Kapitel 107

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Am nächsten Morgen werde ich durch zwei Menschen aus meinem Schlaf geweckt, die meinen sich um halb zehn zu streiten. Grummelnd drehe ich mich auf die Seite und möchte meinem Freund umarmen, aber mein Arm fällt auf die kalte Matratze, auf der eigentlich Mino liegen sollte. Müde öffne ich meine Augen und sehe, dass er seine Zimmertür auch noch offen gelassen hat. Ich setze mich ächzend auf und reibe mir übers Gesicht, während ich Micas und Minos Schreie von unten hören kann. Oh, Mann. Hoffentlich bringen die beiden sich nicht um. Ich klettere von Minos  Bett herunter und mache mich auf den Weg nach unten. 

"Lass mich doch mal in Ruhe, Mino!", brüllt Mica aus der Küche, die ich sogleich betrete und die Stirn runzle als ich die beiden durchnässt der der Küchenzeile auffinde. 

"Halt die Klappe, du scheiß Rotzlöffel! Wenn ich nochmal sehe, dass du Mamas Kreditkarte nimmst, um dir Gutscheine für dein verblödetes Spiel zu kaufen, dann kannst du was erleben. Sie arbeitet nicht den ganzen Tag lang im Büro, damit du ihr Geld für sinnloses Zeug verprasselst", knurrt der Ältere ihn an und hat ihn fest am Handgelenk gepackt.

"Anstatt die ganze Zeit in ihrem scheiß Büro oder auf der Arbeit zu verbringen, kann sie sich auch mal um uns kümmern!", erwidert Mica mit gebrochener Stimme und reißt seinen Arm aus dem schmerzhaften Griff seines Bruders. 

Minos Gesichtszüge entgleisen vollkommen bei dem Worten seines jüngeren Bruders, sodass er ihn nur sprachlos anstarren kann. In den Augen des 14 Jährigen bilden sich Tränen und ihnen liegt so viel Schmerz, dass mein Herz bei seinem gebrochenen Anblick zerbricht. Er senkt seinen Blick und ballt seine Hände zu Fäusten. 

"Ich hasse es hier! Ich will zu Papa ziehen!", ruft er verzweifelt und so verletzlich, bevor er an mir vorbei rennt und aus der Küche flüchtet. 

Nach diesen Worten tropfen mehrere Tränen aus den Augen von Mino und er lehnt sich überfordert und geschockt gegen die Küchentheke hinter ihm. In meinem Bauch macht sich ein mulmiges und bedrückendes Gefühl breit und ich gehe mit langsamen Schritten auf meinen Freund zu. 

"Nicht nur er hasst es hier", flüstert Mino leise zu sich selbst und bemerkt meine Anwesenheit überhaupt nicht. 

Vorsichtig ziehe ich ihn aus diesem Grund an seinem Arm in meine Arme und sorge dafür, dass er überrascht zusammen zuckt und sich in der nächsten Sekunde in mein T-Shirt krallt. Als hätte ich ihm das Zeichen gegeben seinen ganzen angestauten Emotionen raus zu lassen, fängt er an zu schluchzen und presst sein Gesicht gegen meine Brust. Ich streichle ihm behutsam über den Kopf und hinterlasse mehrere Küsse auf seinem unordentlichen Scheitel. Leider ist so ein Streit alltäglich bei ihnen geworden. Falls Mino mal Zuhause ist, dann streiten sich die beiden Brüder immer wieder wegen dem selben Grund. Ihre Mutter, die die beiden vernachlässigt und sich kaum noch um sie kümmert. 

"Ihr solltet eure Frustration nicht am anderen auslassen. Wie lange habt ihr nicht mehr normal miteinander geredet, hm?", murmle ich leise und schiebe ihn etwas von mir, um seine Tränen von seinen Wangen zu wischen. 

"Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, wann wir das letztes Mal zusammengelacht haben", schluchzt der Kleinere und starrt mir mit geröteten Augen in meine. 

"Aber du weißt, warum er die Kreditkarte von deiner Mutter geklaut hat oder? Das war ein verzweifelter Versuch ein wenig Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen", erwidere ich und streichle sanft mit meinen Daumen über seine geröteten Wangen. 

"Mir ist das schon klar, aber er sollte mit sowas nicht anfangen. Nicht wenn es so aussichtslos ist. Sie ist nicht mal runter gekommen, obwohl sie deutlich gehört haben musste, dass wir uns gerade Streiten. Du bist sofort runter gekommen. Ich frage mich wirklich, ob sie uns überhaupt noch liebt oder uns nur noch hasst, weil wir unserem Vater so ähnlich sehen", wimmert er verzweifelt und schließt seine Augen mit schmerzverzerrtem Gesicht. 

Ich habe Minos schwache, zerbrechliche Seite lange nicht mehr gesehen, da er jeden Tag versucht das Beste aus diesem zu schöpfen, bevor er in diese traurigen vier Wände zurückkehren muss. Eigentlich bin ich der Einzige, der diese Seite von ihm kennt, weil ich alles mitbekommen habe und meinen besten Freund lange genug kannte, um zu bemerken, dass es ihm überhaupt nicht gut ging. Nicht mal Ethan und Hyungjin wissen über alles Bescheid, obwohl sie unsere besten Freunde waren. Wir redeten auch nicht oft über dieses Thema, weil es Mino wirklich mitnimmt darüber zu sprechen. Vielleicht war die Scheidung seiner Eltern auch ein Grund dafür, weshalb er sich nicht auf eine Beziehung mit mir einlassen wollte und in den letzten Jahren sich fest jede Woche mit jemand anderen vergnügt hatte. Ich war oft wegen seinem Verhalten genervt, aber das war ein persönlicher Selbstschutz für ihn, damit niemand mitbekommt, dass er in Wirklichkeit eine tiefe Trauer in seinem Herzen trug. 

"Es wird Zeit, dass du mal in Ruhe mit ihm redest und eure Beziehung wieder aufbaust. Du bist sein großer Bruder und er fühlt sich sicherlich von dir im Stich gelassen. Für ihn ist es noch schlimmer, weil er früher nie von deiner Seite wich und dich angehimmelt hat", rede ich auf ihn ein und lächle ihm aufmuntert zu. 

"Mica hasst mich bestimmt und will nicht mit mir reden", haucht Mino traurig. 

"So ein Quatsch. Er könnte dich niemals hassen. Jetzt geh endlich zu ihm und sprecht euch aus. Ich bleibe hier und mache für euch beide einen Beruhigungskakao", lächle ich und drücke ihm einen Kuss auf die nasse Wange. 

Danach lasse ich ganz von ihm ab und sehe ihn auffordernd an. Mino nickt leicht und verlässt die Küche mit zögerlichen Schritten. Ich könnte mir dafür selbst auf die Schulter klopfen. Anscheinend haben Jeongguks jahrelang Moralpredigten und seine Vorlesungen, die er mir immer vorgetragen hat, wenn er für die Uni gelernt hat, doch was genützt. 

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Jetzt ist Schluss mit Lustig in der Story, aber dafür nicht mit meinen wundervollen Flachwitzen:

Gehen 2 Bomben in den Keller. Sagt die eine zur anderen:

"Lass mal hochgehen."

"

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