Seit Ewigkeiten fuhren wir schon. Um es genau auszudrücken, es war draußen schon deutlich dunkler als vorhin. Und ich tippte mal darauf, dass wir 2 Stunden gefahren waren.
Hätte ich gewusst, dass es so lange dauern würde hätte ich es bevorzugt zu schlafen.Außerdem spürte ich meinen linken Arm nicht mehr wirklich, weil die Klima im Auto an gewesen war und direkt mein linkes Arm angeblasen hatte. Die Jungs hatten ja alle ein Jacket an. Auch wenn sie es auf halber Strecke ausgezogen hatten. Trotzdem waren sie langärmlig und saßen nicht so wie ich im Kleid rum.
Ja, es war Sommer. Aber das Klima hatte meinem Arm nicht wirklich gut getan. Und ich hatte den Mut nicht dazu gehabt, mein Mund zu öffnen und was zu sagen.Wir wurden langsamer. Ich sah mir die Gegend an. Wir waren in einer Stadt angekommen. Und jetzt hielten wir an.
Perplex sah ich noch einmal hin. Ich hatte vielleicht mit allem gerechnet aber nicht damit.
Wir standen vor einem Casino!
Wollten die jetzt wirklich ein 17 jähriges Mädchen da reinschleppen?!Ich merkte, dass die Jungs ihre Jackets anzogen. Dann öffnete sich die Tür.
Ich wollte nicht raus.
Warum sollte ich jetzt bitte dieses Casino betreten.Matteo sprang aus dem Wagen. Ihm folgte Diego. Ich saß immernoch da.
,,Steigst du jetzt endlich aus?", fragte mich Alex. Ich drehte mich leicht zu ihm rüber. Er sah mich nicht so kalt an, wie Matteo es getan hätte und doch war sein Blick auffordernd.
Ich seufzte und blinzelte, da mir Tränen aufkamen.
Schließlich nickte ich leicht und erhob mich von meinem Sitz.Schnell griff eine Security nach meinem Arm, um mir beim Aussteigen zu helfen.
Am liebsten hätte ich ihn angeschnauzt und gesagt dass ich es auch selber schaffe aber ich blieb still.
Jetzt stieg noch Alex aus. Ich merkte, dass hinter dem Van noch ein Wagen stand. Ich vermute mal, dass dort die ganzen Gorillas Platz genommen hatten, die jetzt hier rumstanden.Ich wusste immenoch nicht, was ich hier machte. Aber ich wollte endlich eine Antwort.
Ich drehte mich ganz leicht zu Alex um. Bis jetzt war er mir am sympathischsten. Auch wenn er ein Mafioso war.
,,Warum bin ich hier?", traute ich mich leise zu fragen.
Er schaute zu mir runter.
Dann seufzte er und legte eine Hand auf mein Arm. Doch sogleich entzog er sie wieder.,,Warum bist du so kalt?", fragte er mich.
Und schon lag Matteos Aufmerksamkeit auf mir, denn er kam jetzt auf mich zu und fasste mich ebenfalls am Arm.Ja, gibt es noch jemanden der mich anfassen will?
,,Warum sagst du nicht, dass es zu kalt war, im Auto?", fragte er mich scharf.
Ich sah ihm in die Augen. Und obwohl ich Angst hatte etwas zu sagen war meine Klappe mal wieder größer als mein Lebenswille.,,Kann man mit euch denn ganz normal was reden?", kam es unerwartet aus mir. Ich könnte mich gerade selbst dafür hauen.
Matteos Blick verdüsterte sich. Bevor er aber zum Reden ansetzen konnte nahm Alex das Wort.
,,Okay, ich glaube wir sollten reingehen.", sagte er schnell.
Matteo blickte zu den Securitymännern und nickte ihnen leicht zu.
Dann lief er mit Diego voraus Richtung Casino.
Nur zögernd trat ich ein Schritt nach vorne. Dann legte sich eine Hand auf mein Rücken und Alex schob mich zur Tür. Wir warteten jedoch nicht an der Schlange sondern liefen links vorbei an ihnen. Ein Mann stand dort und nickte uns dabei zu.Wir betraten das innere. Es war laut und es stank und ich wollte direkt jetzt wieder umdrehen und das Ding hier verlassen.
Aber ich lief einfach den Typen nach. Es führte eine Treppe nach oben, die wir jetzt hochstiegen. Mit jedem Schritt den wir machten ging es mir immer schlechter und mulmiger.Oben angekommen gingen wir auf ein Tisch zu, an dem ein älterer Mann knappe 50 auf der Couch saß. Hinter ihm standen 2 Männer.
Als er uns sah legte er sein Glas auf dem Tisch ab und sah zu uns hoch.
Er machte eine kurze Handbewegung und sofort kam einer der Männer auf uns zu und blieb vor Matteo stehen.
Er streckte die Hand aus.
Ich sah wie Matteo die Augenbraue hob. Auch die anderen Jungs sahen ihn emotionslos an.Matteo legte seine Hand auf die Schulter von dem Mann und schob ihn zur Seite.
Dann sah er zu dem älteren Mann.
,,Ich lass meine Waffe nicht von anderen in Besitz nehmen", sagte er mit einem kühlen Ton und sah den Mann dabei intensiv an.
Der ältere Mann verdüsterte sein Blick, doch er verdeutlichte dem Security, dass er es lassen sollte.Matteo nahm auf dem Sofa Platz. Dann wurde ich am Rücken zu ihm geschoben. Er deutete mir mit den Augen, dass ich mich hinsetzen sollte.
Wiederwillig ging ich seinem Befehl nach.
Diego setzte sich schließlich neben mich.Wo war jetzt Alex auf einmal? Vorhin stand er doch noch hinter mir. Jetzt war er weg.
Die zwei Gorillas, die mit uns reingekommen waren standen neben dem Sofa.
Die Situation war wirklich unangenehm. Ich meine, ich saß in einem zu offenen Kleid zwischen zwei Mafiosos und gegenüber von mir saß ein älterer, höchstwahrscheinlich auch ein Mafioso, der mich mit seinen Blicken auf und ab fuhr.
Erst als Matteo sich räusperte blickte er zu ihm.,,Ja ja. Ich hätte nicht gedacht, dass Rodrigo seine zwei Jungs zu mir schickt, um was Geschäftliches zu erledigen.", sagte der Mann und ein spöttisch Lächeln machte sich auf seinen Lippen bemerkbar.
Er hatte einen italienischen Akzent.,,Es geht nicht um das Alter, sondern um das Können.", sagte Diego neben mir.
Der Mann hob eine Augebraue. Dann nickte er leicht.
,,Gewiss, gewiss."
Er nahm ein Schluck aus seinem Glas.
Im selben Moment kam ein Mädchen auf uns zu und legte drei gefüllte Gläser vor uns ab. Dann ging sie schnell wieder weg.Matteo legte ein Arm auf die Couchlehne. ,,Du weißt warum wir hier sind."
Der Mann lachte kurz. ,,Wenn ich ehrlich sein sollte weiß ich das eigentlich nicht so wirklich."
,,Auch gut", meinte nun Diego und lehnte sich nach vorne.
,,Wir wollen dir was anbieten."
,,Ach ja. Ich höre. Was ist es denn?"
,,Kurz gefasst, wir wollen geschäftlich mit dir kooperieren.", sagte nun Matteo.Ich platzte gleich hier. Was machte ich denn hier? War ich ernsthaft jetzt mitgekommen um irgendwelche mafiosen Gespräche mir anzuhören? Und dann auch nkch Geschäfte!
,,Geschäfte also. Ihr wollt mit mir konkurrieren. Was genau meint ihr damit?"
,,Dass du uns dabei hilfst, die Waren in Italien zu verkaufen. Oder zuerst einmal rüberzuschmuggeln.", sagte Diego.Und dann redeten sie auch noch darüber als wäre das alles stinknormal.
Ich hatte gerade wirklich das Bedürfnis, nach dem Glas zu greifen und den Alkohol in mein Rachen zu gießen. Ich konnte mich aber kein Stück bewegen, weil ich verkrampft da saß.Der Mann lehnte sich zurück und sah uns entgegen.
,,Du weißt, dass solche Geschäfte nicht einfach so ablaufen. Was bekomme ich dafür?"
,,Du wirst schon was bekommen, da kannst du dir sicher sein. Nimmst du unser Vorschlag an oder nicht?"
,,Ich will erst wissen, was ich dafür bekomme."
Matteo seufzte auf.
,,Also, wir bieten dir 1400 Kilo der jetzigen Waren, 40 Mann und 300000$ an."Oha!
Bei der ganzen Menge weiteten sich leicht meine Augen. Ich versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen.
,,Ach Matteo, Matteo. Du bist aber großzügig. Naja, eventuell könnte ich diesen Vorschlag annehmen. Aber ich hab noch eine desiderare"
,,Und die wäre?",,Ich will sie."
PS: desiderare= Wunsch (italienisch)
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...