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Etwa eine Stunde später war die Frau fertig damit, mein Gesicht zu bemalen. Eigentlich hätte es kürzer gedauert, wenn ich nicht angefangen hätte zu weinen. Denn schminken und weinen war natürlich nicht die beste Kombination.

,,Ziehst du dich erst an oder soll ich jetzt deine Haare machen?"
Ich antworte nicht.
Genervt griff sie nach dem Glätteisen.
,,Ich mach es einfach jetzt. Dann hab ich meine Ruhe", murrte sie.
Und schon fing sie mit meinen Haaren an.
Viel machte sie nicht. Sie glättete sie nur und nahm dann von der rechten Seite eine dicke Strähne, die sie in einem Bogen nach hinten führte und dort mit Haarklammern irgendwas machte. So recht bekam ich nicht mit, was sie da anstellte.

,,So, fertig. Jetzt kannst du dich anziehen. Beeil dich lieber bevor du Anschiss bekommst."
Und dann lief sie raus.
Ich schluckte meine Tränen runter.
Langsam stand ich auf und lief ins Bad, um mich im Spiegel anzusehen. Mit der Schminke hatte sie es zum Glück nicht übertrieben. Es war schlicht. Und die Haare waren zum Glück auch keine ausgewogene komische Frisur.

Ich saß einfach auf dem Bett und starrte seit Minuten einfach das Kleid neben mir an.
Ich wollte es nicht anziehen. Ich konnte es nicht anziehen. Und ich würde es auch nicht anziehen.
Das dachte ich zumindest.

Denn genau jetzt ging die Zimmertür auf und Matteo kam rein.
Als er mich sah hob er seine Augenbraue. Dann aber sah er mich wütend an.
,,Warum bist du noch nicht fertig?!"
Ich antwortete nicht.
Er zog mich an meinem Arm hoch.
,,Hör zu. Du regst mich langsam wirklich auf. Wenn du nicht willst, dass ich deiner Adoptionsfsmilie was antue machst du das was man dir sagt. Und zwar gleich."

Ich riss die Augen auf.
Er konnte mich doch nicht damit bedrohen!
Meine Eltern waren mir scheißegal. Sie waren sowieso nicht meine Eltern.
Aber Amelia wollte ich wegen mir nicht leiden sehen.
Schnell löste ich mich aus seinem Griff und schnappte mir das Kleid, um im Bad zu verschwinden.

Gequält schaltet ich mich aus dem Tshirt und der Jogginghose und zog schluckend das Kleid an.
Es war tatsächlich meine Größe. Leider.

Ich stellte mich vor den Spiegel.
Die Schminke konnte leider meine Trauer nicht überschminken.
Zögerlich lief ich zur Tür.

,,Bist du jetzt endlich f-" Ich öffnete die Tür und stand Matteo direkt entgegen.
Sein wütender Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
,,Ertig", beendete er langsam seinen Satz.

Seine grünen Augen fuhren meinen ganzen Körper ab.
,,Wir können gehen.",meinte er. Erst jetzt bemerkte ich, dass er in einem Smoking steckte.
Das fiel mir aber früh auf!

Er lief aus dem Zimmer. Ich folgte ihm unsicher. Doch sogleich stoppte ich an der Türschwelle. Er drehte sich zu mir um.
,,Ich hab keine Schuhe", sagte ich leise.
Er sah zu meinen Füßen. Dann seufzte er. In dem Moment kam die Frau auf uns zu, die mich geschminkt hatte.
Mit Schuhen in der Hand.

Schnell legte sie sie vor mir ab. ,,Es tut mir Leid, Boss", sagte sie schnell zu Matteo. Dieser machte eine knappe Handbewegung und sie verschwand wieder.
Ich hielt mich an der Tür fest und schlüpfte in die High Heels, die zum Kleid passten.
Eigentlich hätte ich diese Dinge eher nicht angezogen. Aber ich hatte keine Lust auf noch mehr Ärger und Drohungen.

Sobald ich fertig war lief ich ihm nach.
So gut es mit den Dingern eben ging. Die Treppen runter im Eingangsbereich standen drei Securitymänner, die wohl auf uns warteten. Denn sie nickten ihrem Boss zu und liefen dann vor uns raus.
Draußen stand ein Van in den jetzt Matteo einstieg.
Ich atmete tief ein, ehe ich mich nach drinnen begab und mich leider Gottes gegenüber von ihm hinsetzen musste.
Neben mir saß der Junge aus dem anderen Lager. Ich glaube er hieß Alex. Und neben Matteo saß der Junge mit der Wunde, der meiner Erinnerung nach Diego hieß.
Alle in einem Smoking.

Und sie sahen mich alle an, was mich total unwohl fühlen ließ, da das Kleid meiner Meinung nach zu viel Haut zeigte. Und wenn ich mich auch nur ein kleines bisschen bücken würde könnte man perfekt in mein Ausschnitt reinsehen.
Die Tür wurde geschlossen und dann rollte der Van los. Vorne saßen zwei Securitymänner.

Ich wusste nicht wohin ich blicken sollte und sah einfach deswegen stumm auf den Boden.
Wenn ich doch nur wüsste wohin wir gehen.
Er könnte es mir doch wenigstens jetzt sagen.

,,¿Todavía estás seguro con el plan?", hörte ich Diego fragen.
,,Sí", antwortete Matteo drauf.
Ein Plan also. Soweit ich verstanden hab, hatte er gefragt, ob er mit dem Plan sicher sei.
War ich auch ein Teil von diesem Plan?
Ich hoffte nicht. Schon der Gedanke war gruselig. Immerhin waren die eine Mafia. Wer weiß was für Pläne die machen würden.

,,Kannst du Spanisch?", hörte ich plötzlich jemanden fragen. Die Frage kam glaube ich von dem Alex.
Und ich glaube sie war an mich gerichtet.
Als ich mein Kopf hob sah ich, dass mich alle drei abwartend ansahen.
Sollte ich jetzt ja sagen, oder sollte ich einfach lügen und nein sagen. Aber wahrscheinlich würden sie dann drauf kommen, dass ich gelogen hatte und das würde dann Konsequenzen geben.

Also nickte ich zögernd und ganz leicht. Alex schmunzelte leicht und Matteo hob die Augenbrauen.

Ich sah schnell aus dem Fenster. Es war ein wenig dunkler geworden. Man merkte, dass es Nachtmittags war. Wie viel Uhr es genau war konnte ich nicht sagen.
Seit ich hier war hatte ich vollkommen mein Zeitgefühl verloren.
Zum ersten Mal hatte mir Claire heute gesagt, dass heute der 15.07. war.
Und ich war am 30.06. geflüchtet.

Hätte ich in die Zukunft sehen können hätte ich eventuell darauf verzichtet. Ich saß jetzt hier in den Händen eines Mafias und konnte nicht einmal mehr mit Bella reden. Oder mit Liam.
Wer weiß was sie machten.

Es war still im Auto. Niemand sagte was. Es interessierte mich aber nicht wirklich, denn ich hatte andere Probleme. Zum Beispiel dass ich dieses verdammte Kleid vernichten wollte. Oder dass ich jetzt gerne aus diesem Fahrenden Ding rausspringen würde.

Hey ihr alle,

Ich hoffe es geht euch gut.
Habt ihr irgendwelche Verbesserungsmögöichkeiten? Wenn ja würde es mich freuen, wenn ihr mich das wissen lässt.

Voten und kommentieren nicht vergessen😉

Macht's gut☺

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