I fucking love you | Buch 2

Kapitel 82

Ausgelaugt steige ich nach Feierabend zu Taehyung ins Auto und mein Ehemann bemerkt sofort, dass irgendwas passiert ist und fragt mich, ob alles okay ist. Ich sehe in sein besorgtes Gesicht und verziehe keine Miene. Yeesul hat mir alles erzählt, was zwischen ihr, Jaemin und Mino abgelaufen ist und wenn ich mich richtig erinnere, ist Taehyung noch gestern Abend rüber gegangen, um sich bei Jaemin zu entschuldigen und heute Morgen grinst er so blöd vor sich, weil er sie ganz bestimmt beim Akt gesehen hat. Ich bin nicht komplett behindert, um sowas nicht zu checken. Jedoch ist das nicht Taehyungs schuld, darum halte ich einfach meine Fresse und schüttle meinen Kopf.

"Nichts ist passiert. Die Kinder waren nur etwas anstrengend", lüge ich gekonnt und schnalle mich an.

"Achso, okay", erwidert Taehyung unsicher, aber fährt dann los.

Ich werde niemanden auf diesen Vorfall ansprechen. Zum einen habe ich es Yeesul versprochen, zum anderen will ich mich nicht mit diesen Idioten anlegen. Ich werde so tun, als wüsste ich von gar nichts. Auch wenn es mich wütend macht, dass mein Bruder meinem Ehemann sagt, dass er sowas vor mir verheimlichen soll. Denkt er wirklich, ich würde ausrasten, weil er mit seinem besten Freund fickt? Dann kennt er seinen großen Bruder nicht und mich enttäuscht das sehr.

"Jeongguk, du hast irgendwas", stellt Taehyung irgendwann fest und schaut mich an, als wir an einer roten Ampel stehen.

"Ich will nicht darüber reden. Bitte lass mich erstmal selbst meine Gedanken wieder fassen, bevor ich sie dir sage. Wenn ich es dir jetzt sage, dann werde ich zickig und wir fangen an zu streiten, worauf ich keine Lust habe", entgegne ich müde und sehe aus dem Fenster.

Darauf sagt Taehyung nichts mehr und scheint immer nervöser zu werden, desto näher wir unserem Haus kommen, da er mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herumtrommelt und sich auf die Unterlippe beißt. Genervt reibe ich mein Nasenbein und bleibe einfach ruhig.

"Willst du wirklich nicht darüber reden? Deine Aura macht mir Angst", platzt es nach zehn Sekunden aus ihm heraus.

"Nein, Taehyung", erwidere ich und halte meine Augen geschlossen.

"Bist du dir sicher?", hakt er nach und ich spüre seinen Hundeblick auf mir, der mich förmlich durchbohrt.

"Ja, ich bin mir sicher. Kannst du jetzt die Klappe halten und einfach fahren?", bestätige ich und merke, dass er mich mit seiner Sorge total wütend macht, darum soll er auch die Klappe halten.

Diesmal bleibt er endlich still und fährt einfach nur, ohne mich mit seinen Fragen zu nerven. Eigentlich nehme ich so welche Situationen, die auf der Arbeit geschehen, nicht mit nach Hause. Irgendwann lernt man das halt, aber weil Jaemin der Grund dafür ist, kann ich nicht aufhören darüber nachzudenken. Wieso macht mir mein Bruder das Leben so schwer? Er tut irgendwas, obwohl ich ihm sage, dass er verdammt nochmal lassen soll und dann muss ich alles ausbaden. Erst das mit Hyesung und Sora, jetzt mit Yeesul. Wieso sucht er sich ausgerechnet Personen aus, die einen Knacks in der Birne haben? Ich will Yeesul auch nicht mit den beiden vergleichen, aber sie hat psychische Probleme, die man behandeln muss.

"Wir sind da", reißt mich Taehyung aus meinen Gedanken.

"Okay", nicke ich das nur ab und steige aus.

Tae verfolgt mich mit seinen Augen und stellt sich sicherlich tausende Fragen, weil ich mich so komisch benehme, aber ich kann ihm gerade keine von ihnen beantworten. Mein Blick wandert zu dem Haus meiner Eltern, aber ich wende mich nach wenigen Sekunden von diesem ab und gehe auf meine eigene Haustür zu. Yuna hat uns scheinbar gehört und öffnet die Haustür, bevor ich meinen Schlüssel herauskramen muss.

"Hallo, Appa!", begrüßt sie mich fröhlich und gibt mir einen Kuss auf die Wange, als ich mich zu ihr runter beuge.

"Hallo, meine Prinzessin", lächle ich sie an und küsse anschließend ihre Stirn.

"Was zum Teufel ist mit Papa los? Der sieht so aus, als hätte er einen Geist gesehen", fragt sie mich, da Tae wie eine Leiche auf uns zu läuft und sich bestimmt denkt, dass ich sauer auf ihn bin.

Der arme Kerl. Ich erlöse ihn mal von seinem Leid. Grinsend gehe ich wieder auf Tae zu, der mich wie ein kleines Baby anschaut und küsse ihm lang auf die Lippen. Dadurch entspannt sich dieses Baby endlich mal und erwidert meinen Kuss. Irgendwann löse ich mich von ihm und wuschle ihm durch die Haare, bevor ich ihn an der Hand nehme und mit mir ins Haus ziehe. Yuna schüttelt belustigt den Kopf und schließt die Haustür hinter uns. Eigentlich will ich noch mit Yuna reden, aber jetzt kann ich das wohl vergessen, weil Tae seine Arme von hinten um mich geschlungen hat und kuscheln will.

"Schatz, lass mich bitte los. Wir können später kuscheln", bitte ich ihn und lache etwas, als er aufschnaubt und mich loslässt.

"Dann gehe ich halt kochen", schmollt er und läuft in die Küche.

Yuna grinst mich vergnügt an und will schon in ihr Zimmer gehen, aber ich packe sie an der Hand und zerre sie mit mir ins Gäste WC. Überrascht mustert sie mich, nachdem ich die Tür zu mache und mich an die Tür lehne.

"Du hast sicher mitbekommen, was in der Schule abging oder?", möchte ich von ihr wissen und sehe sie komplett ernst an.

"Wer hat es nicht mitbekommen? Jaemin und Mino waren heute das Gesprächsthema Nummer eins und nachdem Yeesul so ausgerastet ist, wurde nur noch darüber geredet. Anscheinend hat Yeesul echt geweint, nachdem sie es erfahren hat. Aber sie ist doch selbst schuld, wenn sie so komisch drauf ist", meint sie und seufzt genervt auf.

"Halt die Klappe, Yuna. Du hast gar kein Recht so über Yeesul zu reden. Als du dieses Video gesehen hast, bist du Jaemin gegangen und hast ihm Sachen an den Kopf geworfen, die weit unter der Gürtellinie waren", entgegne ich wütend, weil sie nicht besser gewesen ist und sie sich an die eigene Nase fassen soll, bevor er sie anfängt jemanden wegen seinem Verhalten zu verurteilen.

Sie verzieht das Gesicht bei meinen Worten und entschuldigt sich beschämt. Die heutige Jugend nagt wirklich an meinen Nerven. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Ich räuspere mich etwas und denke erstmal darüber nach, wie ich das jetzt sagen soll, weil sie deutlich abgeneigt von Yeesul ist, aber ich brauche ihre Hilfe.

"Ich weiß, dass du Yeesul nicht magst, aber kannst du dich vielleicht mit ihr anfreunden oder einfach nur mit ihr reden, wenn ihr in der Schule seid? Sie hat mir erzählt, dass sie kaum Freunde hat und nach der Sache mit Jaemin traut sie sich vorerst nicht mehr in die Schul-", gebe ich unsicher von mir und werde auch wie erwartet von meiner Tochter unterbrochen.

"Alter, Appa. Willst du mich verarschen? Ich soll mich mit der Ollen anfreunden? Das kannst du vergessen. Lass mich raus. Das Gespräch ist beendet", schüttelt sie aufgebracht den Kopf und möchte schon abhauen, aber ich bleibe vor der Tür stehen und verschränke stur meine Arme vor meiner Brust.

"Wir machen einen Deal, okay? Wenn du dich mit ihr anfreundest, dann hast du keinen Hausarrest mehr. Ich brauche wirklich deine Hilfe. Du hast nicht gesehen, wie sie geweint hat und zusammengebrochen ist. Ich musste sogar anfangen zu weinen, weil sie mir so leidgetan hat. Ich streite mich sehr, sehr oft mit ihr, da sie mich nicht an sich ranlassen will und sich gegen meine Hilfe wehrt. Kannst du mir glauben, dass ich sie heute zum ersten Mal weinen gesehen habe? Sie unterdrückt ihre Gefühle und kann sie dadurch nicht kontrollieren. Sie hat keine Familie, keine Freunde und fühlt sich so verlassen und ungeliebt. Ich will ihr doch nur helfen, Yuna. Kannst du mir diesen einen Gefallen tun? Bitte?", flehe ich sie verzweifelt an.

Meine Tochter schweigt für mehrere Minuten und scheint mit sich selbst zu ringen. Das verstehe ich natürlich. Ich würde auch nicht sofort begeistert zusagen, mich mit einer Person anzufreunden, die ich nicht mag. Irgendwann stöhnt sie genervt auf und stampft mit dem Fuß auf den Boden auf.

"Na gut. Ich freunde mich mit ihr an. Aber wenn sie mir zu blöd kommt, kannst du dir jemand anderes suchen, der sich mit ihr anfreundet", gibt sie nach und wird direkt von mir umarmt.

"Danke, danke, danke. Du bist die beste Tochter auf der Welt! Also kommst du morgen mit mir auf die Arbeit?", rufe ich und küsse mehrmals ihre Stirn.

"Oh, Mann. Apppaaa~.. Ja, ich komm mit", jammert sie los und lässt sich widerwillig von mir durch knuddeln.