Kapitel 138

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Jaemins Sicht: 

Der Satan höchstpersönlich weckt mich am nächsten Morgen auf und teilt mir mit, dass ich bald in die Hölle auf Erden gehen muss. Mit schwerem Herzen öffne ich meine Augen und möchte meinen Wecker ausschalten, aber zwei muskulöse Arme schlingen sich um meinen Bauch und ziehen mich ruckartig zurück ins Bett. Derjenige vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und verpasst mir eine ekelhafte Gänsehaut. Was zum? Umständlich drehe ich mich zu Hyungjin und sehe verstört in sein schlafendes Gesicht. 

"Lass mich los, Fettsack!", rufe ich und winde mich aus seinen Armen. 

"Nur noch zwei Minuten, Schatz", murmelt er verschlafen und öffnet seine blöden Augen nicht, sondern versucht schon wieder seine Arme um mich zu legen. 

"Steck dir die zwei Minuten in den Arsch! Ich bin Jaemin!", maule ich ihn an und schlage seine Hände von meinen Hüften. 

Schlagartig öffnet Hyungjin seine Augen und zieht seine Hände zurück. Missbillig mustere ich ihn, während ich meinen Wecker ausschalte. Der Blonde reibt sich die geröteten Augen. Irritiert schaue ich seinen nackten Oberkörper an und frage mich, warum er kein Oberteil mehr trägt. Gestern Abend hat er ein T-Shirt von mir angezogen und in meinem Bett eingepennt, darum liegt er hier und schmiegt sich ohne Vorwarnung an mich. 

"Ich dachte, du wärst Ethan", sagt Hyung und setzt sich ächzend auf. 

"Wie du siehst, ist das nicht der Fall", erwidere ich und schließe meine schweren Augenlider erschöpft. 

"Wir hätten nicht so lange zocken sollen", gähnt er und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. 

Darauf antworte ich nicht, sondern stütze meinen Kopf auf seinem ab und döse vor mich hin, jedoch kommt mein Vater so wie fast jeden Morgen ins Zimmer und klatscht fröhlich in die Hände. 

"Guten Morgen, meine Kinder! Heute beginnt ein neuer wundervoller Tag für uns alle! Naja, für euch beide nicht so, weil ihr zur Polizei müsst, aber für mich wird das ein toller Tag, weil Jonghyun und ich einen schönen Tag miteinander verbringen", trällert er und setzt sich zu uns aufs Bett. 

"Appa, sei einfach ruhig. Es ist erst halb sieben", jammere ich und reibe mir über den Nacken, weil er so versteift ist. 

"Warum sind meine Kinder so Morgenmuffel? Seit 35 Jahren werde ich jeden Morgen angemeckert", beschwert er sich und schnippst mir gegen die Stirn. 

Ich zische auf und halte mir die schmerzende Stelle. Hyungjin lacht schadenfroh und steigt dann aus dem Bett, um sich wohl anzuziehen. Meine Motivation mich für die Schule fertig zu machen ist zum Mittelpunkt der Erde gesunken. Appa steht beleidigt auf und verlässt mein Zimmer, damit er sich bei Eomma beschweren kann.

"Ich nehme mir ein T-Shirt von dir, okay?", gibt er mir Bescheid, während er sich an meinem Schrank bedient. 

"Nur zu. Du kannst auch gucken, ob ich noch Oberteile von dir habe. Ich geh zuerst in Bad", nicke ich und stehe dann auch auf, um ins Bad zu gehen. 

Nach einer halben Stunde sind Hyungjin und ich fertig angezogen und verabschieden uns von meinen Eltern, da wir mit Yuna zur Schule laufen. Eomma umarmt erst mich und dann Hyungjin fest und lächelt ihn breit an. Der Blonde errötet so wie immer, aber er lächelt sie auch leicht an. Meine Mutter ist wohl die einzige Person, vor der Hyungjin sich nicht schämt, zu lächeln. 

"Viel Spaß in der Schule, meine Süßen", wünscht sie uns und schließt die Tür, als wir das Haus verlassen. 

Sofort schaue ich Hyungjin an und grinse breit los, was er unkommentiert lässt und ruhig rüber zu Jeongguks Haus läuft. Ich lasse ihn nicht so einfach entkommen, wenn er gerade so knuffig gelächelt hat. Er gibt es nie zu, aber wenn er bei mir Zuhause ist, fühlt er sich am wohlsten. Eomma und Appa überschütten meine Freunde ja nur so mit Liebe und das tut ihm gut. 

"Na? Würdest du jetzt gerne bei uns wohnen? Dann bist auch nicht mehr so einsam und musst nicht ständig in Angst leben, deine Wohnung zu verlieren", pikse ich ihm in die Rippen und kassiere einen festen Schlag in den Bauch. 

Keuchend krümme ich mich und halte mir verkrampft den Bauch. Woah, wenn Hyungjin einmal zuschlägt, dann ist es wirklich vorbei. Da kommt einem sofort das ganze Essen von gestern hoch. 

"Ja, ich würde gerne bei euch wohnen. Aber solange ich meine Wohnung noch habe, bleibe ich auch in dieser", erwidert er etwas gereizt. 

"Aua, was hast du auf einmal für Probleme? Gib doch zu, dass du nicht mehr alleine wohnen willst. Ich musste in den letzten Jahren so oft bei dir pennen, weil du dich dort unwohl gefühlt hast", maule ich ihn an und reibe über meinen Bauch, der immer noch schmerzt. 

Hyungjin will mich schon wieder schlagen, aber er hält in seinen Bewegungen inne und schaut überrascht zu Jeongguks Haus, aus dem laute Schreie ertönen. Augenblicklich rennen wir die letzten Meter zur Haustür und ich schließe diese mit meinem Chip auf, um dann ins Haus zu stürmen. Die Schreie kommen aus dem Wohnzimmer und als wir dieses betreten, bleiben wir wir erstarrt stehen. 

Jeongguk hat Yuna über seine Schulter geschmissen, die laut herumkreischt und ihm wie wild gegen den Rücken schlägt. Taehyung steht vor einer Frau, die ihr Gesicht mit ihren Händen verdeckt und anscheinend weint. 

"LASS MICH GEFÄLLIGST LOS! WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN, DIESE HURE HIER HER ZU BRINGEN?!", brüllt Yuna aggressiv und so rot wie ein Stoppschild.

Als sie anfängt Jeongguk über den ganzen Rücken zu kratzen und dieser zu schreien beginnt, eile ich sofort zu ihnen und halte ihr Hände fest. Ich reiße die Augen auf, als ich die dunkelroten Striemen auf Jeongguks Rücken sehe und kann mir vorstellen, wie höllisch das Schmerzen muss. 

"Warum geht diese Furie auf ihren eigenen Vater los?", fragt Hyungjin unbeeindruckt von Yunas Wutanfall. 

"Halt deine verdammte Fresse, du scheiß Bastard!", ruft sie unkontrolliert. 

"Sie rastet so aus, weil sie eine unberechenbare Göre ist, die von ihrer Wut geleitet wird. Anscheinend hat sie immer noch nicht verstanden, dass sie Leuten erstmal zu hören soll, bevor sie Taten sprechen lässt!", antwortet Jeongguk angestrengt und schmeißt Yuna unachtsam auf die Couch. 

Ihr Kopf knallt gegen die Rücklehne der Couch und sie gibt einen dumpfen Laut von sich, aber wenigstens konzentriert sie sich nicht mehr auf ihre Wut, sondern auf ihre Schmerzen. Ich habe meinen Bruder noch nie das Wort 'Göre' benutzen hören. Das ist echt komisch. Yuna schüttelt den Kopf und will etwas auf Jeongguks Worte erwidern, aber er und Tae schauen sie mit dem tödlichsten Blicken an, die sie jemals drauf hatten und lassen sie ängstlich zusammenfahren. 

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt