Kapitel 95

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Vor einer halben Stunde hat mich Ethan angerufen und mich zu Hyungjins Wohnung bestellt, um sich wohl zu erkunden, ob es mir gut geht nach meinem gestrigen Heulkrampf. Ich bin dann mit meinem Fahrrad zu ihnen gefahren und sitze nun in Hyungs Wohnzimmer. Eth starrt mich seit mehreren Minuten an und kneift die Augen zusammen, während der Blonde in der Küche Tee für uns drei macht. 

"Kannst du aufhören mich anzustarren?", frage ich ihn und hebe meine eine Augenbraue an. 

"Nein, ich habe dich gestern zum ersten Mal seit mehreren Jahren weinen gesehen und das auch noch wegen Mino. Falls es dich glücklich macht, ich habe ihn gestern noch geschlagen, als er vom Baum runtergekommen ist", antwortet er und hebt grinsend seinen Daumen. 

Ich lache bei seinem Grinsen auf und schüttle den Kopf. Ethan ist so ein Depp. Hyungjin kommt mit zwei weißen Tassen in seinen Händen ins Wohnzimmer und legt sie auf dem Couchtisch ab, bevor er zwei weitere Tassen holt und sich anschließend zu mir auf das Sofa setzt. Perplex sehe ich die vierte Tasse an und realisiere, das sie auch Mino angerufen haben. Ey, ne. Diese Konfrontation ist mir jetzt viel zu früh. Ich bin nicht mal bereit mit ihm darüber zu reden. 

"Leute, das ist echt lieb von euch. Aber ich habe keinen Nerv da-..", will ich ihnen schon sagen, dass ich abhaue, aber werde vom lieben Teddy unterbrochen. 

"Halt die Fresse und bleib auf deinem Arsch sitzen. Ich habe keinen Bock darauf, dass wir uns jetzt immer getrennt treffen müssen, weil du ihn nicht sehen willst", zickt er mich an. 

Ich will ihn schon anmotzen, aber es klingelt auch schon an der Tür. Hyungjin haut einfach ab und Ethan sieht mich entschuldigend an. Angepisst verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich wie ein bockiges Kind an die Rücklehne des Sofas. Teddy macht die Wohnungstür auf und ich höre auch schon Minos doofe Stimme, die ich eigentlich mag, aber ich bin sauer im Moment. Sie kommen dann zu zweit ins Wohnzimmer und Mino strahlt mich und Ethan an, bevor er auf einmal zu mir auf das Sofa springt und mich küssen will. Aus Reflex schubse ich ihn von mir weg, sodass er fast runterfällt, sich jedoch an meinem Arm noch festhalten kann. Ethan und Hyungjin ziehen scharf die Luft ein, während Mino mich mit aufgerissen Augen anschaut. 

"What the fuck, Jae? Warum schubst du mich so weg? Habe ich irgendwas gemacht oder so?", fragt er mich entsetzt und zieht sich an meinem Arm zurück aufs Sofa. 

Mir klappt der Mund auf und ich sehe ihn ungläubig an. Meint er die Frage ernst? Entweder er hat vergessen, was er gestern gesagt hat oder er denkt wirklich, dass es für mich okay wäre ein dummes Spielzeug für ihn zu sein. 

"Ich habe keinen Bock von jemanden geküsst zu werden, der mich nur als spaßiger Zeitvertreib sieht", beantworte ich wütend seine Frage und entreiße ihm meinen Arm. 

Irritiert und verständnislos starrt er mich an und schüttelt dabei seinen Kopf, während ich mich etwas von ihm entferne. Ethan hat seine Augen weit aufgerissen und merkt selbst, dass das eine scheiß Idee war uns hier her zu rufen. 

"Was redest du da? Du bist nicht nur ein Zeitvertreib für mich!", ruft Mino außer sich. 

"Was bin ich denn für dich?!", frage ich gereizt. 

"Du bist mein bester Freund!", erwidert er ohne zu überlegen. 

"Küssen sich beste Freunde, verpassen sich Knutschflecke und holen sich einen runter? Ich glaube ja nicht oder?", meine ich und in mir sammeln sich die Aggressionen. 

Danach schweigt er für einige Sekunden, die sich wie Minuten anfühlen, und sieht mich monoton an. Desto länger er schweigt und mich so blöd anschaut, desto ungeduldiger werde ich. 

"Warum hast du mir dann gesagt, dass du das Verlangen hast mich zu küssen, wenn du jetzt so ausrastest? Du hast doch mit dem Scheiß angefangen!", schiebt er mir die Schuld zu und bringt mich auf 180. 

"Alter, tust du nur so oder bist du wirklich so dumm? Ich habe das gesagt, weil ich Gefühle für dich entwickelt habe und du kannst mir nicht unterstellen, dass ich damit angefangen habe, weil es auch von deiner Seite kam!", rufe ich sauer und könnte ihm an die Gurgel springen. 

Seine Augen weiten sich bei meinen Worten, aber er schüttelt ruckartig seinen Kopf und setzt einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf. Das kann er doch nicht ernst meinen. Er sieht mich gerade genauso wie seine ganzen anderen Fotzen an. 

"Was kann ich denn dafür, dass du Gefühle für mich hast? Ich hab dir gesagt, dass das ein Kuss zwischen besten Freunden ist. Sorry, dass ich dich nur als einen Freund sehe", entgegnet er ruhig und eiskalt. 

Mein Herz bricht zum zweiten Mal wegen ihm und ein bitterer Schmerz breitet sich in meiner Brust aus, sodass ich Schwierigkeiten habe zu atmen. Jedoch atme ich tief ein und aus und erhebe mich ohne Wort vom Sofa. Ich bin raus. Der kann mich mal kreuzweise. 

"Wo gehst du jetzt hin?", fragt er mich nun unsicher und steht ebenfalls auf. 

"Ganz, ganz weit weg von dir. Mit den Aussagen hast du mir bestätigt, dass du doch nur deinen Spaß mit mir hattest. Ich verpisse mich jetzt und will deine hässliche Fresse auch nicht mehr sehen", grinse ich ihn an, aber meine Stimme trieft förmlich vor Verachtung. 

"D-Dann geh doch! Ist mir auch egal", ruft er mir noch hinter her, als ich mich umdrehe und das Wohnzimmer verlasse. 

Fick dich, Mino. 

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt