Kapitel 188

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Hyungjins Sicht:

Scheinbar denken meine Freunde, dass ich im Kopf so eingeschränkt bin, um nicht zu bemerken, dass sie mich den ganzen Weg zum Park verfolgt haben. Seufzend schaue ich im Augenwinkel in die Richtung der drei Idioten, die komplett ins Schwarz gekleidet sind und Sonnenbrillen tragen. Sie verstecken sich jeweils hinter einem Baum und telefonieren offensichtlich miteinander, während ich allein auf einer Bank sitze und auf Ethan warte. Eigentlich bin ich nicht bereit für dieses Gespräch, aber wir müssen miteinander reden. Ich fühle mich zwar echt beschissen und würde am liebsten heulen, jedoch muss ich da durch.

Von Weitem sehe ich ihn schon auf mich zu laufen. Er trägt lustigerweise wie unsere Freunde einen schwarzen Jogginganzug und eine Kappe auf dem Kopf. Sein Gesicht ist ganz blass und seine Augen sind total gerötet und angeschwollen, als hätte er die ganze Zeit geweint. Mein Magen beginnt zu schmerzen und ein ungutes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Automatisch stehe ich auf, als er vor mir steht und begrüße ihn zögerlich.

"H-Hey", stammelt Ethan und seine Augen beginnen verdächtig zu glänzen, nachdem er mir kurz ins Gesicht schaut.

Ich wollte ihm eigentlich verraten, dass Juhee, Mino und Jaemin uns beobachten. Aber jetzt bin ich sogar ganz froh, dass sie hier sind. Wir setzen uns zusammen auf die Bank und ich schaue mich im Park um, weil ich ihn nicht ansehen kann. Ich höre ihn neben mir schniefen und kann mir schon denken, was er mir gleich sagen wird. Ein Gefühl der Taubheit macht sich in meinem ganzen Körper breit, sodass ich rein gar nichts mehr fühle.

"Ich habe nicht viel zu sagen. Du bist derjenige gewesen, der begonnen hat, sich komisch zu verhalten. Ich warte schon die ganze Zeit auf eine Erklärung deinerseits", sage ich ihm und wage es nicht, ihn anzusehen.

"Hyungjin, sieh mich bitte wenigstens an. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe und es beschissen von mir gewesen ist, dir aus dem Weg zu gehen. Aber ich kann das gerade irgendwie nicht", bittet er mich weinerlich und nimmt meine linke Hand in seine, was mich dazu bringt, ihm einen kurzen Blick zuzuwerfen.

"Was kannst du gerade nicht? Mit mir zusammen zu sein? Jetzt, wo ich endlich mal zufrieden und glücklich bin? Ethan... Ich verstehe ehrlich nicht, wieso du derjenige bist, der sich die Augen ausheult. DU willst mit MIR schlussmachen und nicht andersrum. Du hast mich über eine Woche lang, wie Dreck behandelt, um mir jetzt zu sagen, dass du das mit uns nicht kannst. Habe ich dir irgendetwas getan oder falsch gemacht?", fahre ich ihn etwas an und ziehe meine Hand aus seinem Griff, weil ich das alles lächerlich finde.

"Ich liebe dich immer noch, Hyung. Denkst du mir fällt dieses Gespräch leicht? Das Problem liegt auch eher bei mir. Ich komme mit deiner plötzlichen Veränderung nicht klar. Ich bin ständig so genervt und eifersüchtig, wenn alle irgendwas von dir wollen. Ich werde richtig sauer und lasse es automatisch an dir aus, weil du so glücklich mit ihnen wirkst, obwohl du früher mit mir am glücklichsten warst. Ich war sogar wütend, dass du bei Jaemin eingezogen bist, weil du von allen Seiten belagert wirst und ich sehe, dass es dir dadurch gut geht. Es ist so egoistisch und ich schäme mich so sehr für diese Gedanken. Darum brauche ich dringend eine Pause. Ich liebe dich wirklich, aber wir tun uns echt nichts Gutes, wenn ich diese Eifersucht nicht in den Griff bekomme", erwidert er verzweifelt von sich und ihm laufen mehrere Tränen aus den Augen, während ich ihn emotionslos anstarre.

Mich schockiert es, dass er mir eindeutig gesagt hat, dass ihn mein Glück und meine Freude stören. Sollen seine Partner etwa nur Augen für ihn haben? Ich habe damals doch auch akzeptiert, dass er mit der halben Schule befreundet war. Wieso darf ich das seiner Meinung nach nicht auch? Sieht er mich etwa als seinen Besitz?

"Bist du dir sicher, dass du mich liebst? Es hört sich eher danach an, dass du mich bloß als deinen Besitz siehst", frage ich ihn und merke innerlich, dass eine gewisse Abneigung sich in mir verstärkt.

"Natürlich liebe ich dich, sonst hätte ich mich niemals auf diese Beziehung eingelassen!", antwortet Ethan etwas aufgebracht.

"Ich kann dir nicht glauben. Wenn du mich wirklich lieben würdest, wärst du glücklich darüber, dass ich es aus meinem tiefen Loch geschafft habe. Du warst früher in Yuna verliebt, aber als sie nach Jahren immer noch kein Interesse an dir hatte, hast du dich mit mir abgefunden. Ich war jahrelang in dich verliebt und war wirklich glücklich darüber, dass du dich auf mich eingelassen hast. Vielleicht warst du einfach nur frustriert und hast nach ein Stückchen Liebe gesucht, so wie ich. Du liebst mich nicht. Dir hat nur meine Aufmerksamkeit gefallen, die sehr stark nachgelassen hat und darum bist du wütend. Ich bin nicht mehr so vernarrt in dich wie früher. Wir sollten keine Pause nehmen, sondern ganz Schluss machen", kommt es ruhig und gefasst aus mir, wodurch Ethans Gesichtszüge komplett entgleisen.

Sprachlos sitzt er neben mir und wendet seinen Blick langsam ab, während ihm kleine Bäche über die Wangen kullern. Unsere Beziehung ist zum Scheitern verurteilt gewesen. Allein aus dem Grund, dass ich ihm aus dem Nichts meine Liebe gestanden habe, als er traurig war, dass Yuna ihn nicht beachtete. Bestimmt spielte auch die Neugier bei ihm mit, weil er wissen wollte, wie es war mit einem Jungen zusammen zu sein. Wir sind auch nie weiter als Küssen gegangen, da wir Beide nicht bereit dazu waren und jetzt weiß ich auch, wieso ich mich dagegen so gesträubt habe.

"Wie kannst du bloß so kalt sein?", möchte er wütend wissen und packt mich am Kinn, um es in seine Richtung zu drehen.

"Hast du schon vergessen? Ich bin daran gewöhnt, verletzt zu werden... Ich gehe jetzt. Es wäre das Beste, wenn wir in der nächsten Zeit nicht miteinander sprechen", erwidere ich spöttisch und schlage seine Hand weg, um aufzustehen.

"Hyungjin! Du kannst uns doch nicht so leicht aufgeben!", weint er verzweifelt und steht ebenfalls auf, um meinen Arm festzuhalten.

"Ich brauche niemanden an meiner Seite, der sich wie meine Eltern verhält, Ethan!", rufe ich sauer und reiße meinen Arm an mich, während ich im selben Moment realisiere, was ich da gerade zu ihm gesagt habe.

Schockiert erstarrt Ethan in seiner Bewegung und reißt seine glasigen Augen auf. In mir zieht sich alles schmerzhaft zusammen und ich möchte irgendwas sagen, aber mir bleibt die Spucke im Hals stecken.

"E-Es tut mir leid", flüstert Ethan gebrochen und läuft anschließend mit schnellen Schritten davon.

Mir weicht das ganze Blut aus dem Gesicht und ich stolpere etwas zurück, um mich wieder auf die Bank zu setzen. Ich lege mir eine Hand über den Mund und fühle mich für den letzten Satz sowas von beschissen. Ethan ist auf keinen Fall so schlimm wie meine Eltern und trotzdem habe ich ihn mit ihnen verglichen. Jaemin und Juhee kommen aus ihrem Versteck hervor, während Mino meinem, jetzt, Ex-Freund hinterherrennt. Die Beiden setzen sich still neben mich und Jae klopft mir auf den Rücken, jedoch sagt er nichts. Juhee lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter und seufzt deprimiert. Mir schießen direkt die Tränen in die Augen, denen ich sofort freien Lauf gebe, als ich meine zwei besten Freunde bei mir habe. Ein fetter Kloß bildet sich in meinem Hals und ich fange an zu schluchzen. Die Taubheit entweicht endgültig meinem Körper und ein bitterer Schmerz macht sich in meiner Brust breit, der mir die Luft zum Atmen nimmt.

"Fuck, wieso weine ich erst jetzt?", gebe ich schluchzend von mir und wische mir über die Augen.

"Das ist schon in Ordnung. Lass alles raus, Teddy", murmelt Juhee mit zittriger Stimme.

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt