Ich tapste aus dem Bad und lief in das Zimmer. Ich griff nach der Kleidung auf dem Bett. Es war eine Jogginghose und ein einfaches Tshirt. Und Unterwäsche war natürlich auch dabei.
Ich wollte gerade mein Handtuch fallen lassen, um mich anzuziehen, doch dann stoppte ich mich.
Wenn jetzt jemand die Tür öffnen würde würde man mich direkt sehen. Also griff ich nach der frischen Kleidung und lief ins Bad, um mich dort anzuziehen.
Die Jogginghose ging eigentlich so. Aber das Tshirt war eine Nummer zu groß. Sonderlich stören tat es mich nicht. Hauptsache ich steckte jetzt in einer sauberen Kleidung.Meine Haare musste ich offen lassen, da ich kein Haargummi hatte.
Ich betrat wieder das Schlafzimmer. Ein wenig sah ich mich um.
Ein Bett, eine Kommode und ein kleiner Schrank füllten das Zimmer.
Ich ging auf das Schrank zu und öffnete sie. Es befand sich aber nichts drin.Schlagartig wurde die Tür aufgerissen. Ich fuhr erschrocken zusammen. Und obwohl meine Angst vor der Person sich niedergelegt hatte kam sie jetzt wieder hoch, mit jedem Schritt, den er auf mich zukam.
Eingeschüchtert und ängstlich schaute ich ihn an. Als sein Blick auf mich fiel blieb er stehen und betrachtete mich von oben bis unten.
,,Jetzt siehst du wenigstens nach etwas aus", sagte er schließlich.
Sofort sah ich auf den Boden.
War er sich überhaupt bewusst, dass er mich mit den Worten verletzte?
Wohl eher nicht. So kalt und emotionslos wie er war...Er näherte sich mir. Mit jedem Schritt den er machte fühlte ich mich unsicherer.
Als er vor mir zum Stehen kam schloss ich gequält meine Augen.,,Außerdem heiße ich für dich nicht Matteo", drang seine Stimme zu mir.
,,Hast du mich verstanden, Sydney. Boss wirst du mich nennen."
Schnell nickte ich.
,,Gut. Du wirst gleich Essen bekommen. Und du wirst es aufessen. Hast du das verstanden?"
Wieder nickte ich.Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen verließ er das Zimmer. Erst jetzt merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Tief atmete ich aus.
Er manipulierte mich. Ganz klar und deutlich.
Was wollte er denn von mir?●●●
Ich hatte das Essen fertiggesgessen, das mir vor einer halben Stunde gebracht wurde. Wäre es nach mir gegangen hätte ich die Hälfte liegen gelassen. Aber ich hatte wirklich Angst, dass mich Matteo wieder in einem kleinen Raum einsperrte. Oder vielleicht würde er diesmal was anderes machen.Schon seit Stunden saß ich in diesem Zimmer rum. Ich traute mich nicht einmal an das Fenster zu gehen, weil ich Angst hatte, dass in dem Moment jemand reinkam und es dann falsch interpretieren würde
Deswegen blieb ich einfach auf dem Bett sitzen.Nach mehreren weiteren Minuten ging die Tür auf und die selbe Frau kam wieder rein.
Sobald ich sie sah hellte sich mein Gesicht auf. Ich mochte sie jetzt schon.In ihrer Hand hielt sie etwas schwarzes und in der anderen Hand eine große Kosmetiktasche.
Sie legte beides auf dem Bett ab und setzte sich dann zu mir.,,Was ist das?", fragte ich sie.
,,Ähh. Darüber kümmern wir uns gleich. Ich will nur mal ein wenig was über dich wissen. Wie heißt du denn?"
,,Sydney", antwortete ich und direkt kam mir die Adoption wieder in den Sinn.
,,Sydney. Ein schöner Name. Wie alt bist du denn?"
,,17. Und bald 18. Oder was heißt bald. Ich weiß nicht wie vielter heute ist.", sagte ich.
,,Heute ist der 15.07.", antwortete sie mir. ,,Wann hast du denn Geburtstag?"
,,Am 16.08.", murmelte ich. Wir hatten mit Liam und Bella schon sooft geplant gehabt, wo wir mein 18. Geburtstag feiern würden.,,Du bist noch ganz schön jung", sagte die Frau leise und sah kurz dabei zu den Sachen, die sie gebracht hatte.
,,Warum wurde ich hierher gebracht?", hörte ich mich fragen. Vielleicht konnte mir die Frau ja die Frage beantworten.
Sie zuckte jedoch mit den Schultern. ,,Ich weiß nichts. Ich bin hier nur eine Angestellte."Sie stand vom Bett auf.
,,Wie heißen Sie überhaupt?", kam mir die Frage auf.
,,Claire", nannte sie mir ihren Namen, während sie sich zu dem schwarzen Teil beugte.
,,Außerdem kannst du mich ruhig duzen. Ich bin es nicht gewohnt, gesiezt zu werden."Ich stand vom Bett auf und sah ihr zu, wie sie den Reißverschluss des schwarzen Stoffes öffnete.
Mit einem abwartenden Blick sah ich hin.Etwas beige farbendes erschien aus dem schwarzen Stoff.
Claire griff nach dem Teil und hob es hoch.
Jetzt konnte ich deutlich erkennen was es war.
Ein Kleid.Verwirrt schaute ich zu Claire.
,,Was ist denn das?"
Sie sah mich an, dann huschte ihr Blick wieder zum Kleid.
,,Findest du es schön?"
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Also die Farbe ist schön. Insgesamt sieht es auch nicht schlecht aus.", gab ich zu.Sie kam mit dem Ding zu mir.
Es hatte dünne Träger und der Rücken war offen.
,,Ich hab immernoch nicht verstanden, was genau das jetzt ist.", meinte ich.
Claire sah mich an. Dann legte sie seufzend das Kleid auf das Bett.,,Das musst du anziehen, Sydney."
Verdutzt sah ich sie an, bis ich dann anfing zu lachen. ,,Ich? Warum soll ich das anziehen? Das würde mir nicht mal stehen."
Claires mitleidiges Gesichtsausdruck änderte sich jedoch nicht. Das brachte mich zum Verstummen.
,,Ich soll das wirklich anziehen?"
Sie nickte langsam.
,,Und warum genau, wenn ich fragen darf?" Das ganze war mir nicht geheuer.Sie blieb still.
,,Claire, sag doch was."
,,Ich weiß es nicht, mein Kind. Du sollst es anziehen."
Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich ziehe das ganz sicher nicht an."Fast schon flehend sah sie mich an. ,,Sydney, mach es bevor du bestraft wirst."
,,Wer will denn dass ich es anziehe."
,,Der Boss."
Ich schluckte. Der Boss also. Ja, was hatte ich auch erwartet.
,,Es wird gleich jemand kommen, um dir das Make-Up zu machen."Noch bevor ich was sagen konnte verschwand sie aus dem Zimmer.
Fremd sah ich das Ding an. Qualvoll seufzte ich auf.
Warum sollte ich das jetzt bitte anziehen?
Mir kamen Tränen auf.Zum weiteren Mal wurde die Tür geöffnet und eine etwas jüngere Frau als die andere kam rein.
Einen Moment blickten wir uns einfach entgegen. Dann lief sie auf mich zu oder eher auf das Bett und griff nach der Kosmetiktasche.
,,Dann fangen wir mal an.", meinte sie und öffnete den Reißverschluss.Jetzt sah ich den Inhalt. Es waren MakeUp drin zu finden.
,,Können wir das nicht einfach lassen?", fragte ich mit glasigen Augen.
Verständnislos sah sie mich an. ,,Nein, können wir nicht. Mir wurde dieses Befehl erteilt. Also werde ich das machen. Und es wäre schön, wenn du mich nicht anstrengst."
Sie war eindeutig nicht so nett wie Claire.Und irgendwas lief hier gerade falsch.
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...