Kapitel 183

301 31 4
                                    

Hyungjins Sicht:

Fröhlich sitzt Yuna vor mir und verschlingt ihren McFlurry, während sie die Leute im Park beobachtet. Wir haben uns auf die Wiese gesetzt, da alle Bänke schon besetzt waren. Ich trinke von meinem Milchshake und genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu, sodass es bei Sonnenuntergang etwas kühler wird. Yuna hat ihren Pullover über ihre Beine gestülpt und ihren Zopf etwas gerichtet, damit sie wie ein normaler Mensch aussieht.

"Wo ist eigentlich Ethan?", fragt sie mich, jedoch gilt ihre Aufmerksamkeit ihrem Eis.

"Der ist zuhause. Er unternimmt etwas mit seiner Familie", antworte ich und beobachte sie dabei, wie sie ihr Eis schnell umrührt.

"Ah, verstehe... In den letzten Tagen habt ihr euch kaum außerhalb der Schule gesehen, oder?", nickt sie und sieht mir traurig ins Gesicht.

"Nein, irgendwie nicht. Aber ich finde das persönlich nicht so schlimm", sage ich und zucke mit den Schultern.

"Wirklich? Vielleicht habe ich noch meine rosarote Brille auf, weil ich die ganze Zeit bei Yeesul sein könnte. Sie ist einfach viel zu süß", lächelt sie in sich hinein und wird ganz rot um die Wangen, was mich selbst zum Lächeln bringt.

"Du bist ja ganz verknallt. Das ist ja knuffig", lache ich vergnügt.

"Ach, hör schon auf. Sie ist so hübsch. Wie kann man sich nicht verlieben?", murmelt Yuna beschämt.

"Das stimmt. Also sie ist wirklich hübsch, aber ich verliebe mich eher in den Charakter als in das Aussehen. Wenn der Charakter nicht stimmt, ist selbst die schönste Person der Welt potthässlich", erwidere ich grübelnd und verziehe das Gesicht bei manchen Gestalten, die es gibt.

Nickend stimmt sie mir zu und isst ihr Eis weiter, das sie eben zur Perfektion gerührt hat. Ich senke meinen Kopf etwas und schaue auf meine helle Jeanshose, die höchstwahrscheinlich durch den Rasen ein paar grüne Verfärbungen erleiden wird. Ich ziehe die Ärmel von meinem grauen Hoodie zurecht und sehe Yuna wieder an, der Eis am rechten Mundwinkel runterläuft. Ich beuge mich zu ihr vor und wische mit meinem Daumen über die Stelle, weswegen sie mich erst irritiert anschaut. Aber als ich meinen Daumen an ihrem schwarzen Pullover abwische, starrt sie mich entgeistert an.

"Dein Ernst?", fragt sie mich und hebt eine Augenbraue an.

"Ich leck das doch nicht ab. Sehe ich etwa so aus? Ist ja ekelhaft", verteidige ich mich direkt und sie beginnt zu lachen.

"Das wäre voll die süße Szene in einem Liebesroman von Juhee, aber du musst natürlich reinscheißen", sagt sie belustigt und stopft sich einen Löffel Eis in den Mund dabei.

"Wir sind hier in keinem ihrer Bücher. Da würden die Charaktere gegenseitig ihr Blut trinken", gebe ich angeekelt von mir.

Yuna kichert bei meiner Reaktion und legt den leeren Eisbecher neben sich auf die Wiese, bevor sie sich mit dem Handrücken über den Mund wischt. Sie trägt eine schwarze Leggings, an der schon mehrere Grashalme kleben, weil sie im Schneidersitz auf dem Rasen sitzt.

"Ihre Bücher sind manchmal echt verstörend. Ich finde es aber echt lieb von dir, dass du freiwillig das Gespräch mit Sunoo gesucht hast. Immerhin passen die Beiden wie die Faust aufs Auge", meint Yuna und grinst mich entzückt an.

"Sunoo ist der einzige Mann auf dieser Welt, der Juhee mit all ihren komischen Hobbys und Verhaltensweisen mit seinem ganzen Herzen lieben kann. Ich hätte es nicht verkraftet, dass sie wegen Jae und mir allein sterben muss. Ich musste sie aus ihrer Einsamkeit retten", entgegne ich und bin selbst echt froh darüber, dass sie wieder zueinander gefunden haben.

"Deine Einsamkeit hat aber auch ein Ende gefunden und man merkt dir das auch an. Du bist viel glücklicher. Du wirkst wie ein komplett anderer Mensch", lächelt sie mich lieb an und zieht ihre Schienbeine an ihre Brust, um diese zu umarmen und ihren Kopf auf ihren Knien abzustützen.

"Dir gefällt es wohl, dass ich mich geändert habe. Du hast dich aber auch verändert. Ich fand dich nämlich zum Verrecken nervtötend", grinse ich Yuna schief an und lehne mich etwas vor, um ihr in die Wange zu kneifen.

"Ja, nachdem ich mit meiner Mutter endlich mal richtig über die letzten Jahre gesprochen habe, ist dieser innere Sturm in mir verschwunden. Wir unternehmen zwar nicht viel, aber ich bin so froh, dass sie wieder in meinem Leben ist. Taehyung und Jeongguk werde ich für immer als meine Väter sehen und ihnen einfach für alles dankbar sein. Ich muss mir nicht mehr den Kopf zerbrechen", erzählt sie mir und schmunzelt etwas.

"Ich beneide dich ein wenig, weißt du? Ich habe gar keine Familie", gestehe ich ihr, wodurch sie mich überrascht anschaut und den Kopf schüttelt.

"So darfst du gar nicht denken. Wir sind jetzt eine Familie. Jeder liebt dich vom ganzen Herzen, sonst würdest du gar nicht bei Nuri und Jongdae wohnen. Jeongguk hätte es auch nicht zugelassen, dass jemand in sein altes Kinderzimmer zieht, wenn du nicht derjenige wärst. Du hast eine Familie. Auch, wenn du das noch nicht glauben kannst", möchte sie mir vermitteln und schaut mich ernst an.

Meine Wangen fangen an zu brennen und ich starre sie bloß stumm an, während mir die Worte fehlen. In meinen Augen bilden sich Tränen, gegen die ich sofort ankämpfe, weil sie direkt zu meinem Herzen gesprochen hat. Yuna merkt, dass sie mich emotional total aufgewühlt hat, sodass sie ihre Lippen zu einem sanften Lächeln formt und mir auf den Oberschenkel klopft.

Nach wenigen Sekunden klingelt mein Handy, sodass ich mich von ihr abwende und es aus meiner Hosentasche hole. Jaemins hässliches Gesicht leuchtet auf dem Bildschirm auf, woraufhin ich den Anruf annehme.

"H-Hallo?", stammle ich etwas unbeholfen.

"Sag mal, Hyungjin. Willst du meinen Eltern und mir einen Herzinfarkt bereiten? Ich komme nach Hause und finde dich nirgendwo. Wo bist du und wann kommst du, junger Mann?", meckert er wie ein alter Opa los und ist völlig aufgebracht.

"Ich bin mit Yuna im Park. Wir laufen auch gleich zurück nach Hause", antworte ich und kann mein Lächeln nicht unterdrücken, als Yuna mit ihren Augenbrauen wackelt, da sie tatsächlich Recht hatte.

"Mit Yuna? Seid ihr auf einmal beste Freunde geworden, oder wie soll ich das verstehen? Ersetzt du mich etwa mit ihr?", fängt er an zu schmollen.

"Niemand könnte DICH ersetzen, Jaemin. Versprochen", schmiere ich ihm schön Honig ums Maul.

"Will ich auch hoffen, mein Lieber. Ja, okay. Eomma sagt, dass ihr nach Hause kommen sollt. Bis gleich", erwidert er und verabschiedet sich auch schnell, damit Nuri ihm nicht die Ohren voll schreit.

Ohne auf meine Antwort zu warten, legt er auch schon auf. Ich stecke mein Handy zurück in die Hosentasche und informiere Yuna darüber, dass Nuri uns befehlt nach Hause zu kommen. Sie nickt einverstanden und steht ächzend vom Boden auf. Ich tue es ihr gleich und nehme auch direkt ihren Rucksack an mich. Sie hebt noch ihren Eisbecher und meinen Milchshake, den ich kaum angerührt habe, auf.

"Willst du den noch?", fragt sie mich mit einer Schnute, der mir vermitteln soll, dass sie ihn weitertrinken würde.

"Du kannst ihn gerne haben", antworte ich und tätschle ihren Kopf.

"Du bist der Beste!", ruft sie und trinkt fröhlich von dem Milchshake, während sie wie vorhin vormarschiert.

"Hey, aber zeig Jaemin den Becher nicht, sonst heult er mir die Ohren voll, dass ich ein mieser Verräter bin", bitte ich sie und kriege allein bei dem Gedanken Kopfschmerzen, was ein Drama Jaemin veranstalten würde.

"Geht klar. Das bleibt unser kleines Geheimnis", zwinkert sie mir zu und grinst über beide Ohren.

Ich schüttle schmunzelnd den Kopf und laufe im langsameren Tempo neben ihr her. Manchmal kann Yuna echt goldig sein.

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt