I fucking love you | Buch 2

Kapitel 113

Jaemins Sicht:

Abends verabschiede ich mich von Mino und Mica, da Jonghyun mir eine Nachricht geschrieben hat, dass ich bald nach Hause kommen soll. Die beiden Brüder haben sich endlich mal ausgesprochen und lagen sich heute Morgen heulend in den Armen. Dabei entschuldigten sie sich gefühlte hundert Male beieinander und versprachen sich, dass sie immer füreinander da sind. Darum machen sie einen kleinen Filmabend zusammen, bei dem ich nicht stören will. Mino hat sich zwar jammernd an meinen Arm geklammert und wollte mich davon abhalten zu gehen, aber ich bin standhaft geblieben und laufe nun im Dunkeln nach Hause.

"Hey, JaeJae!", ertönt Yunas Stimme plötzlich hinter mir und lässt mich aufschrecken.

Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr, während sie auf mich zu joggt und anschließend ihre dünnen Arme um meinen Bauch schlingt. Warum ist sie um diese Uhrzeit alleine auf den Straßen? Jeongguk und Taehyung holen sie eigentlich immer ab, wenn es dunkel wird und sie niemand begleiten kann.

"Wo hast du dich bitte rumgetrieben, wenn du noch auf den Straßen herumlungerst?", frage ich sie grinsend und lege meinen Arm um ihre Schulter, um sie weiter zu ziehen.

"Yeesul und ich waren bei Juhee und haben Filme geschaut", antwortet sie mir und schaut lächelnd zu mir nach oben.

Yuna ist so klein. Sie geht mir einfach nur bis zur Brust und versucht jedes Mal einen auf Kampfhasen zu machen, wenn sie sauer auf mich ist. Juhee und Yeesul sind auch nicht viel größer und bilden zu dritt die perfekte Zwergen-Clique. Aber ich freue mich total, dass die drei zueinander gefunden haben, weil ich mir bei jeder von ihnen Sorgen gemacht habe, dass sie niemals gute weibliche Freunde bekommen. Ich habe mich auch total in Yeesul getäuscht und dachte, dass sie mich verachtend und mir das Leben schwer machen würde, doch sie behandelt wie jeder andere Mensch und ist meiner Meinung nach viel zu nett zu mir.

"Wie geht es Yeesul?", möchte ich wissen und schaue gerade aus auf die dunklen Straßen.

"Ihr geht es gut, Jae. Juhee und ich machen einen guten Job beim Aufheitern. Sie lacht sehr viel. Ich würde sagen, dass sie mehr mit uns an ihrer Seite lacht, als vor einigen Wochen mit dir. Ich bin froh, dass ihr nicht zusammengekommen seid, sonst hätte ich nicht so eine gute Freundin dazu gewonnen", gibt sie gnadenlos zu und klatscht mir die Wahrheit förmlich ins Gesicht.

"Das freut mich wirklich für sie. Ich habe ihr anscheinend wirklich nicht gutgetan", lache ich etwas und sie stimmt mir direkt zu.

Wir biegen in unsere Straße ein und bemerken schnell, dass weder bei Yuna noch bei mir Zuhause das Licht brennt. Yuna und ich sehen uns stutzig an und laufen etwas schneller, damit wir uns sicher gehen können, dass wirklich niemand Zuhause ist. Hä? Wieso haben die uns bitte nicht gesagt, dass die heute Abend ausgehen?

"Opa und Oma sind aber da. Sie haben mich heute Mittag angerufen und meinten, dass ich direkt zu ihnen gehen soll", teilt mir Yuna mit und zeigt auf das Haus von Taehyungs Eltern.

"Jonghyun hat mich vorhin auch angerufen. Irgendwas ist hier doch faul", sage ich ihr verwirrt und laufe mit ihr über die Straße.

"Ich bekomme auch ein unwohles Gefühl im Magen", murmelt sie und drückt auf die Klingel, als wir vor der Haustür stehen.

Nach wenigen Sekunden wird auch schon die Tür von Appa geöffnet und total blass im Gesicht ist. Er lässt uns schweigend rein und eilt ohne etwas zu sagen ins Wohnzimmer. Was geht hier eigentlich ab? Yuna wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor wir ihm mit eiligen Schritten folgen. Meine Eltern und ihre besten Freunde haben sich um die Couch versammelt und diskutieren leise über irgendwas.

"Könnt ihr uns mal verraten, was hier los ist?", frage ich genervt, weil ich es hasse, wenn sie uns irgendwas verheimlichen.

Die vier Erwachsenen drehen sich gleichzeitig zu mir um und legen ihre Zeigefinger auf ihre Münder, um mir zu sagen, dass ich meine Klappe halten soll. Überrumpelt blinzle ich sie an, aber schaue direkt zu Yuna, die einen erstickten Laut von sich gibt und an mir vorbei rauscht, um sich an ihren Großeltern durchzuzwängen und vor der Couch auf die Knie geht. Ich folge ihr mit meinem Blick und reiße meine Augen auf, als ich Jeongguk und Taehyung schlafend auf der Couch liegen sehe. Tae liegt auf Guks Brust und wimmert leise im Schlaf, während ihm Tränen aus seinen angeschwollenen Augenlidern über das Gesicht laufen. Mein Bruder, dessen Wange blau und total angeschwollen ist, hat seine Arme fest um Taehyung gelegt und hat sein Gesicht vor Schmerzen angespannt. Er hat einen Verband um seinen Hals gebunden und ist so blass im Gesicht, dass man meinen könnte, dass er tot ist. An seinen Armen sind auch etliche blaue Flecken und weitere Verbände wurden um seine beiden Handgelenke gebunden. Mein Herz setzt mehrere Schläge hintereinander aus und meine Hände fangen an zu zittern.

"Was ist mit ihnen passiert?", fragt Yuna weinerlich und streichelt den beiden sanft durch die Haare.

Ahri und Eomma fangen an zu weinen und wenden den Blick von den dreien ab. Ich laufe zu den beiden rüber und nehme sie sofort in den Arm. Sie krallen sich sofort an mich.

"Hyesung hat Jeongguk angegriffen und wollte ihn missbrauchen, aber unser Jeonggukie hat sich echt taff geschlagen und ihn sogar mit verbunden Händen bewusstlos gemacht. Dieses Arschloch ist durchs Kellerfenster geklettert und hat darauf gewartet, dass ihre alle aus dem Haus gewesen seid, damit er ihn dann überfallen kann", erzählt uns Jonghyun und kämpft selbst mit den Tränen.

"Wenn ich nicht so viel Angst gehabt hätte, hätte ich mich selbst gefeiert in diesem Moment", sagt Jeongguk plötzlich grinsend und öffnet seine müden Augen.

"Du hast nicht geschlafen? Und darüber macht man keine Witze, Jeongguk! Dir hätte noch schlimmeres passieren können! Du hättest sterben können, wenn er nicht aufgehört hätte, dich zu strangulieren!", kommt es wütend aus Eomma, die ihren Sohn direkt anschnauzt.

"Es ist aber nicht dazu gekommen! Mir geht es gut. Ehrlich! Ich habe schon schlimmere Schmerzen aushalten müssen, okay? Da machen mir die paar blauen Flecke auf meinem Körper auch nichts aus. Euch alle die ganze Zeit weinen zu sehen, tut mir mehr weh als alles andere. Ihr wisst doch alle, dass ich nicht so einfach klein zu kriegen bin. Darum bitte ich euch alle mir zu glauben, dass es mir gut geht. Wir müssen uns eher darüber Gedanken machen, was als nächstes passieren wird. Hyesung ist in Untersuchungshaft, aber es gibt noch eine Sora und Jeffrey, die zusammenarbeiten und uns allen an den Kragen wollen", erwidert Jeongguk ernst und scheint auch ein wenig genervt zu sein.

Sprachlos sehe ich meinen Bruder an und kann nicht glauben, dass der in diesem Zustand so gefasst sein kann, während wir anderen bei seinem Anblick durchdrehen. Jonghyun und Appa sehen sich gegenseitig an und fragen sich wohl auch, was mit diesem Typen nicht stimmt. Es gibt keine andere Person weit und breit, die so einen starken Charakter wie mein Bruder hat.

"Wir hören jetzt alle auf zu weinen und überlegen, wie wir uns alle schützen können, damit sowas nicht auch euch passiert. Setzt euch endlich hin und beruhigt euch!", befehlt er uns streng und seine laute Stimme verlangt keine Widerrede.

Wir zucken alle bei seiner Tonlage zusammen und setzen uns sofort auf den Boden oder auf die Couch bzw. auf die Sessel. Eomma und Appa sehen ihn mit großen Augen an und geben keinen Mucks mehr von sich. Taehyung bekommt rein gar nichts mit und schläft immer noch eingekuschelt in Jeongguks Armen, der uns gerade erbost anschaut und uns am liebsten hauen möchte, wenn er denn könnte.