Kapitel 76

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Jaemins Sicht:

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, weil ich eben riesige Angst vor Taehyung hatte. Noch nie in diesen ganzen Jahren hat er Yuna und mich so angeschrien. Sonst ist Jeongguk derjenige gewesen, der uns zur Sau gemacht hat, aber anscheinend haben wir es diesmal wirklich auf die Spitze getrieben.

"Ich hätte mir fast in die Hose gemacht, wenn er euch noch weiter angeschrien hätte", sagt Mino mir, als ich meine Haustür aufschließe und ihn eintreten lasse.

"Tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest", murmle ich und ziehe meine Schuhe im Flur aus.

"Kein Problem, Jae. Ich war schon so oft dabei, als du von Jeongguk angeschrien wurdest. Da macht es nun auch keinen Unterschied mehr", lacht er mich an, da er merkt, dass es mir deswegen echt nicht gut geht und zieht sich ebenfalls die Schuhe aus.

Ich mustere ihn still und lege wie von selbst meinen Arm um seine Schulter, um ihn an mich zu drücken. Mino lächelt mich dadurch noch mehr an und umarmt mich von der Seite. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht und ich presse ihn etwas mehr an mich. Ich bin echt froh, dass er gerade hier ist. Wenn ich jetzt alleine gewesen wäre, hätte ich bestimmt geweint. Jedoch wird dieser süße und schöne Moment von meinem Vater zerstört, der mit einem Teller voller Kekse an uns vorbeiläuft, um ins Wohnzimmer zu gehen, aber er bleibt dann vor uns stehen und betrachtet uns für eigene Sekunden.

"Nuri! Ich glaube, beide Söhne stehen auf Männer!", schreit er meiner Mutter zu und geht anschließend fröhlich ins Wohnzimmer.

"Interessiert mich nicht wirklich, Schatz! Hauptsache sie sind glücklich!", ruft meine Mutter zurück und kommt dann aus dem Badezimmer.

Mino und ich lösen uns voneinander und werden von meiner Mutter angelächelt. Sie kommt auf mich zu und nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Dafür muss ich mich etwas bücken, da Eomma ein Zwerg ist.

"Ich wollte dich eigentlich auch anmeckern, aber Taehyung hat das ganz gut gemacht und du wirst auf ihn hören, verstanden? Er ist 18 Jahre älter als du und diese Sache mit Hyesung und Sora ist nicht dein Problem. Du bekommst dazu noch Hausarrest für die nächsten Tage. Kein Treffen mit Yeesul oder mit deinen anderen Freunden", teilt sie mir mit und schlägt mir leicht auf die Wangen, bevor sie sich von mir abwendet und zu meinem Vater ins Wohnzimmer hüpft.

Geschockt schaue ich ihr hinter her und kann nicht mal mehr etwas erwidern. Ich habe noch nie Hausarrest bekommen. Wie soll ich das bitte aushalten? Mino neben mir verkneift sich zu lachen und presst seine Hand auf seinen Mund.

"Eomma, das kannst du mir doch nicht antun!", rufe ich und laufe ihr hinter her.

Sie kuschelt sich gerade an meinen Vater und hebt ihre eine Augenbraue skeptisch an. Danach deutet sie mit ihrem Zeigefinger auf mich und ihr Lächeln von vorhin verschwindet. Mir rutscht das Herz in die Hose und ich schlucke hart. Oh, oh.

"Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren, Jeon Jaemin. Du bleibst Zuhause! Mein zweites Kind wird nicht auch noch die Schule wegen diesem Hyesung vernachlässigen. Wenn ich von irgendjemanden höre, dass du wieder Kontakt mit Sora oder Hyesung hattest. Dann knallt es, Freundchen", gibt sie streng von sich und ihr Blick verlangt keine Wiederrede.

"Wir meinen das ernst, Jaemin. Vielleicht hast du keine Angst vor ihm, aber wir und dein Bruder schon. Du weißt gar nicht, wie krank dieser Kerl wirklich ist und wollen dich vor ihm schützen. Jeongguk hat uns kein Sterbenswörtchen über Hyesung erzählt und ist mit Taehyung im Krankenhaus gelandet, weil sie es alleine regeln wollten. An dem Tag hätte ich beinahe deine Mutter, deinen Bruder, Taehyung und dich verloren. Willst du mir sowas nochmal antun?", schaltet sich nun mein Vater ein, der mich total ernst ansieht.

Am Ende kann ich diesen Schmerz, den er damals verspürt hatte, förmlich sehen. Mir wird unglaublich kalt und ich schaue betreten zu Boden. Leise entschuldige ich mich bei meinen Eltern und verlasse das Wohnzimmer. Mino steht noch im Flur und sieht mich völlig besorgt an. Schweigend gehe ich die Treppen nach oben und höre, dass mir Mino folgt. In meinem Zimmer angekommen, lasse ich mich sofort auf mein Bett fallen und vergrabe mein Gesicht in meinem Kissen. Heute ist ein absolut beschissener Tag. Ich will einfach nur noch schlafen, damit er endet. Mein bester Freund legt sich zu mir auf mein Bett und legt seine Hand auf meinen Rücken, um behutsam über diesen zu streicheln.

"Mach dir nicht so viele Gedanken. Sie machen sich einfach nur Sorgen um euch und wollen euch beschützen. Sie haben selbst Angst davor, was geschehen wird und können ihre Emotionen einfach nicht kontrollieren. Ich weiß, dass du es nur gut meintest, aber du bist in ihren Augen noch ihr kleines Baby", versucht er mich aufzumuntern und wuschelt mir dann durchs Haar.

"Aber ich will ihnen helfen", nuschle ich in mein Kissen und hebe meinen Kopf um in seine grüngrauen Augen zu schauen, die mich so liebevoll anschauen, dass ich dahin schmelzen könnte.

"Wenn du das tust, was sie von dir verlangen, dann hilfst du ihnen mehr, als dich auf jagt auf Hyesung und Sora zu machen", sagt er mir und streicht meine Haare aus meinem Gesicht, damit er mir einen kleinen Kuss auf die Stirn geben kann und lächelt mich schließlich breit an.

Ohne darüber nachzudenken, lege ich meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn näher an mich. Mino weitet seine Augen ein wenig, aber entspannt sich in der nächsten Sekunde wieder, als ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange gebe.

"Danke, dass du für mich da bist", flüstere ich ihm zu und fahre mit meinem Daumen über seine Wange. 

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt