Kapitel 119

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Jeongguks Sicht: 

Ich weiß nicht, wie lange ich Hyungjin umarmt und mich einfach ausgeheult habe. Aber es geht mir danach so viel besser und dieses enge Gefühl, der sich seit Samstag in meinem Brustkorb gebildet hat, ist endlich verschwunden. Vorsichtig löse ich mich von Hyungjin und wische mir über mein durchnässtes Gesicht. Durch meine Tränen brennen meine Wangen und meine Nase ist verstopft. 

"Geht es dir besser?", fragt mich der Blonde und schaut mich neutral an. 

Der arme Kerl saß die ganze Zeit einfach nur schweigend neben mir und ließ mich heulen. Meine Familie hätte mich versucht aufzumuntern, damit ich aufhöre zu weinen. Aber nur so bin ich dieses eklige Gefühl in mir los geworden. 

"Ja, dankeschön. Ich habe das echt gebraucht. Mein ganzer Verband ist jetzt nass", lache ich etwas und ziehe den Stoff um meinen Hals von meiner Haut. 

Hyungjin dreht seinen Kopf weg und fängt ebenfalls an zu lachen. Schmunzelnd sehe ich seinen Hinterkopf an und nehme den Verband von meinem Hals ab, weil dieses nasse Gefühl des Stoffs sich unangenehm auf meiner Haut anfühlt. 

"Kein Problem. Mich freut es, dass ich helfen konnte", sagt er lächelnd und errötet stark, als sich unsere Blicke treffen. 

"Könntest du den anderen bitte nicht verraten, dass ich jetzt wie ein Baby geflennt habe?", frage ich ihn zögerlich, da sie sich sonst schlecht fühlen. 

"Das kann ich machen, aber sie werden so oder so bemerken, dass du geweint hast, weil deine Augen und deine Nase rot sind. Dein Mann wird mich verprügeln, wenn er dich so verheult sieht", antwortet er und schnauft belustigt. 

"Ach, der ist sowieso eine Dramaqueen zur Zeit. Er macht sich viel zu viele Sorgen um mich. Mit dem Alter verstärken sich unsere Ängste immer mehr und das merke ich bei ihm. Anscheinend ist seine größte Angst wirklich, mich zu verlieren", seufze ich und ziehe meine Beine an meinen Oberkörper, um meine Arme um sie zu legen. 

Der Jüngere stimmt mir brummend zu und spielt mit seinen Fingern, die in seinem Schoss liegen. Danach runzelt er die Stirn und schaut mir wieder in die Augen. 

"Ist das nicht klar gewesen? Er liebt dich vom ganzen Herzen und ihr hockt schon eurer ganzes Leben aufeinander. Ich habe auch Angst, Ethan irgendwann zu verlieren. Es ist sicherlich unvorstellbar, wie sich Taehyung dann fühlen muss. Du willst ihn doch auch nicht verlieren", meint er und sieht etwas irritiert wegen meiner Aussage aus. 

"Natürlich will ich ihn nicht verlieren. Aber ich denke nicht darüber nach, sondern genieße die Tage und Stunden mit ihm und bin einfach nur glücklich, dass er bei mir ist", erwidere ich bedrückt. 

"Er braucht nur etwas Zeit, um wieder runter zu kommen. Ich war selbst komplett schockiert, als ich dich heute Morgen gesehen habe. Vor allem diese Handabdrücke an deinem Hals sehen total schmerzhaft aus", sagt Hyungjin und klopft mir tröstend auf die Schulter. 

Die Handabdrücke auf meinem Hals schmerzen bestialisch, sodass ich sie kaum anfassen kann, ohne aufzujaulen. Ich kann von Glück sprechen, dass ich nicht bei jeder Bewegung Schmerzen bekomme. Das sage ich ihm jedoch nicht und nicke ihm bloß lächelnd zu. Plötzlich hämmert jemand gegen die Tür des Gästezimmers und erschreckt Hyungjin und mich somit. 

"Ihr seid seit einer halben Stunde weg! Ist alles okay bei euch?", höre ich auch schon meinen Ehemann hinter der Tür rufen. 

Belustigt schauen Hyungjin und ich uns an und stehen dann endlich vom Boden auf. Ich bedanke mich noch leise bei Hyungjin, bevor ich die Tür aufschließe und auch gleich von Tae in seine Arme gezogen werde. Grinsend umarme ich ihn zurück und muss es mir verkneifen aufzulachen.

"Du hast kurz gesagt", knurrt er den Blonden an und streichelt mir über den Kopf. 

"Entschuldigung, Taehyung. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Danke für das Gespräch", sagt Hyungjin monoton und klopft mir dankend auf die Schulter, bevor er sich an uns vorbei zwängt nach unten geht. 

Als Hyungjin weg ist, schiebt mich Tae etwas von sich und nimmt vorsichtig mein Gesicht in seine Hände, um mir einen Kuss zu geben. Danach analysiert er mein Gesicht und bemerkt natürlich, dass ich geweint habe. 

"Über was habt ihr geredet?", möchte er wissen und sieht so aus, als würde er Hyungjin hinter her stürmen und ihn verprügeln. 

"Geht dich nichts an", entgegne ich lächelnd und küsse ihm kurz auf die Nasenspitze. 

"Du hast aber geweint!", ruft er entsetzt und beleidigt. 

"Joa, lass mich doch weinen. Du weinst auch ständig, dann darf ich auch weinen", zucke ich mit den Schultern und kassiere einen entgeisterten Blick von Tae. 

"Du sollst aber nicht weinen", murmelt er leise. 

"Du auch nicht, aber du machst es trotzdem. Da kommen wir wohl nicht auf den selben Nenner. Entweder hörst du auf zu weinen oder wir werden unser ganzes Leben lang gemeinsam weinen müssen", gebe ich seufzend von mir und setze ein trauriges Gesicht auf. 

Er schaut mich böse an, aber sagt dann, dass er mir verspricht, mit dem Weinen aufzuhören. Das wollte ich hören. Zufrieden kneife ich ihm in die Wange und verteile kleine Küsschen auf seinem Gesicht.

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt