Erschöpft betrat ich gegen Nachmittag das Motel. Es sah alt aus und sehr frisch roch es auch nicht. Aber ich würde für eine Nacht schon klar kommen.
Ich begrüßte die Frau an der Rezeption. Sie nickte mir knapp zu.
,,Wie viel kostet eine Nacht?", wollte ich wissen.
,,90$", kam es aus ihrem Mund.
Ich nickte und legte dann mein Ausweis hin, genauso wie das Geld.
Sie tippte mehrere Sachen ein, und gab mir dann schließlich ein Zimmerschlüssel.
,,Zimmer 94, erster Stock rechts.", gab sie mir Bescheid.
Dankend verabschiedete ich mich und lief dann die Treppen hoch.
Mein Koffer zog ich mit.An der richtigen Tür angelangt schloss ich auf. Kurz klemmte es, dann ließ sich das Zimmer öffnen.
Ich sah mich um. Direkt links ging es ins Bad und direkt gegenüber der Tür war das Bett. Außerdem gab es noch einen kleinen Schrank und ein Tisch mit einem Stuhl davor.
Der Fernseher war über dem Tisch angebracht.Seufzend schloss ich die Tür.
Es ähnelte meinem Zimmer kein bisschen. Aber ich vermisste es auch nicht.
Ich stellte mein Koffer in einer Ecke ab.
Ich würde erstmal duschen. Das war klar.
Ohne länger zu überlegen schnappte ich mir das Handtuch auf dem Bett, holte noch frische Kleidung und ging in die Dusche.Sofort entledigt ich mich und ließ das lauwarme Wasser auf mich herabprasseln.
Mit dem Shampoo und Duschgel, das mir angeboten wurde seifte ich mich ein. Und keine 30 Minuten später verließ ich wieder die Dusche.Fertig angezogen setzte ich mich auf das Bett.
Es war wirklich sehr komisch, schon seit etwa 10 Stunden meinen Namen nicht gehört zu haben. Keine nervigen Stimmen, die mich riefen oder die mir etwas befahlen.Ich nahm mein Handy in die Hand.
Ich hatte jetzt eine neue Sim Karte. Ich könnte eigentlich Bella anrufen.
Sie würde es für sich behalten, dass ich eine neue Nummer hatte, ich vertraute ihr.
Aber eine Sache hinderte mich daran, sie anzurufen.
Ich hatte sie einfach verlassen. Ohne ein Abschied. Mit welchem Gesicht sollte ich jetzt bei ihr anrufen.Aber ich hatte ihr ja versprochen gehabt, dass wir trotzdem in Kontakt bleiben würden.
Also entschied ich mich doch dazu.
Schnell tippte ich ihre Nummer ein und nach kurzem Zögern hatte ich schon auf Anruf gedrückt.Es tutete mehrmals, dann ertönte ihre Stimme.
,,Hallo?", kam es fragwürdig aus ihr.
,,Hey", gab ich leise von mir.
,,Wer hat mich angerufen?'', war ihre nächste Frage.
,,Bella, ich bin's", sagte ich mit belegter Stimme.
,,Du? Warte... Sydney bist du es?"
,,Ja, ich bin's, Bella."
,,Du bist es wirklich?! Oh mein Gott!"Und schon hörte ich sie schluchzen.
,,Wie bist du von einem Tag aufs andere einfach verschwunden? Wie konntest du mir das antun?"
,,Es tut mir wirklich leid, Bella. Ich fühl mich deswegen auch wirklich schrecklich."
,,Warte, kann ich dich über Video anrufen, damit ich dich wenigstens sehe?"
,,Würde gehen", stimmte ich zu.
Und schon hatte sie zum Videoanruf gewechselt.Direkt blickte ich in ihr veheultes Gesicht.
,,Endlich sehe ich dich wieder", schluchzte sie.
,,Wo bist du?"
,,In Houston", beantwortete ich ihre Frage.
,,So weit? Weißt du wie ich durchgedreht bin, als ich die Nachricht von dir erhalten hab? Und erreichen konnte ich dich auch nicht mehr."
,,Ich hab meine alte Sim weggeschmissen.", beichtete ich.
,,Warum?"
,,Damit sie mich nicht finden können."
,,Weißt du was hier los war, nach deiner Flucht?"
,,Was denn?", fragte ich neugierig.,,Deine Eltern waren bei uns. Sie haben wie verrückt an der Tür gehämmert und als meine Mutter aufgemacht hat haben sie gesagt, dass sie mit dir rausrücken soll. Meiner Mutter haben sie nur wiederwillig geglaubt, dass du nicht bei uns bist.
Und vorhin hat Liam angerufen. Bei ihnen wären sie auch gewesen."
,,Sie suchen also nach mir", murmelte ich.
Bella nickte.,,Sollen sie doch. Das sollten sie früher überlegen, bevor sie mich so behandelt haben."
Bella zuckte mit den Schultern und schniefte.
,,Bella, sag aber niemandem, dass du mit mir telefoniert hast", sagte ich.
Sie sah mich an, bis sie schließlich nickte.
,,Wie lange wirst du weg sein?", fragte sie mich.
,,Für immer eigentlich", erklärte ich.
,,Für immer!? Das kannst du mir nicht antun. Außerdem, wie willst du alleine zurecht kommen? Sydney, ich bitte dich, lass den Scheiß und komm wieder her."Hektisch schüttelte ich den Kopf.
,,Vergiss es. Wenn ich jetzt wieder zurückkomme werden mich meine Eltern lebendig aufessen. Und außerdem hab ich mich für diesen Weg entschieden. Da gibt es kein Zurück mehr."
Bella seufzte, sagte jedoch nichts mehr dazu.,,Sollen wir so langsam zu machen? Ich verspreche dir, ich werde dich morgen wieder anrufen.
Mit Tränen in den Augen nickte meine Freundin.
,,Gut, dann ruf ich noch kurz Liam an.", informierte ich sie.
,,Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.", erklärte sie.
,,Warum denn?"
,,Weil er mir gesagt hat, dass er sofort die Polizei alarmieren wird, wenn er was von dir hört."Ich schluckte. Dann nickte ich. ,,Dann muss ich eben darauf verzichten."
Noch eine Ewigkeit sahen wir uns einfach entgegen. Dann legten wir auf.Seufzend legte ich das Handy weg und starrte einfach die Wand an.
Ich fühlte mich so einsam. Nicht weil meine Eltern nicht da waren, auf die könnte ich ein lebenslang verzichten.
Sondern weil meine Schwester mir fehlte und noch dazu meine zwei besten Freunde.Wie sollte ich ein neues Leben ohne sie anfangen? Vielleicht hätte ich doch ein wenig länger über die Flucht nachdenken sollen. Vielleicht wäre ich dann auf den Entschluss gekommen, dass die Idee absurd war.
Ich schüttelte leicht den Kopf, als wollte ich die Gedanken rauswerfen.Abendessen bot das Motel nicht an. Ich musste also raus, um was zu essen. Aber mir war der Appetit vergangen, als ich vorhin mit Bella geredet hatte. Und jetzt war noch meine Schwester in den Sinn gekommen. Wer weiß in was für einem Zustand sie war.
Schon seit Minuten starrte ich einfach die Wand vor mir an, bis ich zu mir kam.
Ich musste schnellstmöglich eine Arbeit finden, Geld verdienen und dann in eine ordentliche Wohnung einziehen.
Zwar hatte ich nur für eine Nacht gebucht. Aber ich glaube die zweite Nacht musste ich auch hier verbringen. Wenn nicht sogar die dritte.
Und jeden Tag 90$ für eine Nacht würde dann irgendwann doch zu teuer werden.Hey an alle Leser,
Ich hoffe meine Geschichte kommt gut bei euch an und ihr lest es gerne.
Ich würde mich über votes und Kommentare freuen.
Das motiviert mich wirklich sehr, da ich somit dann weiß, dass euch die Geschichte gefällt.😊Macht's gut.
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Gib mir deine Seele
ChickLitFlucht für ein besseres Leben? Ohne Eltern, die einen erniedrigen? Das ist Sydneys Ziel. Ein freies, sorgloses, elternloses Leben. Nur deswegen entscheidet sie sich sogar, ihre zwei besten Freunde loszulassen und ihre kleine Schwester zu verlassen. ...