Die Taxifahrt verlief leise. Weder der Fahrer hatte einmal den Mund geöffnet noch hatte ich was gesagt.
Bis jetzt zumindest.
,,Wie heißt du denn?", fragte er mich plötzlich und sofort nahm ich mein Kopf von der Scheibe.
Warum wollte er das jetzt bitte wissen?,,Warum fragen Sie?", ertönte meine Stimme. Ganz wohl war mir dabei nicht.
Der Fahrer antwortete nichts darauf.
,,Du siehst jung aus."sagte er stattdessen.
Ich runzelte die Stirn. Worauf wollte er hinaus?
,,Mädchen wie du sollten um diese Zeit nicht alleine draußen sein",kam es aus ihm.Aha, sehr interessant.
,,Und schon gar nicht alleine in ein Taxi einsteigen",fügte er noch hinzu. Ich sah, wie er einen flüchtigen Blick durch den Innenspiegel zu mir warf.
,,Es gibt viele Pädophile Taxifahrer."
Meine Augen weiteten sich. Nicht weil mir die Tatsache neu war, sondern weil ich Angst hatte, dass es auch so einer war.
,,Du kannst froh sein, dass ich nicht so einer bin.", sprach er aus, als hätte er meine Gedanken gelesen.Ob ich ihm glauben sollte war eine andere Sache.
,,Ich habe selber eine Tochter, die etwas jünger ist als du", erzählte er mir.
,,Ich würde ja auch nicht wollen, dass ihr sowas zustößt."Ich sagte nichts dazu.
,,Ich sag dir das nur, um dir was mitzugeben. Ich hoffe, du hast mich nicht falsch verstanden."
,,Nein, nein. Alles in Ordnung. Danke.", meinte ich schnell.
Der Fahrer war mir auf jeden Fall sehr sympathisch.Ich hatte noch etwa eine fünfminütige Fahrt vor mir, als plötzlich ein Schuss zu uns ins Auto drang.
Der aprubte Lärm ließ mich zusammenzucken und der Fahrer verlor ganz kurz die Kontrolle über den Wagen.
Sofort schweiften meine Gedanken zu dem Geschehnis im Parkhaus.
Da waren auch Schüsse gewesen.Und da wurde jemand umgebracht!
Urplötzlich trat der Taxifahrer stark auf dir Bremse.
Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
Und dann ging alles schnell.
Die Tür wurde auf einmal aufgerissen und eine Hand zog den Taxifahrer raus, aus dem ein ängstlicher Ton rauskam.Mit aufgerissen Augen sah ich nur hin.
Und plötzlich wurde nochmal geschossen.
Auf den Taxifahrer.
Er klappte zusammen und fiel hin.
Ich sah, wie der Mann ihn grob zur Seite schubste und sich dann umsah.Doch weiter konnte ich nicht hinsehen, da der wildfremden Mann plötzlich sich an den Steuer setzte und losfuhr.
Wie gelähmt saß ich da, Angst irgendwelche Töne rauszubringen. Aber meine Augen förderten schon Tränen nach draußen.
Ich hatte wieder einem Mord zusehen müssen.Gebannt starrte ich auf den Fremden, der mit rasanter Geschwindigkeit durch die Straßen fuhr, ohne auf die Regeln zu achten.
Hatte er mich überhaupt bemerkt?
Ich saß gerade wirklich mit einem Mörder im Auto.
War es sich dessen bewusst?Ich hatte meine Lippen fest aufeinadergepresst, damit kein Ton rauskam. Stumm rannen die Tränen meine Wangen runter.
Ich wollte hier raus.
Sollte ich die Polizei alarmieren?
Aber wie? Es war hier stockdunkel im Auto und wenn ich jetzt mein Handy öffnen würde würde es das ganze Auto beleuchten.
Außerdem konnte ich mich sowieso kein bisschen bewegen. Meine rechte Hand hielt verkrampft die Autotür.Es kam kein einziger Ton von dem Fremden. Und von mir sowieso nicht.
Ich hatte Angst, zu große Angst.Ich wollte nicht sterben. Ich war noch zu jung für den Tod.
Aber ob ich hier heil rauskommen würde war eine Frage. Der Typ war nämlich scheiße nochmal ein Mörder!Ich war noch nicht mal zwei Tage in Houston. Ich hatte zwei Mordfälle miterlebt. Was für eine verfluchte Stadt war das bitteschön!
So lachhaft es jetzt auch in diesem Moment klingen würde, ich musste aufs Klo. Wahrscheinlich vor Angst und Panik.Ich weiß nicht wie lange wir schon fuhren, aber mehr als 5 Minuten wahrscheinlich schon.
Und ich wusste nicht was für ein Ziel der Fahrer im Auge hatte.Und als ob die Situation gerade für mich nicht reichen würde klingelte noch mein Handy.
Qualvoll und panisch schloss ich die Augen und noch mehr Tränen kamen auf. Jetzt war ich sicher, dass ich sterben würde.,,Hände weg vom Handy!", hörte ich plötzlich zum ersten Mal die Stimme des Fahrers, ohne dass er zu mir sah.
Ich würde auch ganz sicher nicht jetzt in so einer Situation telefonieren.Schlagartig bog der Typ nach links, sodass ich mein Gleichgewicht verlor und kurz hin und her taumelte.
Ich merkte, dass wir irgendein Feldweg angenommen hatten.
Verdammt nochmal! Ich wollte hier raus.Und ganz aprubt stoppte das Auto stark.
Panisch blickte ich zu dem Unbekannten.
Er regte sich jedoch nicht.
Und dann schaltete er das Auto aus. Und jetzt war es stockdunkel.Ich hatte jetzt 2 Wahlen. Entweder ich würde hier jetzt brav sitzen und auf mein Tod warten oder ich würde aus dem Auto flüchten und erstmal versuchen zu rennen. Dann könnte ich wenigstens sagen, dass ich versucht hatte zu überleben.
Die zweite Variante war besser als die erste und ohne weiter zu überlegen stoß ich hektisch die Autotür auf und sprang wortwörtlich aus dem Auto.Ich hörte irgendetwas von dem Typ, aber ich hörte nicht zu, sondern rannte um mein Leben.
Es war ein Feld aber keine paar Schritte vor mir fing der Wald an.Ohne ein Blick nach hinten zu werfen rannte ich.
Mein Herz pochte zehn Mal so schnell und ich hatte Todesangst.
,,Bleib stehen!", hörte ich den Mörder rufen.
Das könnte er sich abschminken.
Ich wusste nicht, ob er hinter mir her war, ich rannte einfach.In den Wald.
Und weiter.
Quer durch.
Ich rannte um mein Leben.
Meine Lunge fühlte sich schwer an.Ich hörte ein Schuss.
Ich zuckte zusammen.
Aber ich hielt nicht an.
Die Dunkelheit des Waldes machte mir Angst.
Aber noch größer war die Angst, dass mich der Mörder packte.Und genau das passierte jetzt.
Ich wurde ruckartig am Arm gefasst und auf den Boden geworfen.
Ich versuchte mich aufzurappeln, aber der Unbekannte hatte sich vor mir aufgebaut.Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn.
Das Blut gefror mir in den Adern.
Ängstlich schaute ich zu ihm hoch.
Ich war geliefert.
,,Bitte, tu mir nichts", war das einzige was gerade noch so aus meinem Mund kam.Er kniete sich zu mir und im nächsten Moment drückte er die Pistole an meine Stirn.
Panisch schloss ich die Augen. Ich wimmerte.
Aber es passierte nichts.
Stattdessen wurde ich wieder am Arm gepackt und hochgezogen.
Dann lief er los und zog mich mit.
Ich versuchte hilflos mein Arm zu entziehen.Er stoppte und drehte sich zu mir um.
,,Bitte lass mich gehen", flehte ich ihn leise an.
,,Ich hab nichts gemacht. Bitte. Ich werde der Polizei auch nichts sagen."
Und wieder drückte er die Pistole gegen meine Stirn.
,,Ich vertraue niemandem und ich höre auch auf niemanden.", hörte ich ihn sagen.Und plötzlich machte es Klick bei mir.
Diese Stimme.
Es war die gleiche Stimme wie von einem der Männer aus dem Parkhaus.
Es war der der selbe.
Und es war derjenige, der Boss genannt wurde. Ich war mir ganz sicher, dass es die selbe Stimme war.Scheiße!
Und wieder lief er los.
Diesmal fing ich an zu schluchzen.
Wir kamen an dem Taxi an.
Er wollte mich in das Auto schubsen, aber ich hielt mich krampfhaft an der Tür fest.
,,Bitte lass mich gehen", schluchzte ich.
Genervt seufzte er auf.
Ich sah wir er die Hand hob und im nächsten Moment wurde etwas gegen mein Kopf geschlagen.Sekunden später wurde mir schwarz vor Augen.
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...