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5 Tage später:

Verwundert sah ich die Person vor mir an.
,,Hi", begrüßte sie mich und zog mich in eine Umarmung.
Zögernd erwiederte ich es.
Elena sah mich fröhlich an.
Ich deutete ihr auf das Bett wo sie sich hinsetzte. Ich nahm neben ihr Platz.

,,Ich glaube du bist nicht so erfreut über mein Besuch", entgegnete sie.
,,Was? Nein. Ich... Ich frag mich gerade nur was du hier machst.", sagte ich schnell.
,,Ich wollte dich sehen.", erklärte sie mir.
,,Warum?", wollte ich wissen, denn das kam mir komisch vor. Wir hatten uns bis jetzt nur zwei mal gesehen und befreundet waren wir deswegen ja nicht unbedingt. Wir kannten uns nicht mal.

,,Ich finde dich nett, sympathisch. Du bist hübsch, intelligent höchstwahrscheinlich auch und ich mag dich einfach", lächelte sie mich an.
Dann drehte sie sich noch ein Stück zu mir.
,,Ich finde es unfair, dass du hier so aufgehalten wirst. Allgemein bin ich dagegen, wenn jemand eingesperrt wird. Aber du verdienst es wirklich nicht."

Ich hob meine Augenbrauen.
,,Mir gefällt es auch nicht. Aber ich kann dagegen nichts machen.", meinte ich einfach.
,,Ich glaube ich sollte mal Matteo drauf ansprechen", murmelte sie.
Ich schüttelte schnell den Kopf. ,,Das brauchst du nicht. Außerdem fühle ich mich gar nicht so... abgesperrt.", äußerte ich.

Elena machte ein abwertende Handbewegung.
,,Lüg doch nicht. Jeder will doch Freiheit haben. Ich werde ihn danach fragen. Du tust ja sowieso nichts. Du bist... brav, wenn man das so sagen kann. Er hat kein Recht dir in diesem Zimmer deine Freiheit zu rauben."

,,Weiß er überhaupt dass du hier bist?", fragte ich sie.
Sie schüttelte den Kopf.
,,Ich bin hier heimlich hergekommen. Normalerweise darf ich gar nicht hier her kommen. Und höchstwahrscheinlich sollte ich erst recht nicht neben dir sein."
,,Aber dieser Typ steht doch vor der Tür. Außerdem lauern überall die Männer rum.", meinte ich stirnrunzelnd.
,,Ich rede ja auch von meinem Vater und von meinen Brüdern. Die wissen nichts davon", grinste sie.
Verstehend nickte ich.

Elena stand vom Bett auf und sah sich im Zimmer um. Sie murmelte irgendwas unverständliches und höchstwahrscheinlich was spanisches.
Dann öffnete sie das Bad.
,,Na wenigstens lässt er dir deine Pflege machen", entgegnete sie als sie die Kosmetiksachen auf einer freien Fläche sah.
Ja, da konnte sie allerdings Recht haben. Ich hatte wirklich alles was ich brauchen könnte.

Sie schloss die Tür wieder und gesellte sich zu mir.
,,Ich will dich ja nicht rausscheuchen. Aber wäre es nicht gut wenn du gehst bevor du hier erwischt wirst?", fragte ich sie.
,,Ach, so schlimm wird es nicht sein. Höchstens muss ich mir von meinen Brüdern wieder was anhören und so."
Ich musste über ihre lockere Art schmunzeln.

Elena fuhr sich durch die Haare.
Dann zog sie mich auf die Beine.
,,Da draußen scheint die Sonne wie verrückt. Das ist völliger Schwachsinn dass du hier sitzt."
Sie sah zum Fenster. Dann grinste sie mich an.
,,Vergiss es", stellte ich fest, als ich ihren Blick deutete.
,,Ich hab keine Lust auf Ärger und außerdem stehen da unten lauter Männer rum. Wie soll ich da aus dem Fenster springen? Und noch dazu bin ich geliefert wenn ich alleine draußen bin."

,,Aber ich bin doch da", erklärte Elena und lief zum Fenster, das sie öffnete.
,,Mein Bruder kann manchmal wirklich herzlos sein", hörte ich sie murmeln. Ich tat aber so als hätte ich es nicht gehört.
,,Also, das schaffen wir.", sagte Elena schließlich und sah mich abenteuerfreudig an.

Sie hatte gut zu reden. Sie würde danach schließlich nicht leiden müssen.
Ich wollte gerade zum Reden ansetzen, als urplötzlich die Tür aufgerissen wurde, an die Wand knallte und Elena erschrocken hochfuhr.
Ich biss mir auf die Lippe. Jetzt war sie geliefert.

,,Matteo?", sagte sie leise und versuchte dabei harmlos zu wirken.
,,Ja, Matteo!", entgegnete dieser ernst und fast bedrohlich.
,,Was machst du hier Elena?!"
,,Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte sie genauso leise wie vorhin.
,,Ich hab dich was gefragt, Elena!"
Sie lief zum Fenster und schloss es. Dann drehte sie sich zu Matteo um.

,,Ich... naja. Ich wollte sie halt sehen. Und dann bin ich hergekommen.", erklärte sie langsam und schuldbewusst.
,,Und du weißt, dass du das nicht darfst. Geschweige denn dass du gar nicht hier her kommen sollst ohne Papá oder uns was davon zu sagen!", wurde Matteo laut.

Still schaute ich den Beiden zu.
Matteo hatte sein Blick intensiv auf seine Schwester gerichtet.
Er hatte ein Hemd an, das bis zur Hälfte aufgeknöpft war und ich somit eine perfekte Sicht auf seine Brust hatte.

Doch ich konnte mich gerade weniger darauf konzentrieren, weil die Luft hier gerade dick war.
Elena sah schweigend zu ihrem Bruder. Anscheinend war ihr bewusst dass sie was falsches gemacht hatte.

Doch im nächsten Moment machte sie ihren Mund auf.
,,Du kannst sie hier nicht aufhalten", dabei zeigte sie auf mich.
,,Was soll sie in diesem Zimmer eingesperrt machen?"
Matteo hob die Augenbraue.
,,Sie ist hier nicht eingesperrt. Sie darf hier raus. Und außerdem hat sie alles."
,,Hat sie nicht!", machte seine Schwester klar.
,,Du nimmst ihr hier ihre wichtigste Sache! Du nimmst ihre Freiheit! Me entiendes!"

Ich merkte wie Matteo sich anspannte.
Ich wollte Elena irgendwie verdeutlichen, dass sie nicht mehr weiter reden sollte.
Aber ich blieb lieber still.
Außerdem würde sie ja selber wissen, wann sie still sein sollte. Sie kannte ihren Bruder schließlich besser.

,,Elena, sei leise", meinte Matteo ruhig. Ziemlich ruhig.
Sie verstummte. Ich merkte wie sie blinzelte um ihre aufkommenden Tränen zu verhindern.
Matteo hatte es wohl bemerkt.
Er seufzte auf und zog dann seine Schwester an seine Brust.
Jetzt wurde ich emotional.

Süß...

,,Und jetzt geh hier raus, bevor Diego kommt. Und du kannst froh sein, dass Papá gerade nicht hier ist.", äußerte Matteo.
Elena warf mir einen hilflosen Blick zu.
Ich verdeutlichte ihr leicht, dass alles in Ordnung war, erkannte dann dabei, dass mich Matteo ansah.

Schließlich förderte er seine Schwester aus dem Zimmer, sagte ihr noch was und drehte sich dann zu mir um.
Würde ich jetzt Ärger bekommen?
Aber ich hatte ja nichts angestellt.

Angespannt sah ich zu ihm.
Er stoppte vor mir und seufzte schließlich.
Dann strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr.
Dabei hatte er einen ausdruckslosen Blick aufgelegt.
Er nahm seine Hand wieder zurück und steckte es in die Hosentasche.

,,Ich hab nichts gemacht", sagte ich leise.
,,Ich hab ja auch nichts gesagt", verdeutlichte Matteo.

Mein Blick fiel auf seine nackte Brust, das aus seinem Hemd hervorschaute.
Es sah wirklich nicht schlecht aus.
Ich schaute ihm erst wieder ins Gesicht, als er sich räusperte.
Hatte er es gemerkt?
Ich spürte die Röte in meinen Wangen.

Du bist peinlich...

Matteos Mundwinkel zuckten verräterisch nach oben.
Dann zwinkerte er mir plötzlich zu, was mich noch mehr erröten ließ.
Er hatte es eindeutig gemerkt.

Gott sei Dank blieb er nicht länger und verließ gleich darauf das Zimmer.
Ungläubig starrte ich ihm nach.
Er hatte mir ernsthaft zugezwinkert.
Mir!

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