Um Mitternacht gehen die Jungs nach Hause, da sie mit mir auch Taehyung gewartet haben und mich nicht alleine lassen wollten, aber sie müssen alle morgen früh arbeiten und können nicht länger hierbleiben. Deswegen sitze ich nun in meiner Bettdecke eingewickelt im Schlafzimmer auf dem Bett und habe alle Lichter im Haus eingeschaltet, weil ich dennoch etwas Angst habe alleine zu sein. Zwar ist Yuna vor einer Stunde nach Hause gekommen, aber sie schläft friedlich in ihrem Bett und würde nicht mal aufwachen, wenn die Welt untergehen würde.
Ich frage mich wirklich, wo Taehyung hingegangen ist und ob er nun alleine auf den Straßen herumlungert, weil Namjoon auch irgendwann nach Hause muss. Besorgt starre ich immer wieder auf die Uhr und denke nicht mal daran, mich schlafen zu legen, wenn er nicht hier ist. Diese Situation ist merkwürdig und ungewohnt. In den letzten Jahren kam es gar nicht vor, dass Tae oder ich einfach abgehauen und nicht gesagt haben, wohin wir gegangen sind. Dieses Gefühl in mir fühlt sich überhaupt nicht gut an. Ich habe irgendwie richtige Bauchschmerzen und zerbreche mir die ganze Zeit den Kopf darüber, was passiert sein könnte.
Jedoch brauche ich nicht mehr lange nachdenken, da ich ihn die Treppen hochsteigen höre. Ich setze mich sofort auf und warte ab, bis Tae ins Zimmer kommt. Nach wenigen Sekunden tut er dies auch. Aber er schaut mich nicht mal an, sondern blickt zu Boden und geht zum Kleiderschrank. Entschuldigung? Was soll das?
"Wo warst du?", frage ich ihn mit gerunzelter Stirn.
"Spazieren", antwortet er knapp und dreht sich nicht zu mir um.
"Du bist zwei Stunden weg gewesen und hast mir nicht mal gesagt, wo du hingehst, Tae. Ich habe mir Sorgen gemacht", sage ich ihm und bringe ihn dazu mich anzuschauen.
Mehrere Sekunden mustert er mich emotionslos und hebt anschließend noch eine Augenbraue an. Wieso schaut er mich so an?
"Wenn ich arbeiten gehe, weißt du auch nicht, wo ich bin. Was macht es für einen Unterschied, ob ich einfach spazieren gehe oder arbeiten?", meint er und wendet sich wieder von mir ab.
Stumm starre ich seinen Rücken an und schaue dabei zu, wie er sein T-Shirt über seinen Kopf zieht und sich danach von seiner Hose befreit. Denkt er wirklich, dass ich mir keine Sorgen mache, wenn er auf der Arbeit ist? Wer hat ihm ins Gehirn geschissen?
"Da ist überhaupt kein Unterschied. Auch wenn du arbeiten gehst, habe ich Angst, dass dir etwas passiert. Es gibt so viele gestörte Menschen auf dieser Welt..", erwidere ich gereizt.
"Aha", kommt es nur monoton aus ihm, was mich wütend macht.
"Was 'Aha'? Kannst du mal sagen, was dein Problem ist? Ist irgendwas auf der Arbeit passiert oder so?", frage ich ihn gereizt und kämpfe mich aus der Decke heraus, die ich immer noch um mich habe.
"Nein, es ist nichts passiert und ich habe auch kein Problem. Hast du vielleicht ein Problem?", entgegnet er und stellt mir plötzlich eine Gegenfrage.
Verdutzt sehe ich ihn an und überlege, was MEIN Problem sein könnte. Es herrscht für mehrere Augenblicke komplette Stille zwischen uns, bis ich ihm sage, dass ich kein Problem hätte. Das wollte Tae anscheinend nicht hören, da er leise loslacht und sich ein sauberes T-Shirt zum Schlafen anzieht. Durch sein verächtliches Lachen verkrampft sich mein Herz in meiner Brust und diese Bauchschmerzen verschlimmern sich. Warum verhält er sich so?
"Wenn keiner von uns ein Problem hat, dann ist dieses Thema gegessen oder?", er dreht sich wieder in meine Richtung und hat ein falsches Lächeln aufgesetzt.
"Fühlst du dich nicht schlecht mir so ins Gesicht zu lügen?", möchte ich wissen.
"Lustig, dass du das sagst. Ich kann dich das auch fragen", kommt es aus ihm geschossen.
"Willst du mich eigentlich verarschen? WANN habe ich DICH angelogen?", keife ich ihn an und fühle mich komplett verarscht von ihm.
Was habe ich denn bitte gemacht, dass er jetzt so drauf ist? Ich habe nicht mal ein Problem und der reimt sich irgendwas zusammen, um mir jetzt auf den Sack zu gehen. Diese ganze Scheiße erinnert mich an damals, als wir noch Jugendliche waren und er sauer auf mich wurde, weil ich lieber was mit Hobi gemacht hatte als mit ihm.
"Bist du so dumm oder tust du nur so?", fragt er mich angepisst.
"Ja, ich bin dumm. Ich habe keine Ahnung über was du redest. Was ist der Grund dafür, dass du nun so zerknirscht bist? Erkläre mir das mal", zicke ich aufgebracht zurück.
"Du willst eine Erklärung? Ich gebe dir die Erklärung. Wie würdest du es denn finden, wenn ich lieber mit anderen Menschen über meine Probleme rede und dir rein gar nichts erzähle? Oder wenn du es mit der Anhänglichkeit übertreibst, aber ich dir nicht sage, dass du mich nervst und damit aufhören sollst? Nein, am besten gehe ich zu unseren Freunden und kotze mich bei ihnen aus, damit die dich anmeckern und als den dummen Vollidioten sehen. Sag mir mal, wie du dich gerade gefühlt hast, als ich dir nicht direkt gesagt habe, was mich stört", sagt mir furchtbar wütend und sieht mich dann zum Ende hin abwartend an.
Danach bringe ich nichts mehr über meine Lippen und wende meinen Blick von ihm ab. Er hat gerade das beschrieben, was ich die letzten Tage gemacht habe. Was soll ich darauf antworten? Er hat Recht. Es war scheiße von mir, obwohl ich das nicht mal wirklich absichtlich gemacht habe. Ich wollte ihn nur nicht belasten.
"Das Witzige an dieser Scheiße ist, dass du bei jedem anderen Bullshit damit anfängst, dass Kommunikation doch so wichtig sei und diesen Dreck sogar studiert hast. Es hat mich übrigens auch verletzt, dass du so verzweifelt und genervt reagiert hattest, als ich nach Hause gekommen bin. Wenn du Abstand willst, kann ich dir diesen geben. Ich schlafe einfach im Gästezimmer. Gute Nacht", fügt er noch hinzu und verlässt so schnell das Zimmer, dass ich nicht mal was sagen kann.
Er knallt die Tür hinter sich zu und lässt mich dadurch zusammenzucken. In mir bildet sich ein riesiges schlechtes Gewissen, welches mir schon Tränen in die Augen treibt. Ich bin wirklich ein bescheuerter Vollidiot. Ohne es eigentlich zu wollen, habe ich Taehyung verletzt, der nur für mich da sein wollte.
Keine Sekunde später krabble ich vom Bett runter und folge Tae eilig ins Gästezimmer, das sich am Ende des Flures befindet. Ich reiße die Tür dort auf und flenne fast los, als ich sehe, dass er sich wirklich dort ins Bett legen will. Mit schnellen Schritten gehe auf ihn zu und greife nach seinem Arm, um ihn aus dem Bett zu ziehen, aber Tae bleibt stur und fragt mich entsetzt, was das soll.
"Ich möchte nicht, dass du hier schläfst. Komm zu mir ins Bett! Ich kann ohne dich nicht schlafen. Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich mit meinem Verhalten verletzt habe. Ich wollte dich bloß nicht belasten", winsle ich und lege mich dann zu ihm ins Bett, um mich an seinen Rücken zu schmiegen und meine Arme um seinen Bauch zu schlingen.
"Meine Fresse. Da will ich einmal sauer auf dich sein und dann heulst du rum. Morgen bin ich wieder zickig, okay? Los, steh auf. Wir gehen in unser Bett", meckert er immer noch wütend, aber steht dann auf.
Wie ein kleines Schoßhündchen tue ich, was er von mir verlangt und dackle ihm den Weg ins Schlafzimmer nach. Tae legt sich ins Bett und ich klammere mich direkt mit Armen und Beinen an ihn, damit er nicht doch irgendwie gehen kann.
"Du nervst mich. Du nervst mich richtig", murmelt er erbost, aber legt seine Arme um mich und zieht mich näher an sich.
"Es tut mir leid", murmle ich eingeschüchtert.
"Halt die Schnauze und schlaf. Ich will nichts mehr von dir hören", mault er mich an und diesmal sage ich wirklich kein einziges Wort mehr.
DU LIEST GERADE
I fucking love you | Buch 2
FanficWillkommen zu dem zweiten Teil von I fucking hate you, der wie ihr sehen könnt 'I fucking love you' heißt. In dieser Story wird es mehr um Yuna, Jaemin und ihre Freunde gehen, aber Jeongguk und Taehyung so wie die anderen Charaktere in I fucking hat...