Kapitel 110

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Danach zerrt er mich gewaltsam auf die Beine und drückt mich mit dem Gesicht an die Wand. Meine Handgelenke schmerzen durch seinen festen Griff und er schnürt mir sicherlich die Blutzufuhr ab, da meine Fingerspitzen anfangen zu kribbeln. Mein Herz rast so schnell in meiner Brust, jedoch versuche ich ruhig zu bleiben, um klar denken zu können. Ich muss auf einen Moment warten, an dem ich ihn überwältigen kann. Hyesung holt irgendwelche Kabelbinder aus seiner Bauchtasche und bindet meine Hände zusammen. Ich zische laut auf, als er das Kabel viel zu eng zieht und sehe ihn giftig an.

"Schau mich nicht so böse an. Wenn du dich nicht so dagegen sträuben würdest, müsste ich das alles gar nicht tun", haucht er in meinen Nacken und legt seine Hände auf meine Hüften.

Purer Ekel durchfährt meinen Körper und ich knalle meinen Hinterkopf gegen seinen Kopf. Ich kann nicht erst auf einen Moment warten. Dafür ekle ich mich viel zu sehr vor seinen Berührungen. Er lässt mich sofort los und hält sich seine blutende Nase, die ich ein weiteres Mal getroffen habe. Ich drehe mich in seine Richtung und gebe ihm noch eine Kopfnuss, bevor ich so schnell wie möglich aus dem Wohnzimmer renne und zur Haustür will, um nach draußen zu flüchten. Leider macht mir Hyesung auch da einen Strich durch die Rechnung und packt mich plötzlich an den Haaren. Ich kreische auf, als er mich an diesen zu Boden schmeißt und mir dabei mehrere Haarsträhnen rausreißt.

"VERDAMMTE SCHEISSE!", brülle ich verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll.

Hyesung beugt sich über mich und lächelt mich fies an. In meinen Augen bilden sich Tränen der Wut und Verzweiflung, die mir nach wenigen Sekunden auch über die Wangen laufen. Er zieht mich an meinem T-Shirtkragen auf die Beine und kommt mir so unheimlich nahe, dass ich seinen stinkenden Atem auf meinem Gesicht spüre. Ich halte automatisch die Luft an und sehe ihm in die beinahe leblosen Augen. Wie lange war er in diesem scheiß Keller? War der schwarze Van vor unserem Haus einfach nur Ablenkung für uns gewesen?

"Du entkommst mir nicht mehr so einfach. Dein Taehyung wird dich diesmal nicht retten können. Ich bin sowieso besser als er und werde auch ganz sanft zu dir sein", lacht er gehässig und macht mich so aggressiv.

"Wag es dich, mich irgendwie falsch anzufassen. Ich werde dir deinen Schwanz abhacken", knurre ich hasserfüllt und kicke ihm mit meinem Knie in die Eier, sodass er sich stöhnend krümmt und eine Hand auf seine Kronjuwelen presst.

Natürlich nutze ich meine Chance und hebe mein Knie ein weiteres Mal an, um mit diesem sein grässliches Gesicht zu demolieren. Er schreit voller Schmerzen auf und ich habe ihm sicherlich die Nase gebrochen, so oft wie ich schon auf diese geschlagen habe. Da er gerade geschwächt ist, ramme ich ihn mit meinem ganzen Körper gegen die Wand hinter ihm, sodass er heftig dagegen knallt und seinen Hinterkopf anstoßt. Er taumelt etwas und scheint Sterne vor seinen Augen zu sehen, weil er orientierungslos durch den Flur schaut. Ich laufe schnell zur Haustür und drehe mich mit dem Rücken zu ihr, um sie mit meinen Händen öffnen zu können, aber ich habe jegliches Gefühl in den Fingern verloren und kann den Türgriff nicht greifen.

"Komm schon! Wieso ausgerechnet jetzt?", rufe ich weinerlich, aber werde im selben Moment am Oberarm gepackt und von der Tür weggezogen.

"Ich wollte ja irgendwie noch nett zu dir sein, aber jetzt hast du es dir endgültig verspielt", zischt Hyesung vollkommen wütend und schubst mich im Wohnzimmer auf die Couch.

Nun verfalle ich wieder in Panik und fange an mit meinen Beinen zu strampeln, damit er mir nicht näherkommen kann, doch er hält mein rechtes Bein fest und drückt es brutal auf die Seite. Ich will nicht das gleiche Schicksal erleben wie Doyun. Ich will nicht, dass er mir noch ein Trauma verpasst. Ich weiß selbst, dass ich danach niemals wieder der Gleiche sein werde.

Mit diesem Gedanken sich irgendwas in meinem Kopf um. Denn ich fange an zu schreien. Ich schreie so laut und lang, dass es mir selbst die Ohren weh tun. Er war gerade dabei meine Beine auseinander zu spreizen, aber nun presst er sich die Hände auf die Ohren und brüllt mich an, dass ich gefälligst die Fresse halten soll. Jedoch kann ich nicht mal aufhören, wenn ich es wollen würde. Desto mehr er mich anbrüllt, dass ich aufhören soll, kreische ich noch lauter und kicke ihn mit voller Wucht von mir runter. Er taumelt nach hinten und versucht sich an meinem Bein festzuhalten, aber ich trete ihm gegen den Brustkorb. Er verliert sein Gleichgewicht und fällt rückwärts nach über die Armlehne. Ich weite meine Augen, als er mit seinem Hinterkopf gegen die Tischkante des Beistelltisch knallt und schließlich bewusstlos auf dem Boden liegen bleibt.

Schwer atmend setze ich mich auf und erhebe mich langsam von der Couch. Ist er wirklich bewusstlos? Ich gehe auf Hyesung zu und trete ihm gegen die Rippen, aber von ihm kommt keine Reaktion. Erleichterung durchfährt meinen Körper und ich renne sofort zur Haustür. Ich knie mich vor die Tür und beiße auf den Türgriff, um diesen runterzudrücken und die schwere Haustür auf zu ziehen. Meine Zähne schmerzen bei diesem Tun, aber mein Wille, hier raus zu kommen, ist viel stärker als alles andere. Nachdem die Tür etwas geöffnet ist, zwänge ich mich durch die Lücke und stolpere nach draußen und wäre fast über die drei Treppenstufen vor der Tür gefallen, aber ich habe mich noch rechtzeitig aufgefangen und gehe diese mit schnell hinunter und sprinte über die Straße zu Taehyuns Eltern. Da ich keine Schuhe anhabe, bohren sich die Unebenheiten des Asphalts in meine Fußsohlen und bereiten mir totale Schmerzen. Vor ihrem kleinen Tor bleibe ich stehen, weil ich nicht weiter komme mit den verbundenen Händen hinter meinem Rücken. Ich will schon nach ihnen schreien, aber Jonghyun kommt im nächsten Moment aus dem Haus gestürmt.

"Was ist passiert?!", fragt er mich hysterisch und reißt das Tor auf.

"Hyesung war im Haus und hat mich angegriffen! Er liegt bewusstlos im Wohnzimmer", antworte ich völlig durch den Wind und sehe Ahri im Türrahmen stehen, die mich schockiert anschaut und sich direkt umdreht, um die Polizei zu rufen.

"Ich habe euch verdammt nochmal gesagt, dass ihr keine Schalltrennwände ans Haus anbringen sollt! Wir haben rein gar nichts mitbekommen!", schimpft er mit mir und zieht mich dann in die Arme, als er sieht, dass ich am ganzen Körper zittere.

Schluchzend vergrabe ich meinen Kopf in seiner Schulter und bin so froh, dass ich jetzt etwas sicherer bin. Ich höre wie Ahri aus dem Haus gerannt kommt und meine Hände von dem Kabelbinder befreit. Ruckartig lege ich dann meine Arme um meinen Schwiegervater und beginne noch mehr zu weinen. Ich hatte richtige Angst, dass er mich auch missbrauchen würde oder mich umbringt.   

I fucking love you | Buch 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt