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Mit der Zeit quälte mich der Hunger.
Zuerst hatte ich darauf gewartet, dass mir jemand das Essen brachte. Aber dann war mir Matteos Satz eingefallen.

Und weil ich langsam wirklich nicht mehr warten konnte entschied ich mich dazu, selber aus dem Zimmer zu gehen.
Ich öffnete zögernd die Zimmertür und trat in den Flur.
Sofort sahen mich mehrere Augenpaare an.

Matteo hatte eindeutig nicht gelogen als er von vielen Männern gesprochen hatte. Es waren fünf Männer die hier rumstanden. Und weiter hinten im Gang konnte ich auch noch welche ausmachen.

Ich sah zu dem Security neben mir hoch.
,,Wo ist die Küche?", fragte ich leise.
Es war Mir irgendwie unangenehm von so vielen Muskelprotzen angesehen zu werden.
Der Mann brummte etwas, dann deutete er mit der Hand, dass ich loslaufen sollte und kam mir dann nach.

Er führte mich den Gang ewig bis hinten und dort die Treppen runter.
Weitere Männer standen hier rum und ich fragte mich, ob ihnen nicht langweilig war.

Der Mann deutete mir, dass ich die nächste Tür links nehmen sollte.
Sprechen war wohl nicht so seins.
Ich lief mit zügigen Schritten in die Richtung.
Als ich eintrat begrüßte mich eine große Küche, was mich erstaunen ließ.
Ich hätte nicht gedacht, dass hier die Küche so groß und modern wäre.

Ich lief auf die Theke zu.
,,Sydney?"
Ich drehte mich um und erblickte Claire am Türrahmen.
Verwirrt aber lächelnd blickte sie zu mir.
,,Ich hab Hunger.", meinte ich.

Sie lachte kurz.
,,Du darfst also aus dem Zimmer", vermutete sie.
Ich nickte und musste dabei selber lächeln.

,,Das Essen ist bereit", sagte sie und deutete auf den Herd.
Dann öffnete sie ein Schrank und reichte mir ein Teller.
,,Ich hab noch was zu erledigen. Ich verschwinde wieder", erklärte Claire.
,,Schon gut", meinte ich und öffnete den Deckel vom Topf.

War es nicht irgendwie komisch, dass ich in den Händen einer Mafia war und mir gerade was zu essen nahm? Es war irgendwie gruselig.

Ich wischte die Gedanken weg und füllte mein Teller, das ich auf dem Tisch ablegte.
Dann durchsuchte ich die Schubladen nach Besteck und setzte mich dann hungrig an den Tisch.

Still schluckte ich das Gericht runter.
Als ich fertig war wollte ich mein Geschirr wegräumen.
,,Ich mach das schon", stoppte mich eine Stimme.
Ich erblickte eine Frau  etwas jünger als Claire. Sie schien auch eine Bedienstete zu sein.
,,Passt schon. Ist ja nicht viel", winkte ich ab aber sie hatte mir das Geschirr schon aus der Hand genommen.
Dankend nickte ich ihr zu und verließ die Küche.

Auf dem Weg ins Zimmer stoppte mich der Gorilla an einer anderen Tür.
,,Der Boss will dich sehen.", sagte er auf meinen fragenden Blick.
Er klopfte an und schob mich dann mit einem Herein ins Zimmer.

Ich sah Matteo an seinem Tisch.
Er war aber nicht der einzige im Raum. Ein Mädchen saß auf der Couch, die jetzt aufsprang als sie mich sah. Stürmisch kam sie auf mich zu und umarmte mich.

Völlig überfordert mit der Situation stand ich einfach nur da.
Das Mädchen löste sich von mir. Ich sah in ihr Gesicht. Jetzt erkannte ich sie wieder. Sie war das Mädchen mit der man mich ausgetauscht hatte. Um genauer zu sein, Matteos Schwester. So wusste ich es.

,,Oh, ich hab mich ja nicht gar nicht vorgestellt. Elena. Und du musst Sydney sein." Ich nickte leicht und lächelte sie an.
,,Sie wollte dich sehen", hörte ich Matteos Stimme.
,,Warum?", fragte ich leise nach.

Elenas Blick wurde traurig.
,,Ich wollte von Anfang an nicht, dass du in seine Hände gerätst. Ich hatte die Angst in deinen Augen gesehen, als du an mir vorbeigelaufen bist... Ich... hab gehört was dir passiert ist. Wie geht es dir jetzt?
Geht es dir gut?", fragte sie mich.

,,Ja, mir geht es gut", meinte ich langsam.
Sie betrachtete mich von oben bis unten.
,,Sicher?"
Ich lächelte leicht. ,,Ja."

Sie war nett und sympathisch. Ich kannte sie zwar erst seit wenigen Minuten, aber sie war wirklich nett.

,,Elena, tienes qué ir", mischte sich Matteo in unser Gespräch ein.
Elena drehte sich zu ihrem Bruder.
,,¿Ella puede venir conmigo?"
Matteo runzelte die Stirn. ,,Wohin?"
,,Nach Hause."

Matteo stand von seinem Stuhl auf.
,,Warum fragst du mich das wenn du weißt, was die Antwort ist?"
Elena sah ihn bittend an.
,,Was ist denn daran so schlimm?", wollte sie wissen.

Ich stand einfach nur da.
Matteo schüttelte den Kopf.
,,Elena..." sein Blick fiel auf mich.
Dann zog er seine Schwester weg von mir und flüsterte ihr etwas zu.
Kurz darauf seufzte seine Schwester auf.

So bisschen hatte ich verstanden um was es ging. Elena hatte Matteo um Erlaubnis gefragt, mich auch noch nach Hause zu nehmen. Was sie jetzt gerade besprachen wusste ich nicht.

,,Ich muss jetzt gehen", sagte Elena schließlich zu mir und umarmte mich noch einmal.
,,Behandelt er dich gut?", flüsterte sie mir dabei ins Ohr.
Abwartend sah sie mich an.
Ich musste schmunzeln. Dann nickte ich.
Es war doch keine Lüge, oder? Zurzeit tat er mir wirklich nichts.

Elena nickte zufrieden.
,,Das finde ich gut."
Dann verabschiedete sie sich noch einmal und ging aus dem Zimmer.

,,Darf ich auch gehen?", fragte ich Matteo.
Er verdeutlichte ein Nein mit den Augenbrauen und kam auf mich zu.
,,Warum bin ich hier? Ich habe keine Sehnsucht nach dir", erwähnte ich.
Ich versuchte ruhig zu bleiben. Doch mit jedem Schritt den er auf mich zukam wurde ich hibbeliger.

Ich suchte etwas anderes auf das ich mich konzentrieren konnte.
Seine Tätowierungen, genau.
Sein ganzer linker Arm war tätowiert und es stand ihm sowas von gut!

Nein! Stopp! Ich sollte mich wohl auf was anderes konzentrieren.

Zwischen meinen absurden Gedanken merkte ich garnicht, dass Matteo direkt vor mir stand.
,,Wusstest du dass du schöne Augen hast?", hörte ich ihn aprubt sagen.
Perplex blinzelte ich.
Dann lachte ich auf.
,,Ich hab ganz normale Augen. Einfach so braun wie jeder. Da ist nichts besonderes."
Ich blickte ihn an.
,,Eher kannst du dich glücklich schätzen, dass du grüne Augen hast.", fügte ich hinzu.

Matteos Mundwinkel zuckten nach oben.
,,Du achtest also darauf?"
,,Auf was?", fragte ich ahnungslos.
,,Auf meine Augenfarbe."
Ich sah schnell weg. Ich merkte, wie meine Wangen leichte Farbe annahmen.
Dann räusperte ich mich jedoch schnell.
,,Man muss gar nicht darauf achten. Das sieht man doch direkt, wenn man mit dir spricht."

Matteo zuckte mit den Schultern und wandte sich von mir ab.
,,Das fällt nicht jedem auf.", sagte er schließlich, während er sich an den Tisch setzte.
Was wollte er mir jetzt damit sagen?
Dass ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte?
Sehr witzig!

Oder auch nicht.

,,Kann ich jetzt gehen?", wollte ich wissen.
Er nickte und deutete zur Tür, aus dem ich eilig verschwand.

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