Kapitel 91

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Alles ist scheiße. Mein Leben ist scheiße. Meine Schulleistungen sind scheiße. Die letzten Entscheidungen, die ich getroffen habe, waren scheiße. Mino ist scheiße. Ich bin scheiße. Alkohol ist scheiße. Traurig sitze ich auf dem Rasen und schaue dabei zu, wie Ethan versucht dieses Arschloch von Mino vom Baum runterzuholen, den er erobert hat. Hyungjin umarmt mich und hat seinen Kopf auf meine Schulter gelegt. Er ist endlich von seinem Trip runter gekommen und schläft jeden Moment ein.

"Ich will nach Hause", murmle ich deprimiert. 

Meine Augen und meine Nasenspitze fangen an zu brennen, weil ich weinen muss. Mino sieht mich nur als ein weiteres Spielzeug von ihm und ich, dummer Spast, dachte, dass ich was besonderes für ihn bin. Hätte ich mal lieber auf meinen Bruder gehört, was Mino angeht. Hyung hebt seinen Kopf und schaut mich verwundert an. Als er sieht, dass ich den Tränen nahe bin, setzt sich ruckartig auf und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

"Wieso weinst du?", fragt er mich besorgt, als mir auch schon die Tränen über die Wangen laufen. 

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, sodass ich nicht mehr reden kann und einfach nur mit den Schultern zucke. Teddy zieht mich in seine Arme und drückt mein Gesicht in seine Schulter. Wie auf Knopfdruck fange ich noch mehr an zu weinen und umarme meinen besten Freund fest. Ich will wirklich nur noch nach Hause. 

"Mino, wenn du in zehn Sekunden nicht runterkommst, dann verprügle ich dich!", höre ich Ethan wütend schreien. 

"Ich bring dich jetzt nach Hause. Das könnte noch Stunden dauern", flüstert mir Hyungjin zu und streichelt über meinen Rücken, bevor sich von mir löst und aufsteht, um Ethan Bescheid zu geben, dass wir vorgehen. 

Mit wackligen Beinen stehe ich ebenfalls auf und wische mir die Tränen von den Wangen. Zum Glück ist niemand mehr um diese Uhrzeit auf den Straßen, sonst hätte ich mich zu Grund und Boden geschämt. Hyungjin gibt Ethan noch einen kurzen Kuss und kommt dann wieder auf mich zu. Eth schaut besorgt zu mir rüber und wirft mir einen Luftkuss zu. Ich lächle ein wenig und schicke einen Luftkuss zurück, bevor Hyungjin einen Arm um meine Schulter legt und mich mit sich zieht. Ich lehne mich erschöpft an den Größeren und komme mir einfach nur erbärmlich rüber. Jetzt weiß ich, wie sich Yeesul gefühlt hat, als ich ihr das Herz gebrochen habe. Das ist Karma. Irgendwo verdien ich diesen Schlag ins Gesicht. Bei dem Gedanken flenne ich wieder los und mir ist es so peinlich, dass ich jetzt so weine. 

"Ich schätze, dass du nicht nur Spaß mit Mino haben wolltest, sondern dich wirklich in ihn verliebt hast", murmelt Hyungjin leise. 

"I-Ich bin so dumm, Hyung", schluchze ich. 

"Du bist nicht dumm. Mino ist einfach nur ein betrunkenes Arschloch, der nicht über seine Worte nachgedacht hat", meint er und wuschelt mir durch die Haare. 

"Sagt man nicht im betrunkenen Zustand immer die Wahrheit?", frage ich ihn und kann ihn durch die ganzen Tränen und der Dunkelheit nicht mal mehr erkennen.

Darauf bekomme ich keine Antwort, sodass ich mich noch beschissener fühle. Den restlichen Weg schweigen wir, bis wir vor meinem Haus stehen bleiben. Hyungjin löst sich von mir und wuschelt mir sanft durchs Haar.

"Hör jetzt auf zu weinen, okay?", sagt er mir und wischt mir mit beiden Händen die Tränen von den Wangen. 

Still nicke ich und schniefe etwas. Teddy gibt mir eine feste Umarmung und wünscht mir eine gute Nacht. Danach geht er und ich bleibe alleine zurück. Als er außer Sichtweite ist, laufe ich rüber zu Jeongguks Haus und hole meine Schlüssel heraus. Ich schließe die Haustür auf und betrete leise den Flur. Es herrscht totenstille im Haus. Also scheinen alle zu schlafen. Im Flur ziehe ich meine Schuhe aus und gehe anschließend mit vorsichtigen Schritten die Treppe nach oben. In der Hoffnung, dass mein Bruder vielleicht wach sein könnte, schleiche ich zu seinem Schlafzimmer und öffne zögerlich die Tür. 

Angestrengt versuche ich irgendwas in Dunkelheit zu erkennen, aber sehe dann, dass Jeongguk unter Taehyung begraben wird, weil dieser sich auf ihn gelegt hat. Enttäuscht schließe ich die Tür wieder und gehe in mein eigenes Zimmer. Dort schalte ich das Licht an. Ich verziehe mein Gesicht wegen diesem grellen Licht und entledige mich erstmal meiner Kleidung, damit ich mich ins Bett legen kann. Müde kuschle ich mich in die Bettdecke und lege mein Handy auf den Nachttisch. Ich schließe meine schmerzenden Augen, jedoch bin ich urplötzlich hellwach. Der Tag kann doch nicht noch beschissener werden oder?

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt