Kapitel 15

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Ohne mich von den Beiden zu verabschieden, renne ich Yuna hinter her, die mit schnellen Schritten auf das Gebäude zu läuft und ihren Kopf gesenkt hält. Ich beschleunige meine Schritte und hole sie nach wenigen Sekunden ein. Sanft ergreife ich ihren Arm und bringe sie dadurch zum Stehen. Um uns herum wird sofort getuschelt und wir werden von allen angestarrt. Ich verkneife es mir die Augen zu verdrehen und stelle mich vor Yuna, die mich nicht ansehen möchte.

"Jaemin, l-lass mich los", verlangt sie mit zittriger Stimme und hört sich so an, als müsste sie gleich weinen.

"Nein, hör auf jedes Mal deine Gefühle zu unterdrücken. Ich weiß doch ganz genau, dass du gerade nur weinen willst!", murmle ich und nehme ihre Hand in meine.

Danach ziehe ich sie mit mir hinter das Schulgebäude, da niemand hier her kommt, weil hier nur die Papiermülltcontainer stehen. Ich schaue mich noch schnell um, weil ich keine Lust auf irgendwelche Zuschauer habe. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass uns niemand gefolgt ist, widme ich mich Yuna, die in der nächsten Sekunde in Tränen ausbricht und ihre Arme um meinen Bauch schlingt.

"Na, na! Es ist alles gut", flüstere ich leise und lege meine Arme um ihren Rücken.

"Ich hasse meine Mutter so sehr. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft dein Appa und Papa wegen ihr geweint haben. Ich hoffe so sehr, dass sie nicht zurück kommt, sonst muss ich wieder zurück zu ihr", erklärt sie mir schluchzend und vergräbt ihr Gesicht in meiner Brust.

Wie bitte? Das ist doch nicht ihr Ernst! Jeongguk und Taehyung haben sich seit Yunas Geburt um sie gekümmert. Die kann nicht irgendwann zurückkommen und Yuna wegnehmen, weil sie ihre "Mutter" ist.

"Warum denkst du, dass du wieder zurück zu ihr musst?", möchte ich wissen und streichle über ihren Kopf.

"Vor einigen Jahren habe ich das Telefonat zwischen den Dreien gehört. Es war wie damals an dem Tag, als sie gegangen ist. Nur sind Papa und Appa beide ausgerastet und haben gesagt, dass sie das nicht tun kann. Aber sie hat nur gesagt, dass sie sich das Recht nehmen wird, ihre Tochter zu sehen. Diese Schlampe hat dann aufgelegt und dein Bruder hat so angefangen zu weinen, sodass Taehyung ebenfalls weinen musste, obwohl er für ihn stark bleiben wollte", antwortet sie und weint noch mehr, als sie sich daran erinnert.

Wütend presse ich die Lippen zusammen und umarme Yuna noch fester. Taehyung und Jeongguk werden es niemals zulassen, dass Yuna ihnen weg genommen wird. Dafür lieben sie sie zu sehr und das sage ich ihr auch.

"Ich weiß, aber es tut so weh die Beiden leiden zu sehen. Man merkt ihnen an, dass sie sich oft darüber den Kopf zerbrechen. Vor allem wenn sie in mein Zimmer kommen und mir einen 'Gute Nacht Kuss' geben", flüstert sie leise und sieht mich hilflos an.

"Das einzige, was ich dir sagen kann, ist, dass du deiner Mutter deinen Hass für sie spüren lässt und ihr das Leben schwer machst, falls sie jemals zurückkommt. Sorg einfach dafür, dass sie so überfordert mit dir sein wird bis sie selbst sagt, dass sie das nicht kann. Jetzt hör auf zu weinen. Du bist doch immer noch bei ihnen", erwidere ich lächelnd und streiche ihr die Tränen aus dem Gesicht.

"Danke, Jaemin. Ich werde mein Bestes versuchen", schnieft sie vor sich hin und umarmt mich nochmal fest.

"Das mache ich doch gerne für meine Nichte", witzle ich herum und wuschle durch ihre braunen Haare, die bis zu ihrem Po reichen.

Murrend stoßt sie mich von sich und richtet ihre nun unordentlichen Haare. Sie hasst es, wenn ich das mache, aber mir macht es viel zu sehr Spaß, um aufhören zu können.

"Musst du nicht zu deinem 'Date-Stand', du Depp?", erwähnt sie und lächelt mich fies an.

"Fang bloß nicht damit an. Kannst du nicht ganz viele Lose kaufen und gewinnen, damit ich mit dir den Tag verbringen kann?", jammere ich los und folge ihr, da sie sich wieder auf den Weg zurück macht.

"Also, wenn ich da wirklich mitmachen würde, würde ich nicht dich auswählen, sondern deinen besten Freund Mino, weil er echt hübsch und sympathisch ist", entgegnet sie lachend und ich verziehe unauffällig das Gesicht.

Gespielt fange ich an zu lachen und meine, dass er sich darüber freuen würde, weil er auf hübsche Mädchen wie sie steht. Yuna lacht mit und schüttelt daraufhin den Kopf. Armer Ethan, wenn er das gehört hätte, wäre sein Herz schon lange gebrochen.

"Okay, ich gehe schon mal vor. Zia braucht meine Hilfe bei der Dekoration und bringt mich noch um, wenn ich nicht gleich auftauche. Viel Spaß beim Date-Stand", teilt sie mir mit und läuft dann davon.

Langsam bleibe ich stehen und sehe im Augenwinkel meinen kleinen besten Freund auf mich zu rennen. Wenn man vom Teufel spricht, kommt er ganz schnell angerannt.

Mit meinen 1, 83 Metern überrage ich Mino mit einem halben Kopf. Er hat hellbraune Haare und seine Augen eine Mischung aus grau und grün. Deswegen kann ich Yuna ein wenig verstehen, wieso sie ihn so toll findet. Vor allem seine Augen veranlagt jeden dazu ihm viel zu lange in die Augen zu starren und sie zu bewundern, doch es stört ihn wenig, wenn ich das tue, weil er daraus einen Anstarrwettbewerb macht, den er immer wieder verliert. Bei anderen zickt er sie entweder an oder fängt an mit ihnen zu flirten. Bei mir ist das so eine Art Herausforderung für ihn, da er meint, dass meine Augen sich in seine bohren würden und er es irgendwann schaffen will, unsere Blickduelle zu gewinnen. Viele sagen, dass ich sie mit meinen Blicken durchbohre, aber mir fällt das nie auf.

"Ey, JaeJae! Wer war denn das Mädchen eben?", höre ich die Stimme meines besten Freundes schon von weitem und verdrehe die Augen.

Als er bei mir angekommen ist, schlägt er mir viel zu fest auf den Rücken und legt dann einen Arm um meine Schulter. Ich werde runter gezogen und bin gezwungen mit krummen Rücken weiter zu laufen.

"Das war Yuna! Die Tochter meines Bruders, schon vergessen? Kannst du mich bitte los lassen? Wegen dir bekomme ich noch einen Buckel!", antworte ich auf seine Frage und meckere ihn sogleich an.

"Yuna? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass sie so hübsch ist", entgegnet er überlegend und befreit mich aus seinem Klammergriff.

"Denk gar nicht mal dran, Mino", warne ich ihn und sehe ihn giftig an.

Unschuldig hebt er seine Hände hoch und will mir damit verklickern, dass er sie nicht anfassen wird. Seufzend laufe ich einfach weiter und lasse ihn stehen, weil mir das einfach zu blöd wird.

"Hey, chill doch mal! Ich werde Yuna in Ruhe lassen. Ich habe sowieso keinen Bock von deinem Bruder und seinem Ehemann in kleine Stücke zerissen zu werden. Mir kommt es sowieso so vor, als würde dein Bruder mich nicht mögen", rennt er mir hinter her und kratzt sich den Hinterkopf.

Jeongguk mag ihn tatsächlich nicht, aber das behalte ich für mich. Er meint, dass Mino ein scheiß Angeber wäre und jeden Monat eine neue Freundin hat. Wenn ich meinen Bruder auch noch erzählt hätte, dass er mal zwei Freundinnen gleichzeitig hatte, dann würde er komplett ausrasten. Darum erzähle ich Jeongguk auch nicht so viel über Mino, weil er ihn sonst noch mehr hasst und ich würde meinen besten Freund gerne noch behalten.

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt