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Ich betrat die Villa und lief direkt ins Wohnzimmer, gefolgt von Diego.
Elena saß dort auf der Couch.
Als sie uns sah stand sie eilig auf.
Mit großen Augen starrte sie uns an.
,,Was ist?", fragte ich sie.
,,Wo ist sie?", hauchte sie schließlich.

Diego runzelte die Stirn.
,,Habt ihr sie nicht gerettet? Wo ist sie!", wurde sie laut.
,,Doch wir haben sie gerettet. Ich frag mich gerade nur, warum du so sehnsüchtig auf diese Antwort gewartet hast",meinte Diego.

Elena setzte sich ganz langsam auf die Couch.
,,Ich hatte ihre Angst gesehen, als sie an mir vorbeigelaufen war. Es war deutlich zu sehen gewesen, dass sie da nicht hin wollte. Außerdem... Außerdem... war ich selber bei ihm. Er ist dreckig, er ist eklig, er.."
Ihre Stimme zitterte. Sie bekam feuchte Augen.

Ich setzte mich seufzend zu ihr.
,,Ich verstehe deine Sorge", meinte ich leise und drückte sie an mich.
Sie löste sich von meinem Griff und sah mich an.
,,Ihr habt sie gerettet."
Ich nickte.

Sie stand auf.
,,Ich will sie sehen. Ich will dieses Mädchen sehen."
Diego kratzte sich am Nacken.
,,Vielleicht später", sagte er schließlich.
,,Nein", wurde meine Schwester laut.
,,Ich will sie jetzt sehen."

Ich stand auf und legte meine Hände auf ihre Schulter.
,,Elena, sie liegt gerade in der Klinik. Es wird eine Weile dauern bis du sie sehen kannst."
Elenas Augen weiteten sich kaum merklich.
,,W... was heißt das? Was hat sie?"
Ich seufzte auf und drehte mich um.
,,Drogenintus."

Meine Schwester keuchte auf und legte ihre Hand vor den Mund. Dann sah ich Wut in ihren Augen.
,,Ihr seid alle so eklig! Ihr Mafiosos seid alle eklig! Warum habt ihr andauernd das Bedürfnis, andere Menschen zu zerstören! Ich verstehe euch einfach nicht!", schrie sie uns an.

Mein Blick verfinsterte sich.
,,Elena, vergiss nicht, dass du auch in dieser Mafia steckst."
Sie wischte energisch ihre Tränen weg.
,,Dieses Leben hab ich mir nicht ausgesucht! Nicht nur Fernando sondern auch ihr seid dreckig!"

Diego ging auf sie zu.
,,Pass auf deine Worte auf. Deine Brüder und dein Vater stecken in der Mafia. Red gefälligst richtig über uns!"
Meine Schwester schloss die Augen.
Ihre Unterlippe zitterte.

,,Was ist hier los?", hörte ich aprubt meine Mutter fragen, die jetzt ins Wohnzimmer kam.
Elena schluchzte auf. Dann verschwand sie eilig aus dem Wohnzimmer.

Meine Mutter kam fragend auf uns zu.
,,Was habt ihr mit ihr gemacht?", fragte sie auffordernd und setzte sich hin.
Diego machte eine abwertende Bewegung.
,,Wir haben nichts gemacht. Sie hat angefangen, schlecht über die Mafia zu reden, als sie erfahren hat, was mit Sydney passiert ist."
Meine Mutter machte kurz ein fragliches Gesicht.
,,Achso, Sydney", sagte sie schließlich.
,,Was ist denn mit ihr?"

Ich setzte mich hin und lehnte mich zurück.
,,Sie hat Drogen zugespritzt bekommen. Aber sie wird behandelt. Keine Sorge.", meinte ich.
Meine Mutter machte eine besorgte Mine.
,,Die Arme", murmelte sie schließlich.
Dann sah sie mich an. Ganz langsam bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Fragend sah ich sie an.

Sie winkte jedoch nur ab und verschwand ebenfalls aus dem Wohnzimmer.
Keine zwei Sekunden später folgte ich ihr und lief in mein Zimmer.
Ich holte meine Waffe aus dem Gurt und legte es auf dem Tisch ab.

Ich holte mir eine Zigarette und trat auf das Balkon.
Meine Gedanken schwirrten andauernd um Sydney.
Warum bekam ich sie nicht aus dem Kopf?
Sie lag im Krankenhaus, Okay.
Ich hatte sie geholt, Okay.
Warum dachte ich immernoch an sie?

Seufzend zog ich an der Zigarre.
Sie war anders, irgendwie.
Keine Ahnung wie ich das meinte, aber sie war anders.
Wenn ich mal so zurück dachte, wie ich sie, in kennengelernt hatte, dann...
Ach, ich wusste doch selber nicht was ich dachte.

Am Anfang hab ich sie nervig gefunden, nichtsnützig, viel zu schüchtern, überflüssig. Ich könnte jetzt eine Menge aufzählen.
Doch mit der Zeit hatte ich gemerkt, dass sie nicht so war. Ganz und gar nicht. Und ich war mir sogar sicher, dass sie so noch anders ist, als jetzt.
Wenn sie sich mir öffnen würde, war ich mir sicher, dass sie viel gesprächiger, fröhlicher, freudiger ist.

Ich schüttelte genervt den Kopf. An was für Zeugs dachte ich wieder!?
Sie lag jetzt im Krankenhaus. Punkt.
Ich musste jetzt nicht an sie denken.

Ich schmiss die fertige Zigarette weg und warf mich aufs Bett.
Eigentlich wollte ich nach dem Krankenhausbesuch Fernando ordentlich zur Rede stellen.
Aber erstens hatte ich nicht wirklich den Nerv dazu und zweitens hatte sich mein Vater schon darum gekümmert.

Wir hatten jetzt Fernando.
Wenn aber sein Sohn davon erfahren würde würde er direkt auf uns losstürmen.
Und er würde es erfahren.
Die Frage war nur, wann.
Diaz und Garcia hatten mir als Feind völlig gereicht. Jetzt mussten wir noch mit Fernando unsere Zeit vergeuden.

,,Wegen dir, Sydney", murmelte ich.

Mein Handy klingelte. Ich ging ran.
,,Ja?", fragte ich rein.
,,Boss, Sie wollten ja dass ich sie über das Mädchen informiere",sprach er rein.
Ich hatte vorhin jemand anderes geschickt und Isak abgelöst.
,,Ja. Was gibt's für Neues?", wollte ich wissen.
,,Boss, Sie müssen darüber entscheiden, ob sie ein Drogenentzug unter Narkose oder ohne Narkose machen sollen."

Ich runzelte die Stirn. Die Ärzte könnten das wohl selber entscheiden.
,,Ohne Narkose", hörte ich mich schließlich sagen. Keine Ahnung warum.
,,Okay, Boss. Dann können Sie damit rechnen, dass sie die nächste Zeit aufwachen kann.",
,,Okay", sagte ich nur und legte auf.

Beim Abendessen war Elena immernoch schlecht gelaunt. Sie stocherte nur in ihrem Essen rum.
,,Elena, warum isst du nicht?", fragte meine Mutter.
Sie zuckte nur mit den Schultern.
Diego seufzte auf.
,,Ach, lass sie Mamá. Soll sie halt nicht essen. Ich hab noch Platz für ihren Teller."
Elena funkelte ihn sauer an und wollte gerade was sagen. Aber meine Mutter ging dazwischen.

,,Ich will kein Geschwisterstreit. Ihr versteht euch doch immer so gut. Da müsst ihr jetzt nicht wegen Kleinigkeiten miteinander streiten."
,,Von wegen Kleinigkeit", spottete Elena und schob ihren Stuhl zurück. Dann verließ sie das Esszimmer.

Ich stand ebenfalls auf und gab meiner Mutter ein Stirnkuss.
,,Ich muss jetzt gehen. Und Diego, vergiss nicht, dass Papá auf dich wartet."
Dann verließ ich eilig das Haus.

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