Kapitel 45

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Mino und ich verzweifeln mit jeder Sekunde immer mehr und wissen nicht, was wir machen sollen. Welcher Bastard hat uns überhaupt dabei gefilmt und das Video in die Gruppe geschickt? Wie asozial muss man eigentlich sein? Ich kann mich nicht mehr bei Yuna blicken lassen, wenn sie es gesehen hat. Die wird mich fertig machen.

"Wer hat das Video in die Gruppe gestellt?", frage ich Mino, der mein Handy in der Hand hat und sich das Video nochmal angesehen hat.

"Ähm.. Du hast ihn nicht eingespeichert, aber er heißt Seokhun.. Wer ist das?", erwidert er und sieht mich verwirrt an.

Was ist das eigentlich für ein Hurensohn? Warum schickt er sowas weiter? Wenn ich den jemals wieder sehe, dann werde ich ihm so eine reinhauen. Mein bester Freund stöhnt frustriert auf und schmeißt mein Handy achtlos auf die Matratze. 

"Ich kann doch nicht mit diesen Flecken auf dem Hals nach Hause gehen. Meine Mutter wird mir eine runterhauen", sagt Mino und reibt über die dunkelroten Knutschflecke, um sie irgendwie weg zu bekommen. 

Nicht nur ich bin erledigt, sondern er auch. Wenn seine Mütter wüsste, dass er sich durch die ganze Stadt vögelt, dann würde Mino schon längst in einem Internat stecken. Sie ist ultra streng und verbietet ihm so viel, aber wie jeder weiß, hat Mino einen eigenen Kopf und macht alles, was er will und kriegt es eigentlich immer hin das alles vor ihr zu verheimlichen. Sein Bruder Mica darf sogar noch weniger als er. 

"Das schlimme daran ist, dass ich nicht mal weiß, ob ich das gewesen bin", murmle ich und  mustere ihn unsicher. 

"Jaemin. Hast du das Video gesehen? Wenn wir gewollt hätten, wären wir auch im Bett gelandet und hätten die Nacht durch gefickt", gibt er genervt von sich. 

Ich verdrehe die Augen und sage einfach nichts mehr, bevor es zwischen uns eskaliert. Angepisst schaue ich aus dem Fenster, doch dadurch wird Mino wütend und steht von meinem Bett auf, um mich anzuschnauzen.

"Ist es etwa nicht so, dass wir beinahe soweit gegangen wären?", fragt er nach und verschränkt die Arme vor der Brust. 

"Haben wir nicht gesagt, dass wir nie wieder darüber reden?", erwidere ich sauer und verschränke ebenfalls meine Arme vor der Brust. 

Mino und ich haben sehr viele Geheimnisse, die wir niemanden, aber wirklich niemanden erzählen würden. Nicht mal Ethan und Hyungjin wissen davon und werden es auch niemals erfahren. Diese Geheimnisse schweißen mich und Mino zusammen, weil sie uns beiden unangenehm sind und wir lieber sterben würden, als das es jemand erfährt. Eines davon wäre halt, dass wir beinahe miteinander geschlafen hätten, da wir sturz besoffen waren und keinen klaren Kopf mehr hatten. Zu unserem Glück bin ich auf einmal so müde geworden, sodass ich einfach auf Mino eingepennt bin, der kurz darauf auch weg gewesen ist. 

"Ich kriege noch die Krise. Wieso hat er uns gefilmt? Es hätte jeder vergessen, wenn er das nicht getan hätte", jammert Mino los und fährt sich gestresst durch die Haare. 

Plötzlich wird heftig an meiner Tür gehämmert und das lässt uns beide zusammen zucken. Wir sehen uns mit riesigen Augen an und ich signalisiere ihm, dass er still bleiben soll, indem ich meinen Zeigefinger auf meinen Mund drücke. Mino nickt eifrig und presst seine Lippen zusammen.

"Jeon Jaemin, mach sofort die Tür auf", höre ich Yuna hinter der Tür sagen.

Panisch sehe ich mich im Raum um und suche nach meinem T-Shirt, das ich vorhin ausgezogen habe und ziehe es mir schnell über den Kopf. Danach stolpere ich zur Tür und schließe sie auf. Yuna knallt die Tür auf und holt plötzlich aus, um mir mit ihrer ganzen Kraft ins Gesicht zu schlagen. Mein Gesicht schellt zur Seite und fängt an vor Schmerz zu pochen, während ein schmerzerfüllter Laut meine Lippen verlässt. Mino, der hinter mir steht, zieht scharf die Luft ein. 

"Du bist so ein Arschloch, Jaemin! Ich hasse dich!", schreit sie mich an und sieht mich mit Tränen in den Augen an, bevor sie sich umdreht und Anstalten macht zu gehen. 

Will sie mich eigentlich verarschen? Was soll die Scheiße? Wütend packe ich sie am Handgelenk und ziehe sie ruckartig zurück, sodass sie gegen meine Brust knallt und mich schockiert anstarrt. Sie versucht sich aus meinem Griff zu lösen, aber ich denke gar nicht daran, sie los zu lassen. 

"Geht es dir eigentlich noch gut? Wer gibt dir das Recht mich zu schlagen, Yuna?!", schreie ich sie nun auch an. 

"Ich habe das Video gesehen, du scheiß Arsch! Lass mich los!", ruft sie schluchzend und schlägt mir schmerzhaft fest auf die Brust. 

"Wir waren da betrunken, Yuna. Betrunken! Denkst du, ich habe das extra gemacht, um dich zu verletzen oder was?!", knurre ich sie an und könnte gerade komplett ausrasten. 

"Ja! Du versuchst immer die Sachen, die ich mag, schlecht zu stellen! Seitdem wir klein sind, versucht du mir Mino auszureden und jetzt weiß ich, warum! Du stehst selbst auf ihn! Immer muss es um dich gehen!", meint sie weinend und macht mich sprachlos. 

Als hätte ich mich an ihr verbrannt, lasse ich sie los und entferne mich ruckartig von ihr. Nach wenigen Sekunden realisiert sie wohl, was sie gerade eben gesagt hat und weitet ihre Augen. Das ist der scheiß Dank? Seitdem ich klein bin, passe ich auf sie auf und möchte nicht, dass sie verletzt wird, weil sie so eine schreckliche Mutter hatte. Sogar an meinem Geburtstagen durfte sie meine Kerzen auspusten, damit sie nicht so traurig ist, weil ihre Mutter ihr noch nie einen Kuchen gebacken hatte. 

"Jae, es tut mir leid. I-Ich wollte das nicht sag-", stottert sie los und nimmt meine Hand in ihrere zitternde, aber ich reiße sie sofort weg und mustere sie monoton. 

"Nein, entschuldige dich nicht. Wenn du so von mir denkst, dann ist ja die Sache gegessen. Ich bin in deinen Augen ein egoistisches Arschloch und ich soll mich nicht mehr in dein Leben einmischen, okay. Ich habe es verstanden. Du kannst aus meinem Zimmer verschwinden. Ich lasse dich von nun an in Ruhe", sage ich ihr und drehe mich anschließend von ihr weg. 

Mino starrt mich geschockt an und bringt einfach nicht über seine Lippen, obwohl er seinen Mund auf und zu klappt. Yuna klammert sich an meinen Arm und entschuldigt sich weinend bei mir, aber ich schubse sie von mir weg und sehe ihr ernst in die Augen. 

"Ich sagte, verschwinde aus meinem Zimmer. Ich weiß ja jetzt, was du wirklich von mir denkst", zische ich sie an und sie sieht mich schluchzend an. 

Mir tut dieser Anblick unbeschreiblich weh, aber es schmerzt noch viel mehr, dass sie so etwas zu mir gesagt hat. Ich hätte niemals erwartet, mir sowas von ihr anhören zu müssen. Yuna dreht sich auf einmal um und rennt weinend aus meinem Zimmer. Wie auf Knopfdruck fangen meine Augen auch an zu brennen und mir fließen mehrere Tränen aus den Augen, die ich schnell wegwische. 

"Jaemin.. Warum hast du das gesagt?", kommt es sanft aus Mino, der mir von hinten eine Hand auf die Schulter legt.

Ich zucke schluchzend mit den Schultern und weiß auch nicht wirklich, warum ich das gesagt habe. Es hat mich einfach nur verletzt, dass sie so von mir denkt. Mino dreht mich zu sich und umarmt mich dann fest. Ich erwidere seine Umarmung und unterdrücke es zu weinen.

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt