Matteo:
Wir saßen alle gemeinsam am Frühstückstisch. Dass wir wirklich alle immer gemeinsam am Tisch saßen war wirklich selten der Fall.
Mein Vater war zwar öfter zu Hause. Aber entweder fehlte Diego oder ich.
Und Alex war fast nie da, so wie jetzt auch.,,Diego, kümmer dich heute noch um den Transport", sagte mein Vater. Diego nickte mit vollem Mund.
Dann sah mein Vater zu mir.
,,Was willst du mit dem Mädchen machen?"
Ich sah ihn fragend an. ,,Was heißt das jetzt? Sie bleibt hier. Hab ich dir schon mal gesagt."Er legte die Gabel zur Seite.
,,Matteo, ich merke dir an, dass sie andauernd in deinem Kopf rumschwirrt."
,,Von welchem Mädchen redet ihr?", mischte sich jetzt Elena ein. Auch meine Mutter schien sichtlich verwirrt.
,,Von dem Mädchen, das Matteo ins Lager gebracht hat.", erklärte Diego vorwürfig.,,Was sollte ich machen!?", wurde ich laut.
,,Einfach wegschicken. Oder umbringen. Sie hindert dich daran, dass du mal logisch nachdenken und deiner Sache nachgehen kannst, hijo!", äußerte mein Vater.
,,Ich bitte euch, ich will kein Streit am Tisch.", tadelte meine Mutter.,,Hast du das gemacht, als du meine Mutter entführt hast?", fragte ich mein Vater provozierend.
,,Das ist was anderes, Matteo. Ich habe sie geliebt.", gab er zurück und sah dabei kurz zu meiner Mutter.
,,Na und-"
,,Außerdem hab ich sie nicht hergebracht, weil ich sie im Taxi gefunden hab.", machte er weiter.,,Ach ja stimmt", meinte ich und überlegte kurz.
,,Da seid ihr ja davor auf was nähereres eingegangen.", setzte ich dazu.
Elena prustete auf der Stelle los, Diego klopfte mir lachend auf die Schulter und meine Mutter lief rot an.
Mein Vater dagegen blieb hart. Aber ihm war das auch unangenehm. Das merkte ich.Siegesgewiss warf ich mir eine Gurke in den Mund.
,,Matteo, beherrsch dich!", sprach meine Mutter aus.
Ich hob die Hände. ,,Ich hab ja nichts gesagt. Ihr dürft gerne das machen was ihr wollt."
Jetzt konnte ich mich auch nicht mehr halten und stimmte dem Lachen meiner Geschwister zu.,,Okay, es reicht.", unterbrach uns mein Vater.
Sobald wir uns beruhigt hatten ergriff meine Schwester wieder das Wort.
,,Papá?", fing sie an und zog dabei das letzte a in die Länge. Okay, sie wollte eindeutig was.
,,Ja?", fragte er sie mit vollem Mund.
,,Ich muss einkaufen. Kann ich heute gehen?",,Nein", kam es synchron von Diego und mir.
Elena sah uns finster an. ,,Ich hab nicht euch gefragt."
,,Trotzdem nein.", behauptete Diego.Mein Vater schlug ihm auf den Hinterkopf.
,,Sie hat mich gefragt."
Diego rieb sich den Hinterkopf.
Dann wandte mein Vater sich an meine Schwester. ,,Klar darfst du."
Jetzt mischte ich mich ein.
,,Nein darf sie nicht."
Ich drehte mich zu ihr.
,,Ich weiß doch dass du dich mit Jungs treffen willst. Das kannst du glatt vergessen.",,Ach, aber unter einer Bedingung können wir dir das erlauben", sagte nun Diego.
,,Zwei Männer werden dich begleiten und sie werden stets mit dir sein. Wenn es sein muss nimmst du sie mit in die Anprobekabine."Empört hob sie ihre Augenbrauen.
,,Papá, sag was!"
,,Tienen razón, Elena. Ich werde zwei Männer zustellen."
Provokant grinste wir ihr zu.
Finster sah sie uns an und widmete sich dann wieder ihrem Teller zu.
Als großen Bruder musste man natürlich ein Auge auf die kleine Schwester haben.Nach dem Essen stand ich eilig auf.
,,Wohin gehst du?", wollte Diego wissen.
,,Ins Lager."
,,Kannst du Alex sagen, dass er mir die Daten überreichen soll?"
Schnell nickte ich. Dann zwinkerte ich meiner Schwester zu und lief aus dem Wohnzimmer.●●●
Sydney:Da ich immernoch Schmerzen hatte und das Frühstück das mir Claire gebracht hatte abgewiesen hatte, hatte sie mit gesagt, dass sie für mich ein warmes Bad vorbereiten würde.
Erst hatte ich mich geweigert und wollte sowas nicht.
Ich meine, ich wurde hier gefangen gehalten, von einer Mafia. Da konnte ich doch nicht einfach in der Badewanne rumliegen und mein Leben genießen.Sie hatte aber darauf bestanden und es doch vorbereitet. Also wollte ich sie nicht kränken und hatte es ungewollt angenommen.
Jetzt saß ich schon seit gefühlten Ewigkeiten im schaumbedeckten Wasser, das inmernoch angenehm warm war und meine Hände schon ganz schrumpelig gemacht hatte.Ich hatte meine Augen geschlossen und war mit den Gedanken ganz weit weg.
Erst hatte ich wieder an Bella und Liam gedacht. Dann war mir Amelia in den Sinn gekommen. Und jetzt dachte ich über meine wahren Eltern nach.Warum wurde ich weggeben?
Warum wollten sie mich nicht?
Irgendein Grund musste es doch haben.
Hatte ich vielleicht Geschwister?
Wurden sie auch so wie ich weggeben?
Wa-Plötzlich hörte ich ein Schlag.
Erschrocken riss ich die Augen auf.
Und dann riss ich meine Augen noch weiter auf und tauchte vor Schreck fast unter.An der Badezimmertür stand Matteo. Der Schlag war von der Tür gekommen, die gegen die Wand geknallt war.
,,Was machst du!", rief ich hektisch.
Er nahm seine Hand von der Tür und verschränkte sie vor der Brust.
Gott sei Dank war die Oberfläche bedeckt mit Schaum.
Ich saß nackt im Wasser!,,Willst du vielleicht mal raus gehen?", meinte ich schnell.
Man, war das gerade unangenehm!
,,Bist du nackt?", wollte er wissen.War das gerade sein ernst?!
,,Nein, ich liege angezogen im Wasser!", spottete ich.
,,Dann kann ich ja bleiben.", meinte er und schloss die Tür.
Ich riss die Augen auf.
,,Ich bin nackt! Geh jetzt raus!"
Er kam ein paar Schritte auf mich zu.
,,Ich entscheide selber ob ich rausgehe oder nicht.",,Matteo! Geh! Außerdem konntest du anklopfen anstatt reinzuplatzen!"
,,Ich hab angeklopft. Wenn du nicht antwortest platze ich eben rein.", sagte er und kam noch ein Schritt auf mich zu.Das ganze war mir sichtlich unwohl.
Ich lag hier nackt im Wasser, zum verdammten tausendsten Mal!
Das einzige das mich vor Matteo schützte war der Schaum.
Und ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, aus Angst dass man etwas sehen könnte.,,Du brauchst dich nicht zu verkrampfen. Ich sehe sowieso nichts.", äußerte er.
Ich fasse es nicht!
,,Es wäre trotzdem nett, wenn du gehst.", entgegnete ich.
Jetzt stand er direkt an der Badewanne.
Ich sah zu ihm hoch.
Höchstwahrscheinlich war ich schon rot angelaufen.Langsam bewegte ich meinen rechten Arm im Wasser und schlang sie genau so langsam um meinen Körper. Der andere Arm war ja im Verband gewickelt und hing deswegen aus dem Wasser.
Vielleicht konnte er ja meine Brust von dort aus sehen.
,,Du kannst beruhigt sein. Ich sehe nichts.", versicherte er mir nochmal.
Er klang nicht so hart und kalt wie immer.,,Trotzdem", murmelte ich.
Sollte er jetzt endlich gehen.
,,Wovor hast du Angst?"
,,Dass du mich vielleicht siehst!?"
Das war aber nicht das einzige. Ich hatte jetzt gerade auch davor Angst, dass er mir was antun würde. Nicht im Sinne von belästigen sondern wehtun. Er hatte es schon lange nicht mehr gemacht aber trotzdem hatte ich jetzt Angst davor.,,Ich werde dir schon nichts tun", sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Dann sah er meine Hand an, die am Rand der Badewanne lag.
Er griff nach meinen Fingern.
,,Du solltest auch mal raus aus dem Wasser."Endlich drehte er sich um und verließ das Bad.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich nicht richtig geatmet hatte.
Benommen sah ich auf das Wasser.Was war das jetzt gewesen?
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...