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Ich wischte mir kurzerhand die Tränen weg und fuhr mir durch die Haare.
Nachts um was weiß ich wie viel Uhr saß ich hier auf dem Bett, völlig verheult, wo doch dieser Tag der beste Tag meines Lebens sein sollte.

Ich hatte mir mein 18. Geburtstag so nicht vorgestellt gehabt. Ich wollte ordentlich feiern gehen, einfach den Tag feiern, wo ich frei war, nicht mehr an meine Eltern gebunden sein musste.
Ja, deswegen war ich gerade überaus schlecht gelaunt und traurig.

Aber meine Tränen galten gerade was anderem.
Bella. Sie hatte sich immer so sehr gefreut für mich, dass ich 18 werden würde. Schließlich wusste sie ja was ich zu Hause immer erleben musste.
Und schon Monate vorher hatte sie verzweifelt Pläne gemacht, wie sie mein Geburtstag gestalten sollte.
Auch Liam war nicht anders drauf gewesen.

Wer weiß wie die beiden jetzt drauf waren. Ich war mir nämlich sicher, dass sie heute an mich denken würden.
Wäre ich doch nie geflüchtet. Dann musste ich jetzt nicht so leiden.
Ich schniefte und fuhr mir über die Nase.

Mein Fenster stand offen, wo ganz leichter aber warmer Wind reinwehte.
,,Ich vermisse euch", hauchte ich mit belegter Stimme. Und wie ich sie vermisste.
Und meine kleine Schwester. Ihre kleinen Händen. Ihr süßer Blick wenn sie was angestellt hatte aber es nicht zugeben wollte. Alles kam mir plötzlich in den Sinn.
Und je mehr ich an diese Sachen dachte desto mehr verfiel ich in diese Gedanken.

Seufzend wischte ich mir erneut die Tränen weg.

Aprubt hörte ich was an der Tür.
Im nächsten Moment ging sie langsam auf. Das Licht aus dem Flur beleuchtete schwach das dunkle Zimmer.
Ich erkannte die Umrisse einer Person.
Mit einer schnellen Bewegung wischte ich mir über die Wangen und sah zu der Person, die die Tür jetzt wieder schloss.
In der Dunkelheit konnte ich nun gar nicht mehr erkennen, wer und wo die Person war.

Ich spürte plötzlich wie sie sich auf mein Bett setzte.
,,Sydney?" Das war Matteos Stimme.
Ich zog meine Beine zu mir.
,,Warum schläfst du nicht?", fragte er mich leise.
,,Ich bin nicht müde.", hauchte ich, was eigentlich eine große Lüge war denn ich war totmüde aber ich hatte es einfach nicht geschafft einzuschlafen.

,,Warum hörst du dich so komisch an?", ertönte es von ihm.
Im nächsten Moment merkte ich wie er aufstand. Dann ging plötzlich das Licht an.
Ich kniff bei der Helligkeit die Augen zusammen.
Matteo nahm wieder vor mir Platz.

Er sah mich stirnrunzelnd an.
,,Hast du geweint?"
Ich schüttelte eilig den Kopf.
,,Lüg mich nicht an. Ich sehe es doch.", entgegnete er.
,,Ich hab nicht geweint", machte ich klar.
Er hob die Augenbraue.
Dann legte er schließlich seine Hand auf meine Wange, wo er die leichte Nässe spürte.
,,Du hast geweint und ich will jetzt den Grund wissen.", forderte er mich auf.

,,Es ist nichts", hauchte ich. Was sollte ich denn sagen? Dass heute mein Geburtstag war und dass meine Freunde mir in den Sinn gekommen sind und dass ich... Ach auch egal.
Das würde ihn doch sowieso nicht interessieren.

,,Du sollst auf meine Frage antworten. Wie oft soll ich dir das noch sagen?"
,,Warum schläfst du nicht?", stellte ich ihm die Frage.
Matteo seufzte genervt auf. ,,Das ist nicht die Antwort."
,,Das ist auch nicht die Antwort auf meine Frage", gab ich zurück.
,,Ich hab zu tun, verstanden? Und jetzt antworte mir endlich."

,,Matteo, ich will darauf nichts sagen", flüsterte ich.
Er stand auf und lehnte sich an die Wand. ,,Ich werde es schon noch herausfinden.", äußerte er.

,,Na gut, wenn du mir nicht antworten willst dann leg dich wieder hin.", bestimmte er.
Stumm blickte ich ihn an.
,,Mach schon!", befahl er mir.
Augenverdrehend ging ich seinem Befehl nach.

Das Licht wurde ausgeknipst. Dann wurde die Tür geöffnet und er verschwand.
Auch danach konnte ich eine Ewigkeit nicht schlafen.
Deswegen wachte ich morgens auch völlig fertig und unverschlafen auf, als jemand mich unsanft weckte.
Es war der Mann der vor meiner Tür stand.
Benommen richtete ich mich auf.

,,Der Boss will dich in einer Stunde in seinem Zimmer sehen. Steh auf.", befahl er mir.
Mein Blick fiel auf seine Armabanduhr.
Knapp 11 Uhr.

Als er wieder rausging stand ich müde auf und schlürfte in das Bad.
Was wollte er denn jetzt von mir?
Ich wollte noch weiter schlafen.

Eine halbe Stunde später klopfte der Mann an Matteos Tür und ließ mich dann in das Zimmer.
Er stand an seinem Fenster und zog gerade an seiner Zigarre.
Als er mich sah schmiss er es aus dem Fenster und kam in meine Richtung.

,,Du siehst noch ganz schön müde aus.",stellte er fest.
,,Aber du kannst später weiterschlafen.", fügte er noch hinzu.

Im Gegensatz zu mir sah er völlig normal aus. Obwohl er wahrscheinlich auch spät geschlafen hatte. Oder vielleicht sogar gar nicht.

,,Geh runter und warte im Eingangsbereich auf mich. Ich komm gleich.", meinte er.
Ich runzelte die Stirn sagte aber nichts dazu.
,,Carlo!", rief Matteo plötzlich.
Die Tür ging auf und der Mann steckte sein Kopf rein.
,,Ja Boss?"
,,Bring sie runter. Steht mein Auto bereit?"
,,Ja Boss."
,,Gut." Dann nickt er ihm zu.

Was für ein Auto bitteschön?
Wohin wollte er mich diesmal bringen?

Ich wartete einige Minuten im Eingangsbereich auf Matteo. Vor Nervosität kneten ich schon die ganzen Zeit meine Hände.

Schließlich sah ich ihn die Treppen runterkommen.
In seiner Hand hielt er eine Sonnenbrille, die er aufsetzte, sobald er diesem Carlo zunickte und dann durch die große Eingangstür raustrat.

Carlo führte mich ihm hinterher.
Vor dem Gebäude stand ein teurer Wagen, in den jetzt Matteo einstieg.
Auf dem Beifahrersitz nahm ich Platz.

Er sah kurz zu mir. Dann startete er den Wagen.
Wohin gingen wir?
,,Wohin gehen wir?", fragte ich die Frage an Matteo.
,,Wirst du sehen", erklärt er und fuhr durch den Tor.
Ich seufzte auf.
,,Ich will nicht nochmal in irgendwelche Casinos", erklärte ich ihm fast verzweifelt.
,,Wirst du auch nicht", sagte er nur.

Erleichtert atmete ich leise aus und griff dann nach dem Gurt um mich anzuschnallen.
,,Du kannst schlafen. Es wir ein wenig dauern.", bestimmte er.
Ich sagte nichts dazu um nicht dauernd so neugierig zu wirken.
Aber ich konnte es nicht sein lassen, zu fragen wie lange es dauern würde.
,,Eine Stunde", antwortete Matteo woraufhin ich mich in den Sitz schmiegte und tatsächlich dann einschlief.

Mitten in der Fahrt wachte ich auf und merkte, dass wir im Stau standen.
Matteo hatte sein Fenster geöffnet und seine Sonnenbrille hielt er in der Hand das auf dem Lenkrad lag.
Sein Hemd war bis zur Hälfte offen.
Und er sah ziemlich genervt aus.

,,Wie lang stehen wir schon um Stau?", fragte ich ihn und setzte mich ordentlich hin.
Er drehte sein Kopf zu mir als er realisierte dass ich wach war.
Dann blickte er wieder auf die Straße.
,,Knapp 10 Minuten.", antwortete er.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz vor 12 war.

Wir kamen seit 10 Minuten kein bisschen voran.
,,Was ist denn da los?", fragte ich ungeduldig.
Matteo seufzte nur und fuhr dem vorderen Wagen noch dichter auf als er eh schon war.

Gelangweilt blickte ich nach vorne.
Schließlich merkte ich, dass mein Fenster runterging. Erst dachte ich, dass ich irgendwo rangekommen war .
Dann erkannte ich jedoch, dass es Matteo gewesen war.

Stück für Stück kamen wir voran und Matteo wurde immer genervter.
Musste ich ihn jetzt wieder so ertragen?

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