermachen? Soll ich sie dir aus deinem Hals reißen?"
Er antwortete nicht.
Diego ließ kurz sein Nacken knacksen. Dann hob er die Zange auf.Er packte Lorenzo an der Wange. Dann griff er mit der Zange seine Zunge.
Diesmal konnte ich eine größere Panik in Lorenzos Augen sehen.
Mein Bruder sah ihn eindringlich an.
,,Sprichst du jetzt oder willst du dich von deiner Zunge verabschieden?"Als Diego die Zange drückte schrie Lorenzo auf.
Dann nickte er panisch mit dem Kopf.
Ein dumpfer Ton kam aus seinem Mund, der ein wenig so klang, als hätter er okay gesagt.Diego nahm die Zange aus seinem Mund und ich wurde aufmerksam.
,,Sag jetzt endlich!", zischte Diego.
Trotz all den Wunden war Lorenzo plötzlich hellwach.
,,Okay, okay", hörten wir ihn sagen.
Allerdings etwas undeutlich, da er ja fünf Zähne verloren hatte und sein Mund dementsprechend aussah.Ich beugte mich ein wenig vor.
Undeutlich sagte er irgendwas.
Diego bohrte seine Finger in seine Schulter.
,,Bisschen deutlicher bitte.", forderte er ihn auf.
Ich drehte mich derweil zu Isak.
,,10 Männer! Wartet draußen auf mich!", rief ich ihm zu.
Er nickte schnell und verließ den Raum.Dann wandte ich mich wieder Lorenzo zu.
Bald Sydney.
Bald kommst du da raus.Ich hoffte einfach nur, dass es ihr noch gut ging.
Ja, die Szene war nicht gerade appetitlich. Aber so was braucht man ja auch mal.😄
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...