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Weitere zwei Tage später saß ich immernoch in diesem verdammten Zimmer.
Gelangweilt pustete ich die Luft in meinen Wangen aus.

Claire sah mich leicht belustigt an.
,,Mir ist langweilig", erklärte ich ihr planlos.
,,Das glaube ich dir", meinte sie lächelnd.
,,Ich würde jetzt sogar gerne eine Zeitung lesen, obwohl ich sowas total uninteressant finde.", beschwerte ich mich.

Claire stand sofort auf und schlug sich gegen die Stirn.
,,Warum fällt mir das auch nicht früher ein. Ich kann dir doch ein Buch oder so bringen. Warte, ich frag schnell nach."
Ohne dass ich was erwiedern konnte verschwand sie im Flur.
Gleich darauf kam einer der Männer ins Zimmer und stellte sich neben der Tür hin.
Wahrscheinlich damit ich nicht alleine im Zimmer verweilte.

Ich betrachtete gelangweilt die Bettdecke.
Eigentlich ging es mir nicht sonderlich gut. Ich hatte noch Kopfschmerzen und ich war träge.
Aber ich war froh darüber, dass es mir deutlich besser ging wie in den vorherigen Tagen.

Wie auch sonst immer klopfte es leicht und im gleichen Moment ging die Tür auf.
Matteo trat ins Zimmer. Als er den Security erkannte sah er ihn fragend an.
,,Was machst du hier?", sagte er schließlich.
,,Boss, Claire ist kurz aus dem Zimmer gegangen.", erklärte er Matteo.
Er deutete dem Mann mit dem Kopf, dass er rausgehen sollte.
Dann schloss er die Tür und kam auf mich zu.

,,Wohin ist sie denn gegangen?", fragte er, mit dem Blick aus dem Fenster.
,,Ein Buch holen", sagte ich.
Er hob die Augenbraue. ,,Aha, Warum?"
,,Weil mir langweilig ist?" Es klang eher wie eine Frage.

Eine kurze Stille legte sich in den Raum.
,,Dein größter Wunsch.", hörte ich Matteo schließlich sagen.
,,Warum fragst du?", meinte ich stirnrunzelnd.
Er wandte sich zu mir.
,,Du hast doch gesagt, dass dir langweilig ist. Also?" Er betrachtete mich.
,,Frage Antwort meinst du", bestätigte ich woraufhin er leicht mit der Schulter zuckte.
,,Und das soll mir gegen Langweile helfen?", fragte ich spöttisch.

Matteo hob die Augenbrsue und sah mich abwartend und leicht genervt an.
,,Ist ja schon gut", murmelte ich auf sein Blick hin.

Ich setzte mich im Schneidersitz auf das Bett. ,,Mein größter Wunsch", wiederholte ich seinen Satz.
,,Ans Meer gehen.", sagte ich schließlich.
Matteo zog die Stirn kraus.
,,Ans Meer gehen. Warst du noch nie dort?"
Ich schüttelte den Kopf und seufzte.
Ich mein, wenn man solche Eltern hatte wie meine, dann konnte man ja nicht viel erwarten.

,,Na gut. Die nächste Frage. Was bereust du?"
,,Ich bin dran.", äußerte ich.
Matteo nickte schließlich. ,,Gut, frag."
,,Deine größte Schwäche", wollte ich wissen. Das war mir so spontan eingefallen.
,,Familie.", entgegnete er.

Es klopfte und Claire steckte den Kopf ins Zimmer. Matteo deutete ihr, dass sie reinkommen sollte.
Er sah noch kurz zu mir und verschwand dann.
Ehrlich gesagt hätte ich gewollt, dass er noch hier blieb.

Claire reichte mir ein Buch.
Es sah nicht sehr neu aus.
,,Es gibt nicht wirklich was hier zu lesen. Du musst dich damit begnügen.", erklärte sie mir.
,,Das wundert mich auch nicht", meinte ich. ,,Aber es wird schon reichen, um meine Langweile zu vertreiben."
Sofort schlug ich die erste Seite auf und fing an zu lesen.

Ich war irgendwann eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte war es früh morgens. Ich stand leise auf. Mein Blick fiel auf Claire, die auf einem der Stühle eingenickt war.
Mitleidig sah ich sie an. Dann nahm ich die dünne Decke und legte es ihr vorsichtig über die Schulter.
Dann verschwand ich im angrenzenden Bad.

Als ich wieder das Zimmer betrat war Claire schon aufgewacht.
Sie lächelte mich an.
,,Wie geht es dir heute?"
,,Ganz gut eigentlich. Ich hab nur noch leichte Kopfschmerzen."
Zufrieden nickte sie.
,,Ich hab dir ja gesagt, dass es dir besser gehen wird."

,,Wann darf ich aus diesem Zimmer raus?", wollte ich von ihr wissen.
Sie zuckte mit den Schultern.
,,Ich weiß nicht. Aber wenn du schon sagst, dass es dir ganz gut geht kannst du vielleicht heute raus aus diesen Zimmer."
,,Hoffentlich", murmelte ich.

Und tatsächlich war es wirklich der Fall. Zwar musste ich ewige Stunden warten. Aber gegen Nachmittag kamen zwei Gorillas ins Zimmer, die mich da raus holten.
Sogar der Flur den ich betreten durfte war ein erleichtertes Einatmen für mich.

Natürlich wurde ich wieder in ein anderes Zimmer gebracht. Und ich fragte mich so langsam wirklich, ob es hier ein Hotel war. So viele unterschiedliche Zimmer es hier gab.
Aber eins musste ich zugeben. Das Zimmer war ich jetzt bekommen hatte war viel schöner als die anderen.
Es hatte sogar Vorhänge, was bei den anderen nicht der Fall gewesen war.

Während ich mich im Zimmer umsah ging die Tür auf.
Matteo.
Er setzte sich auf das Bett.
,,Anscheinend gefällt es dir.", konterte er.
Ich nickte ihm zu. Dann räusperte ich mich schnell und lief ans Fenster.

Unerwartet spürte ich im nächsten Moment Matteo hinter mir.
Und ganz plötzlich legte er seine Hand auf meiner Schulter ab.
Ich traute mich nicht zu bewegen, geschweige denn mich umzudrehen.

Ich schloss leicht die Augen und versuchte die Gänsehaut loszuwerden. Er hatte nur seine Hand auf meine Schulter gelegt. Warum hatte ich jetzt bitte eine Gänsehaut?

Ich spürte sein Atem an meiner Kopfhaut.
Ein fremdes Gefühl nahm mein Körper ein.
Langsam drehte ich mich zu Matteo um.
Intensiv sah er zu mir runter.
Und dann plötzlich nahm er eine Strähne zwischen seine Finger.

Von dort wanderte seine Hand zu meinem Kinn.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter.
,,Was machst du?", krächzte ich.
Hätte ich gewusst, dass meine Stimme sich so schrecklich anhören würde hätte ich lieber die Klappe gehalten.

Auf mein Satz hin ging Matteo ein Schritt zurück und fuhr sich kurz durch die Haare.
,,Das ist ab jetzt dein Zimmer.", sagte er schließlich als wäre vorhin nichts passiert.
Er deutete mit dem Kopf zur Tür.
,,Die Tür wird nicht abgeschlossen. Aber denk dabei ja nicht daran, dass du flüchten kannst. Draußen stehen mehr Männer rum als dir lieb ist. Außerdem bin ich in deiner Nähe, solange ich in diesem Gebäude bin.
Wenn du also mal Sehnsucht nach mir hast kannst du gerne die Männer darum beten dich zu mir zu bringen."

,,Als ob ich Sehnsucht nach dir haben werde.", spottete ich.
Matteo zuckte nur mit den Schultern.
,,Das werden wir ja sehen... Ach und dein Essen wirst du nicht mehr hier essen."
Begriffsstutzig sah ich ihn an.
,,Du wirst in der Küche essen heißt das.", erklärte er mir.

,,Wie jetzt?", fragte ich verwundert.
,,Ich darf raus aus diesem Zimmer?"
,,Unter Aufsicht meiner Männer.", meinte er.
Ohne weiteres zu sagen ging er fort.

Drittes und letztes Kapitel für heute.😉

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