,,Warum hast du mich hergebracht? Ich will zu Matteo!", rief ich und versuchte an Alex vorbeizugehen.
Er hielt mich jedoch auf.
,,Sydney, setz dich hin."
,,Ich will zu Matteo! Ich will ihn sehen.", schrie ich ihn an.
,,Du kannst ihn jetzt sowieso nicht sehen. Er ist in der OP. Und in die Intensivstation werden sie uns für die ersten Tage auch nicht reinlassen. Also setz dich jetzt hin!", befahl er mir.Ich sah ihn schmerzlich an.
Dann ließ ich mich auf das Sofa nieder.
,,Ich hab auf ihn geschossen. Er liegt wegen mir da. Er wird wegen mir sterben. Ich hab ihn erschossen", flüsterte ich vor mich hin.Mein Blick war leer.
Alex setzte sich zu mir.
,,Sydney komm zu dir. Er wird nicht sterben. Beherrsch dich endlich."
Ich schüttelte den Kopf.
,,Er wird es nicht schaffen", hauchte ich.
Alex stand auf und seufzte genervt.
,,Iask!", rief er plötzlich.
Die Stahltür ging auf und ein Mann kam in die Lagerhalle.
,,Pass auf sie auf. Ich gehe", sagte er zu dem Isak.
Er nickte daraufhin.
Alex lief auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter.
Dann ging er raus.Der Mann stellte sich an die Tür und sah mir entgegen.
Ich fuhr mir über die Wangen um mir die Tränen wegzuwischen.
,,Was hast du gemacht, Sydney? Was hast du gemacht? Warum hast du das getan", murmelte ich.Hätte er doch seine Augen offen gehabt und mich mit diesen grünen Augen angesehen.
Hätte ich doch seine Stimme gehört.
Seine fürsorgliche, angenehme Stimme.
Hätte er mir doch zugelächelt!
Aber er lag jetzt im Krankenhaus!
Wegen mir!Minutenlang saß ich so da.
Meine Gedanken machten mich verrückt.
,,Schieß!", hörte ich ihn plötzlich.
Ich riss mein Kopf hoch und sah mich um.
Er war nicht da.
,,Schieß doch!", hörte ich es wieder.
Ich fasste mit an den Kopf.
,,Schieß! Mach schon!"
Ich schüttelte panisch den Kopf.
Nein.
,,Sydney schieß! Schieß!"
Es hallte in meinem Kopf rum.
Nein, nein.
,,Nein!", schrie ich und zerdrückt mein Kopf.
Ich hielt mir die Ohren zu.
Doch ich hörte den Schuss.
Ich schreckte zusammen.
Ich schloss die Augen.
,,Nein! NEIN!"Plötzlich spürte ich etwas an meiner Schulter.
Ich schreckte hoch und sah Isak vor mir.
Er hielt mir ein Glas Wasser hin.
Mit glasigen Augen sah ich es an.
Schließlich griff ich langsam danach und trank es aus.Ich fing an zu weinen.
Ich konnte nicht mehr.
Ich war fertig.
Ich war am Ende meiner Kraft.
Ich wollte sterben.Wie schön waren die letzten Tage gewesen.
Im Moment vergaß ich all die schlechten Sachen, die er mir angerichtet hatte.
Das einzige was mir gerade einfiel war der Kuss.
Wir hatten uns dreimal geküsst.
Drei Mal!
Ich bekam das Gefühl, dass ich in dem Moment seine Lippen spürte.
Zärtlich, weich, sanft.Hör auf, Sydney! Tu dir das nicht an!
Wäre er doch jetzt neben mir und würden wir das noch einmal wiederholen.
Sydney, hör auf!
Ich verzog schmervoll das Gesicht.
●●●
Am Abend, also Stunden später, in denen ich auch noch eingeschlafen war öffnete sich die Stahltür und Alex trat mit Carl in das Lager.
Sofort stand ich auf und lief auf ihn zu.,,Wie geht es Matteo? Ist er wach? Er ist noch am Leben oder? Sag doch was!"
Carl hob verwundert die Augenbrauen und sah zu Alex.
Alex sah mich seufzend an.
Meine Augen weiteten sich panisch.
,,Ist er... tot?", hauchte ich.
Eine Träne verließ mein Auge.,,Nein, ist er nicht", entgegnete Alex.
,,Man hat ihn nach der Operation in die Intensivstation gebracht."
Ich wischte mir schnell die Träne weg.
,,Ist er wach?"
Alex schüttelte den Kopf.
,,Du kannst nicht erwarten, dass er direkt nach einer OP aufwacht. Geschweige denn wenn er von einer Kugel getroffen wurde", meinte Alex.Schmervoll verzog ich mein Gesicht.
,,Geht es ihm wenigstens gut?"
Alex seufzte.
Ich blickte zu Carl.
,,Sagt doch was!"
Keiner antwortete.
Ich schluckte.
Meine Wangen wurden feucht.
Verzweifelt sah ich Alex an.
,,Wir können nur hoffen dass er überlebt", sagte er schließlich.Ich sah ungläubig zu Alex.
Ich schluchzte auf und ließ mich auf die Knie nieder.
Stumm fing ich an zu weinen.,,Du hast das nicht verdient", hauchte ich leise schluchzend.
Ich wurde am Arm sanft hochgezogen.
Ich weigerte mich nicht.
Ich ließ mich von Alex mitziehen.
Er setzte mich auf das Sofa.Ich sah mit leerem Blick geradeaus.
Meine Hände zitterten.
Die ganze Szene spielte sich vor meinem Auge ab.
Ich bekam mich nicht davon weg.Ein etwas kurzer Kapitel.
I'm sorry.
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...